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TTB 103: Die Zeit und die Sterne

TTB 103: Die Zeit und die Sterne

Titel: TTB 103: Die Zeit und die Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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die lokale Bezeichnung war. Die Leute hatten eine ausgezeichnete Astronomie entwickelt, in der ihre Sonne den Mittelpunkt des Alls darstellte. Obwohl sie zu höflich waren, um sich uns aufzudrängen, akzeptierten sie uns nicht einfach als etwas Unerklärliches; ihre Neugier ruhte keinen Augenblick, und wenn wir ihnen die Gelegenheit gaben, stellten sie uns die unerwartetsten und verzwicktesten Fragen.
    Nachdem wir uns eingerichtet und Zeit zum Nachdenken hatten, wurde uns klar, daß wir hier auf etwas gestoßen waren, das eingehender Studien würdig war. Zuerst galt es, andere Gegenden des Planeten zu besuchen und sicherzustellen, daß die Kultur dieser Dannikars, wie sie sich selbst nannten, keine abnorme Sonderentwicklung war. Schließlich waren auch die Mayas mit ihrer steinzeitlichen Kultur gute Astronomen gewesen; die alten Griechen der beginnenden Eisenzeit hatten auf der Grundlage einfacher Ackerwirtschaft eine großartige Kunst und eine hochentwickelte, ja einmalige Philosophie hervorgebracht. Nach Durchsicht der Karten, die wir während unserer Umkreisungen des Planeten angefertigt hatten, wählte Kapitän Barlow eine große Insel aus, die ungefähr siebenhundert Kilometer westlich von unserem Landeplatz lag. Das kleine Tochterschiff wurde ausgerüstet, und fünf Mann gingen an Bord.
    Pilot: Jacques Lejeune. Ingenieur: ich. Militärtechniker: Kommandant Ernst Baldinger von der internationalen Raumfahrtbehörde. Wissenschaftlicher Berater: Walter Vaughan. Handelsagent: Don Haraszthy.
    Wir starteten kurz nach Sonnenaufgang, um die vollen achtzehn Stunden Tageslicht auszunutzen. Ich erinnere mich, wie schön der Ozean unter uns aussah, wie eine riesige Metallscheibe, silbern, wo das Sonnenlicht auftraf, kobalt und kupfergrün an anderen Stellen. Dann tauchte die Insel über den Horizont, dunkel bewaldet und von den gigantischen Blüten rotblühender Bäume gesprenkelt. Lejeune suchte eine Waldlichtung, ungefähr zwei Kilometer von einem Küstendorf entfernt, dann legte er ein gewagtes Landemanöver hin.
    »Da wären wir.« Haraszthy erhob sich zu seiner vollen Länge von zwei Metern und reckte sich, daß seine Gelenke knackten. Seine Breite paßte zu seiner Größe, und sein hakennasiges Gesicht trug die Spuren früherer Kämpfe. Die meisten Handelsagenten sind harte, extrovertierte Pragmatiker; das bringen die Geschäfte mit sich. »Gehen wir also.«
    »Nicht so hastig«, sagte Vaughan, ein schlanker jüngerer Mann mit durchdringenden Augen. »Der Stamm hat noch nie von unsereinem gesehen oder gehört. Wenn sie unsere Landung beobachtet haben, sind sie vielleicht in Panikstimmung.«
    Haraszthy zuckte die Achseln. »Dann werden wir ihnen eben heraushelfen.«
    »Wir alle?« fragte Baldinger. »Nein, das hat keinen Zweck. Ich habe schließlich die Verantwortung für unsere Sicherheit. Lejeune und Cathcart, ihr bleibt hier. Wir anderen gehen ins Dorf.«
    »Einfach so?« protestierte Vaughan.
    »Weißt du eine bessere Lösung?« fragte Haraszthy.
    Vaughan begann eine längere Erklärung, aber niemand hörte zu. Wir alle waren ungeduldig, hinauszukommen, und ich bedauerte, daß ich nicht mitgehen durfte. Immerhin, jemand mußte bleiben, um unsere Waffen einsetzen zu können, falls sich ernsthafte Schwierigkeiten ergaben.
    Wir sprangen in tiefes Gras, und ein Wind umwehte uns, der stark nach Zimt roch. Ringsum ragten Bäume in einen tiefblauen Himmel; rötliches Sonnenlicht umspielte purpurne Wildblumen und schimmerte auf den bronzefarbenen Flügeln handgroßer Insekten. Ich atmete tief durch, bevor ich mich zusammen mit Lejeune daran machte, den sicheren Stand unseres Schiffes zu überprüfen. Wir waren alle leicht gekleidet. Baldinger trug ein Schnellfeuergewehr und Haraszthy ein Funksprechgerät, mit dem wir die Verbindung mit Dannikar aufrechterhalten konnten, aber beides erschien in diesem Augenblick lächerlich unzureichend.
    »Ich beneide die Jorillier«, bemerkte ich.
    »Ich auch, in mancher Hinsicht«, erwiderte Lejeune. »Obwohl ihre Umweltbedingungen vielleicht zu günstig sind. Welches Stimulans haben sie, um sich weiterzuentwickeln?«
    »Warum sollten sie? Sie wären schön dumm, wenn sie ihren herrlichen Planeten durch eine Zivilisation verschandeln würden.«
    »Natürlich wollen sie das nicht, jedenfalls nicht bewußt, mein Alter. Aber jede intelligente Rasse stammt von Tieren ab, die einmal schwer um ihr Überleben zu kämpfen hatten, so schwer, daß sie gezwungen waren, ihre Gehirne zu entwickeln

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