TTB 103: Die Zeit und die Sterne
Hilferuf mit höchster Sendeleistung sein Radio. »Alarm, Alarm! Alle Personen herhören! Bitte melden! Alarm!«
Stimmen von nah und fern drangen aus seinem Empfänger, und es war, als gäben sie ihm neue Kraft. Er und Eins waren nicht allein in der nächtlichen Höhle, zusammen mit diesem giftigen Wesen. Ihre ganze Gemeinschaft war da.
Mit wenigen Worten beschrieb er die Situation. »Du hast übereilt gehandelt«, sagte Hundert beunruhigt. »Möge es keine weiteren Folgen deiner Aktionen geben.«
»Was hättest du an seiner Stelle getan?« verteidigte ihn Sieben. »Wir können es mit einem so mächtigen Ding wie dem Ungeheuer nicht aufnehmen. Null hat die Gefahr auf sich genommen, Informationen zu beschaffen. Was ihm auch gelungen ist.«
»Und er hat bewiesen, daß die Gefahr größer ist, als wir angenommen hatten«, fügte Sechzehn hinzu.
»Die Frage ist, was wir jetzt tun sollen«, sagte Hundert. »Obwohl du sagst, daß es langsam ist, wird das entkommene Ding zum Ungeheuer zurückkehren, bevor wir uns versammeln und in die Hügel hinaufkommen können.«
»Aber bis es dort ist, kann es keine Verbindung herstellen, weil sein Radio außer Betrieb ist«, sagte Null. »Also wird das Ungeheuer bleiben, wo es ist, weil es nichts vom Geschehen weiß. Ich schlage vor, daß die Personen, die sich irgendwo in dieser Nachbarschaft befinden, dem Zweifüßler den Weg abschneiden.«
»Du könntest ihn in ein paar Minuten fangen«, sagte Hundert.
»Ich kann diesen Ort nicht verlassen.«
»Doch, du kannst. Das Ding, das deine Frau ergriffen hat, wird logischerweise nichts unternehmen, wenn sie als Geisel keinen Wert mehr hat.«
»Woher willst du das wissen?« versetzte Null. »Ich glaube sogar, daß es sofort Eins angreifen würde, wenn ich seinen Gefährten fangen würde. Seine einzige Hoffnung besteht ja im Entkommen des anderen, das Hilfe bringen könnte.«
»Hoffnung ist ein komisches Wort, wenn du es im Zusammenhang mit einem Spionenauge gebrauchst«, wandte Sieben ein.
»Wenn es eins ist«, sagte Null. »Ihre Aktionen legen nahe, daß diese Zweifüßler mehr sind als denkunfähige domestizierte Motiles.«
»Lassen wir die Diskussion«, sagte Hundert. »Wir haben nicht viel Zeit zu verlieren. Wir dürfen nicht die ganze Gemeinschaft für die Sache eines einzelnen Mitglieds in Gefahr bringen. Null, geh und fang den Zweifüßler.«
Unmodulierte Radiotöne summten durch die Nacht. Zuletzt sagte Null: »Nein.« Eins streckte den unbeschädigten Arm nach ihm aus, aber sie konnten einander nicht berühren; die Entfernung war zu groß.
»Wir werden dich bald wieder ganz haben«, murmelte er ihr zu. Sie war zu schüchtern, um vor der ganzen Gemeinschaft zu antworten.
Hundert lenkte ein. Er existierte lange genug, um zu wissen, daß es falsch war, sich einer unbeugsamen Meinung entgegenzustellen. »Wer nahe genug beim Ungeheuer ist, um es bis zum Morgengrauen erreichen zu können, soll sich melden«, sagte er. Mehrere meldeten sich. Als sie geendet hatten, fuhr er fort: »Sehr gut. Geht hin und riegelt den wahrscheinlichen Weg des Zweifüßlers ab. Wenn ihr ihn fangt, gebt sofort Bescheid. Wir übrigen treffen uns wie verabredet.«
Nach und nach verstummten die vielen Stimmen, bis nur noch Hundert, der verantwortlich war, und Sieben, der ein Freund war, mit Null in Verbindung standen. »Wie fühlst du dich jetzt, Eins?« fragte Sieben freundlich.
»Ich funktioniere wieder ein bißchen«, sagte sie unsicher. »Es ist seltsam, radarblind zu sein. Immer denke ich, daß schwere Gegenstände im Begriff sind, auf mich zu fallen. Aber wenn ich meine Optik in die Richtung drehe, ist nichts da.«
»Null, ich kann deine Beschreibung vom Innern des Zweifüßlers nicht verstehen«, sagte Hundert. »Weiches, poröses Material, das mit klebriger roter Flüssigkeit getränkt ist; beißende Dämpfe ... Wie funktionieren sie? Wo ist der Mechanismus?«
»Sie sind vielleicht gar nicht funktionell«, meinte Sieben. »Sie könnten rein künstliche Apparate sein, die von chemischen Reaktionen angetrieben werden.«
»Aber sie handeln intelligent«, argumentierte Null. »Wenn das Ungeheuer oder die Meister des Ungeheuers keine direkte Kontrolle über sie ausüben – und das ist ohne Radio nicht möglich ...«
»Es kann andere Mittel als Radio geben, um einen Helfer zu betreiben«, sagte Sieben. »Wir wissen so wenig, wir Personen.«
»In diesem Fall«, antwortete Null, »hat das Ungeheuer die ganze Zeit von meiner Höhle gewußt.
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