TTB 103: Die Zeit und die Sterne
... Er schlief ein.
Ein Keuchen weckte ihn.
Das Ungeheuer stand vor ihnen, groß und drohend. Aus leeren Augenlinsen blickte es auf Kurokis armselige, kaum begonnene Arbeit herunter. Einer der Arme war noch immer mit dem Schweißbrenner versehen. Der beschädigte Arm war repariert. Die ganze Gestalt erschien unverwundbar und seelenlos.
Plötzlich spuckte der Schweißbrenner, zerschnitt das Drahtseil, und Kuroki war frei.
»Sato!« schrie Frederika.
»Nicht ... so heftig ... Freund«, würgte Kuroki in der Umklammerung des Roboters. »Es freut mich, daß du mich gern hast, aber – au! – vorsichtig!«
Mit einer freien Greiferhand drehte der Roboter experimentell an Kurokis linkem Bein. Kuroki kreischte, und Darkington glaubte das Brechen von Knochen zu hören.
»Nein!« Er stürzte vorwärts, aber das Stahlseil hielt ihn nach einem Schritt zurück. Frederika bedeckte ihre Sichtplatte mit beiden Händen und betete, daß Kuroki tot sein möge.
Doch er war es nicht. Er war nicht einmal besinnungslos. Er kreischte weiter, während der Roboter versuchte, das Bein vom Körper zu trennen. Der Raumanzug zerriß, und eine Dichtungslösung floß aus dem Gewebe, um den Luftdruck im Anzug aufrechtzuerhalten.
Plötzlich ließ der Roboter ihn fallen und sprang zurück, wobei er merkwürdige Bewegungen vollführte. Sauerstoff, dachte Darkington inmitten seines Entsetzens. Seit undenklichen Zeiten hatte es auf Erden keinen freien Sauerstoff mehr gegeben ... Kuroki zuckte im Todeskampf, dann lag er still.
Der Roboter näherte sich von neuem, vorsichtig jetzt. Er hockte neben dem ausgerissenen Bein nieder, betastete das blutige Fleisch, löste zur genaueren Prüfung ein Stück ab und warf es zur Seite. Die Metallringe eines Gelenks vom Raumanzug schienen ihm besser zu gefallen.
Darkington sah, daß Frederika am Boden lag und schluchzte.
Der Roboter war durch das Sauerstoffgas vorsichtig geworden, aber er schien entschlossen, seine Untersuchung fortzusetzen. Er stand auf, entfernte sich einige Meter, und eine dünne blaue Flamme schoß aus dem Arm, wo er den Schweißbrenner montiert hatte. Kurokis Körper wurde in der Mitte durchgeschnitten.
Darkington glaubte den Verstand zu verlieren. Er sprang wieder vorwärts. Das Stahlseil, das ihn mit Frederika verband, wurde durch die Schweißflamme gezogen und zerteilte sich wie Rauch.
Der Roboter stürzte auf ihn los, rannte in das Sauerstoffgas, das Kurokis Anzug entströmte, und taumelte zurück. Darkington ergriff das Seilende, das ihn mit dem Eisenblock verband. Die Schweißflamme hatte sich im austretenden Sauerstoff weiß verfärbt und war zu hell, um hineinzusehen. Wenn er mit ihr in Berührung käme, würde es auch für ihn das Ende bedeuten. Aber daran durfte er nicht denken. Blindlings hielt er die Schlinge in die Schneidflamme.
Er war frei.
»Lauf weg, Fredie!« keuchte er und rannte von der Seite auf den Roboter zu. Dieser hatte die Schweißflamme ausgeschaltet, aber er bewegte sich unsicher und wie benommen durch das Gas. Hatte er Schmerzen? Darkington hoffte es mit dem letzten Funken seines Bewußtseins. »Los, Fredie, lauf!«
Der Roboter verfolgte ihn mit ungelenken Schritten. Er floh hinter die andere Maschine, die größere, die sie die Frau des Roboters genannt hatten, dann in den hinteren Teil der Höhle. Eine zwei Meter lange Brechstange lag am Boden. Er hob sie auf und fuhr herum. Die mächtige Gestalt des Monstrums war fast über ihm.
Er duckte sich, und über seinem Helm klangen die Greifwerkzeuge aneinander. Darkington nützte den Augenblick und raste in die Mitte der Höhle zurück. Die weibliche Maschine kroch in eine Ecke. Aber langsam, unbeholfen ...
Mit einem Satz war Darkington auf ihr. Ein Arm griff von unten herauf und versuchte ihn zu fassen. Darkington schlug mit der Brechstange zu, daß es in der ganzen Höhle widerhallte. Der Arm sank herunter. Dieser Achtfüßler hatte bei weitem nicht die Kräfte des Roboters. Seine schwachen Fühler und Werkzeugarme zogen sich vor ihm zurück.
Der Roboter kam näher. Auch jetzt überragte er Darkington noch. Darkington schlug die Brechstange in das Gitterwerk der Radioanlage zu seinen Füßen. Es zerbrach. Er schwang die Brechstange erneut und heulte sinnlos: »Bleib stehen, du da! Ein Schritt näher, und ich schlage sie zusammen! Ich bringe sie um!«
Der Roboter blieb stehen, eine monströse Maschine, die mühelos einen Menschen zerreißen konnte. Nun hob das Ungeheuer seinen
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