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TTB 102: Die Wächter der Sternstation

TTB 102: Die Wächter der Sternstation

Titel: TTB 102: Die Wächter der Sternstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Schimmels und der Pseudoblätter verbarg sich ein geheimnisvolles Etwas, dem sie Nahrung, Bekleidung, Wärme und andere Lebensnotwendigkeiten verdankten. Nestamay hatte ihren Großvater schon oft mit Fragen nach diesem seltsamen Lenker ihres Schicksals bestürmt, aber seine Antworten waren verwirrend gewesen.
    Es war kein Mensch, aber es konnte denken. Es war keine Maschine, aber es funktionierte nicht mehr richtig. Es war praktisch unsterblich, aber ein Hitzestrahl konnte es auf der Stelle töten. Es versorgte sie mit Nahrung, brachte aber auch die Dinge hervor, von denen sie nachts in Angst und Schrecken versetzt wurden. Nestamay verglich es oft mit ihrem Großvater – unberechenbar, oft aus keinem erkennbaren Grund schlechter Laune, aber eine Art Fels in der Brandung des Lebens, an den man sich halten mußte, weil sonst nirgendwo Halt zu finden war.
    Nachdem sie jetzt erwachsen war, dachte sie oft daran, daß Großvater eines Tages sterben würde – und dann mußten sie und ihre Altersgenossen das Wissen anwenden, das Großvater von seinem Vater und dessen Vater übernommen und weitergegeben hatte. Und dieses Wissen reichte aus, um den Launen des geheimnisvollen Wesens im Mittelpunkt der Kuppel entgegenzuwirken.
    In dem Leben dieser Menschen gab es nichts, was sich nicht ständig verändert hätte – bis auf die Wüste um die Station. Die blieb immer gleich. Gelegentlich waren im Sand Spuren zu sehen. Aber der Nachtwind löschte sie aus, und am nächsten Tag war wieder alles wie zuvor.
    Nestamay schüttelte energisch den Kopf, als wolle sie damit jeden Gedanken an die Wüste vertreiben, und ging weiter. Jetzt war der Thermosbehälter nicht mehr so schwer wie vorher.
     
    *
     
    Jasper gehörte zu der übernächsten Gruppe, die einen Stapel Alteisen aus dem Weg räumen mußte, weil das Ding ihn auf der Flucht umgestoßen hatte. Nestamay ließ ihn absichtlich bis zuletzt warten, bevor sie ihm seine Ration gab. Er lachte spöttisch.
    »Heute morgen machst du aber kein sehr fröhliches Gesicht, Nestamay!« meinte er grinsend. »Großvater hat wohl mit dir geschimpft, was?«
    »Nein.« Nestamay warf trotzig den Kopf zurück. »Zur Abwechslung hat er mich sogar gelobt. Das verdanke ich allerdings bestimmt nicht dir, du ...«
    »He, langsam!« Jasper zog die Augenbrauen in die Höhe. »Jetzt soll auf einmal ich schuld daran sein, nicht wahr? Ich brüte die Dinge aus und lasse sie während deiner Wache los, um dich in Schwierigkeiten zu bringen!«
    »Jedenfalls gibst du dir alle Mühe, das kannst du nicht abstreiten!« antwortete Nestamay heftig. »Was wäre denn geschehen, wenn ich gestern nachgegeben hätte und mit dir gegangen wäre?«
    Jasper lachte höhnisch. »Meine Liebe, du vergißt, daß nicht ich Wache hatte, sondern daß du eingeteilt warst. Schließlich hast du mir nicht einmal gesagt, daß du dorthin wolltest!«
    Nestamay erblaßte vor Wut über diese unverschämte Lüge. Sie stampfte heftig auf. »Du widerst mich an, Jasper!« sagte sie empört.
    »Schade«, meinte Jasper und wandte sich ab. »Trotzdem wirst du mich eines Tages nehmen müssen. Oder glaubst du, daß dir eine andere Wahl bleibt? Es nützt nicht einmal, wenn du heulend zu deinem geliebten Großvater rennst. Der schickt dich bestimmt fort, weil er Tränen für destruktiv hält.«
    Tränen standen in Nestamays Augen, als sie weiterging. Ob sie damit einverstanden war oder nicht – Jasper hatte recht.

 
10
     
    Yanderman betrat das Zelt des Herzogs und grüßte. Herzog Paul lehnte sich in seinen Stuhl zurück, der wie gewöhnlich unter seinem Gewicht ächzte. Er lächelte in seinen Bart hinein.
    »Nun, Yan? Was halten Sie von unseren bisher erzielten Fortschritten?«
    Yanderman überging die Frage. »Sind Sie bereits davon unterrichtet worden, daß Ampier letzte Nacht gestorben ist?« sagte er kurz.
    »Selbstverständlich. Sofort nach seinem Ableben – ich hatte es so befohlen.«
    »Haben Sie die Leiche gesehen?«
    »Nein.«
    Yanderman schüttelte sich. »Aber ich. Sie wurde gerade fortgetragen, um verbrannt zu werden. Der arme Kerl muß buchstäblich verfault sein. Er war von Kopf bis Fuß in diesen grünen Schimmel eingehüllt.«
    Herzog Paul nickte. »Das habe ich gehört. Offenbar war der Schnabel des Dings vergiftet und infizierte seine Wunde. Die Sanitäter sagten, daß sie kein Mittel entdeckt hätten, um den Schimmel zu vernichten, ohne gleichzeitig Ampier umzubringen. Deshalb habe ich angeordnet, daß sämtliche Gegenstände, mit

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