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TTB 103: Die Zeit und die Sterne

TTB 103: Die Zeit und die Sterne

Titel: TTB 103: Die Zeit und die Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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...«
    »Heiliges Kanonenrohr!«
    Haraszthys Schrei veranlaßte Lejeune und mich, um das Schiff herum zur anderen Seite zu rasen. Einen Augenblick lang glaubte ich zu träumen. Dann fand ich, der Anblick sei schließlich doch nicht so seltsam – hier.
    Ein Mädchen war aus dem Wald getreten. Sie hatte ungefähr die Größe eines fünfjährigen Menschenkindes. Kaum einen Meter groß – die Jorillier entsprechen in Größe und Körperbau etwa unseren Pygmäen – hatte sie den übergroßen Kopf ihrer Rasse, was sie noch elfenähnlicher erscheinen ließ. Lange blonde Haare, runde Ohren, beinahe menschliche Gesichtszüge, abgesehen von der übermäßig hohen Stirn, und große violette Augen verliehen ihr einen seltsamen Charme. Ihr braunhäutiger Körper war nur mit einem weißen Lendenschurz bekleidet. Sie winkte uns mit einer vierfingrigen Hand; lebhaft zu. Mit der anderen hielt sie einen Strick, an dessen anderem Ende ein Grashüpfer von der Größe eines Nilpferds war.
    Nein, kein Grashüpfer, sah ich, als sie näher tanzte. Der Kopf sah ähnlich aus, aber die sechs Beine waren kurz und gedrungen und die übrigen Anhängsel weich und ohne erkennbare Funktion. Sein farbenprächtiger Körper war mit Haut überzogen, nicht mit Chitin. Auch sah ich jetzt, daß dieses Wesen mit Lungen atmete. Nichtsdestoweniger war es ein erschreckendes Monstrum.
    »Eine Gattung, die auf diese Insel beschränkt zu sein scheint«, sagte Vaughan. »Zweifelsohne völlig harmlos, sonst würde sie es nicht ... Aber ein Kind, und es kommt so unbefangen daher ...!«
    Baldinger grinste und ließ sein Gewehr sinken. »Zum Teufel«, sagte er, »für ein Kind ist alles gleich wunderbar. Eine günstige Gelegenheit für uns. Sie wird uns ihren Eltern und den Dorfbewohnern empfehlen.«
    Das kleine Mädchen – ich weiß nicht, wie ich sie sonst bezeichnen sollte – ging nahe an Haraszthy heran, drehte ihre großen Augen nach oben, bis sie auf sein Piratengesicht gerichtet waren, und trillerte mit einem unwiderstehlichen Lächeln:
    »Bitte, Mister, könnte ich eine Brezel für mein Ontatherium haben?«
     
    *
     
    An die nächsten Minuten kann ich mich nicht mehr ganz klar erinnern. Sie waren zu verwirrend. Kurz darauf fanden wir uns, alle fünf Besatzungsmitglieder, auf einem sonnenlichtgesprenkelten Waldpfad wieder. Das Mädchen tanzte neben uns her und schnatterte wie ein Xylophon. Das Untier tappte schwerfällig hinterdrein und kaute geräuschvoll auf den Dingen, die wir ihm gegeben hatten. Als das Sonnenlicht auf die violetten Augen des Mädchens fiel, mußte ich an eine Juwelenschatulle denken.
    »Ich heiße Mierna«, sagte das Mädchen, »und mein Vater macht Dinge aus Holz, ich weiß nicht mehr, wie man das in Ihrer Sprache nennt, bitte sagen Sie es mir. O ja, Zimmermann, Dankeschön, Sie sind ein netter Mann. Mein Vater denkt viel. Meine Mutter macht Lieder, sehr hübsche Lieder. Ich wollte Gras holen, aber als ich Sie herunterkommen sah, wie Pengwil es erzählt hatte, wußte ich, daß ich Ihnen Guten Tag sagen und Sie nach Taori bringen muß. Das ist unser Dorf. Wir haben fünfundzwanzig Häuser. Und Schuppen und eine Denkhalle, die noch größer ist als die in Riru. Pengwil hat uns erzählt, daß Brezeln wunderbar schmecken. Könnte ich auch eine haben?«
    Haraszthy erfüllte ihre Bitte. Er war wie betäubt. Vaughan schüttelte sich und fragte beinahe ärgerlich: »Wie kommt es, daß du unsere Sprache verstehst und sprechen kannst?«
    »Wieso, das kann jeder in Taori. Seit Pengwil kam und sie uns gelehrt hat. Das war vor drei Tagen. Wir haben gehofft, daß Sie kommen würden! Die Leute in Riru werden neidisch sein! Aber wir lassen sie zu Besuch kommen, wenn sie uns höflich darum bitten.«
    »Pengwil ... ein dannikarischer Name«, murmelte Baldinger. »Aber sie hatten noch nie von dieser Insel gehört, bis ich ihnen unsere Karte zeigte. Und sie können mit ihren Einbäumen doch nicht den Ozean überqueren! Die vorherrschende Windrichtung steht gegen sie, und diese viereckigen Segel ...«
    »O, Pengwils Boot kann direkt in den Wind segeln«, lachte Mierna. »Ich habe ihn selbst gesehen, er hat alle Leute aus dem Dorf zu Fahrten eingeladen. Und jetzt macht mein Vater genauso ein Boot, nur besser.«
    »Warum ist Pengwil gekommen?« forschte Vaughan.
    »Um zu sehen, wie es hier ist. Er kommt aus einem Dorf, das Folat heißt. In Dannikar haben sie wirklich komische Namen, und sie ziehen sich auch sehr merkwürdig an, finden Sie nicht auch,

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