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TTB 103: Die Zeit und die Sterne

TTB 103: Die Zeit und die Sterne

Titel: TTB 103: Die Zeit und die Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Vertrauens würdig erweisen. Sie werden sehen, daß wir Ihre Brüder sind, daß wir nichts wollen als Liebe und Frieden, hier und im ganzen Universum.«
     
    *
     
    Es war ein weißgetünchtes Haus mit einem kleinen Garten dahinter. Die Straße lag still im Sonnenlicht. Eine alte Frau führte Mackenzie durch das Haus zum Garten und ging. Er bewegte sich langsam auf Laura zu, die auf einer Bank unter Büschen saß. Sie sah ihn kommen, stand aber nicht auf. Neben sich hatte sie eine Wiege.
    Er blieb stehen und wußte nicht, was er ihr sagen sollte. Wie dünn und abgehärmt sie war!
    Sie sagte so leise, daß er sie kaum hören konnte: »Tom ist tot.«
    »Nein!« Vor seinen Augen wurde es dunkel. »Ich habe es vorgestern erfahren, als seine Brigade in die Stadt kam. Er ist bei einem Gefecht im San-Bruno-Gebirge gefallen.«
    Mackenzie wagte nicht, sich zu ihr zu setzen, aber seine Beine wollten ihn nicht mehr tragen. Er ließ sich auf die steinerne Einfassung eines Blumenbeetes nieder und starrte auf seine staubigen Stiefel. Ihre tonlose Stimme ging über ihn hinweg: »War es das wert? Nicht nur Tom, so viele andere wurden getötet. Und warum? Wegen einer politischen Auseinandersetzung.«
    »Es stand viel auf dem Spiel«, sagte er.
    »Ja, ich habe darüber im Radio gehört. Aber ich kann immer noch nicht glauben, daß es die Opfer wert war. Ich habe mir die Mühe gegeben, aber ich kann es nicht.«
    Er hatte nicht die Kraft, sich zu verteidigen. »Vielleicht hast du recht, Kind. Ich weiß es selbst nicht.«
    »Es ist nicht aus Selbstmitleid«, sagte sie. »Ich habe noch Jimmy. Aber Tom wurde um so vieles gebracht.«
    Er begriff erst jetzt, daß da noch ein Baby war. Sein Enkelkind. Vielleicht sollte er es in seine Arme nehmen und daran denken, daß das Leben weiterging. Aber er war zu leer.
    »Tom wollte, daß er deinen Namen bekommt.«
    Du auch, Laura? dachte er. Laut sagte er: »Was willst du jetzt tun?«
    »Ich werde irgend etwas finden.«
    Er zwang sich, zu ihr aufzublicken. Die Sonne lag auf ihrem Gesicht, das jetzt zu dem Kind gewandt war. »Komm zurück nach Nakamura«, sagte er.
    »Nein. An jeden anderen Ort.«
    »Du hast die Berge immer geliebt«, tastete er unbeholfen. »Wir ...«
    »Nein.« Sie sah ihm in die Augen. »Es ist nicht deinetwegen, Papa. Aber Jimmy soll nicht unter Soldaten aufwachsen und später selber einer werden.« Sie zögerte. »Ich bin sicher, daß die Esper weitermachen werden, auf einer neuen Basis vielleicht, aber mit denselben Zielen. Ich glaube, wir sollten ihnen beitreten. Er soll an etwas anderes glauben als an das, was seinen Vater getötet hat. Und er soll dafür arbeiten, daß es Wirklichkeit wird. Stimmst du mir zu?«
    Mackenzie kam schwerfällig und unsicher auf die Füße. »Ich weiß nicht«, sagte er. »Ich war noch nie ein Denker ... Darf ich ihn sehen?«
    »Oh, Papa ...«
    Er trat zu ihr und beugte sich über das kleine schlafende Wesen. »Wenn du wieder heiratest«, sagte er, »und eine Tochter bekommst, würdest du sie dann nach ihrer Mutter nennen?« Er sah, wie Laura den Kopf neigte und ihre Hände sich verkrampften. Schnell fügte er hinzu: »Ich werde jetzt gehen. Ich würde dich gern wieder besuchen, morgen oder irgendwann, wenn es dir recht ist.«
    Da kam sie in seine Arme und weinte. Er strich über ihr Haar und murmelte zärtliche Worte, wie er es getan hatte, als sie noch ein Kind gewesen war. »Du möchtest doch gern in die Berge zurückkehren, nicht wahr? Sie sind auch deine Heimat, das Land, wo du hingehörst.«
    »Du weißt nicht, wie gern ich es täte.«
    »Warum tust du es dann nicht?« rief er.
    Seine Tochter richtete sich auf. »Ich kann es nicht«, sagte sie entschlossen. »Dein Krieg ist zu Ende. Meiner hat gerade erst begonnen.«
    In seiner Hilflosigkeit konnte er nur sagen: »Ich hoffe, daß du ihn gewinnst.«
    »Vielleicht in tausend Jahren ...« Sie konnte nicht weitersprechen.
    Die Nacht war gekommen, als er sie verließ. Die Straßenbeleuchtung funktionierte noch nicht, und die Sterne funkelten hell über den Dächern der Stadt. Die Patrouille, die darauf gewartet hatte, ihren Colonel zum Quartier zu begleiten, sah im flackernden Laternenlicht wie eine Bande von Strauchdieben aus. Sie salutierten und ritten mit schußbereiten Gewehren hinter ihm die Straße hinauf. Aber es blieb still. Nur das Klingen der Hufeisen auf dem Straßenpflaster hallte von den Hauswänden wider.

 
Wendepunkt Kassiopeia
     
    »Bitte, Mister, könnte ich eine Brezel für

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