Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TTB 103: Die Zeit und die Sterne

TTB 103: Die Zeit und die Sterne

Titel: TTB 103: Die Zeit und die Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
mein Ontatherium haben?«
    Das sind nicht gerade Worte, die man in einem Augenblick erwartet, wo die Geschichte ihren Lauf verändert und das Universum nie wieder das sein kann, was es war. Kein phantasiebegabter Mensch kann sich eines Erschauerns erwehren, wenn er sich den Tag vergegenwärtigt, an dem Kolumbus die Neue Welt entdeckte; oder den Augenblick, da Konstantin der Große die Vision sah: »In diesem Zeichen wirst du siegen«. Aber um auf das zurückzukommen, was die kleine Mierna zu uns sagte, auf jener Insel, ein halbes Tausend Lichtjahre von unserer Heimat entfernt ...
    Der Stern ist unter der Nummer AGC 4256836 katalogisiert, ein weißer Zwerg der Gruppe K 2 im Sternbild Kassiopeia. Unser Raumschiff befand sich auf einer normalen Forschungsreise in dieser Region, und wir hatten schon genug Geheimnisvolles gefunden. Wie leicht vergessen wir Erdbewohner, daß jeder Planet eine vollständige Welt für sich ist, die eine isolierte Entwicklung von einigen Milliarden Jahren hinter sich hat! Aber für die phantastischen Maßstäbe dieses Kosmos war uns doch nichts eigentlich Außergewöhnliches widerfahren.
    Die Handelsexperten hatten einige Orte gefunden, die einer näheren Untersuchung wert zu sein schienen. Dasselbe galt für die Naturwissenschaftler. Die Listen waren allerdings nicht ganz identisch.
    Nach einem Jahr war die Mannschaft ermüdet und ruhebedürftig. Wir brauchten eine günstige Landemöglichkeit, einen Platz, wo wir uns vor der langen Heimreise ein paar Wochen erholen und notwendige Reparaturen am Raumschiff vornehmen konnten. Es ist eine Kunst, einen solchen Platz zu finden. Man besucht diejenigen Sonnensysteme, deren Zentralsterne geeignet erscheinen. Wenn man dort einen Planeten antrifft, dessen physikalische Bedingungen erdähnlich sind, untersucht man die biologischen Verhältnisse und nimmt mit den Bewohnern Verbindung auf, wenn welche da sind. Primitive werden bevorzugt. Das geschieht nicht aus militärischen Erwägungen, wie manche denken. Unsere Handelsexperten verweisen darauf, daß primitive Wesen gewöhnlich nichts dagegen haben, wenn man auf ihrem Land Stationen einrichtet, während die Militärs der Ansicht sind, daß jemand, der die Atomenergie noch nicht entdeckt hat, keine Gefahr darstellt, gleichgültig, ob er eine Zivilisation entwickelt hat oder nicht. Im Grunde geschieht es nur, weil Primitive keine komplizierten Fragen zu stellen pflegen oder auf andere Weise lästig werden. Unsere Raumfahrer sind beglückt, daß Planeten mit Maschinenzivilisationen so selten sind.
    Nun, Joril sah einfach ideal aus. Es war der zweite Planet jenes Sonnensystems, hatte mehr Wasser als die Erde und bot überall ein angenehmes Klima. Die Biochemie ähnelte so sehr unserer eigenen, daß wir die dort vorkommenden Nahrungsmittel essen konnten, und überdies schien es keine Krankheitskeime zu geben, mit denen UX-2 nicht fertig wurde. Seen, Wälder und Wiesen bildeten eine anheimelnde Umgebung, doch die zahllosen Unterschiede zu unserer irdischen Vegetation verliehen ihr den Reiz eines Märchenlandes. Die Bewohner waren Wilde, das heißt, sie ernährten sich durch Jagd, Fischfang und das Sammeln wildwachsender Früchte. So nahmen wir an, daß es auf diesem Planeten Tausende kleiner Stammeskulturen geben mußte und suchten uns diejenige aus, die am weitesten fortgeschritten zu sein schien. Nicht, daß die Luftbeobachtung nennenswerte Unterschiede gezeigt hätte.
    Diese Leute lebten in sauberen, künstlerisch ausgestalteten Dörfern an der Westküste des größten Kontinents, mit Wäldern und Hügeln im Hinterland. Der Kontakt entwickelte sich zufriedenstellend. Unsere Sprachforscher hatten einige Mühe mit ihrem Idiom, aber die Dorfbewohner begannen sofort, unsere Sprache zu erlernen. Ihre Gastfreundschaft war überwältigend, wann immer wir sie besuchten, aber sie hielten sich von unserem Lager fern, wenn wir nicht gerade Führungen veranstalteten oder Einladungen aussprachen. Glücklich und mit unserer Wahl überaus zufrieden ließen wir uns nieder.
    Aber von Anfang an gab es gewisse, beunruhigende Symptome. Obgleich sie menschenähnliche Kehlen und Zungen besaßen, hatten wir doch nicht im entferntesten erwartet, daß die Eingeborenen unsere Sprache innerhalb einiger Wochen fehlerlos beherrschten. Jeder von ihnen. Offenbar hätten sie sie noch viel schneller gelernt, wenn wir sie ihnen systematisch beigebracht hätten. Wir folgten der üblichen Praxis und tauften den Planeten »Joril«, weil es

Weitere Kostenlose Bücher