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TTB 103: Die Zeit und die Sterne

TTB 103: Die Zeit und die Sterne

Titel: TTB 103: Die Zeit und die Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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gewählt, als unschuldige Menschen durch Sabotage in Gefahr zu bringen«, sagte Newhouse grimmig.
    Alle Augen richteten sich nun auf Fred, der dunkel anlief und murmelte: »Aber, aber!«
    »Ich glaube nicht, daß ich mich an Ihren Namen erinnere«, sagte Hedwig spitz.
    »Fred.«
    »Was?«
    »Fred. Der Name reicht völlig aus. Warum sollte er nicht? Ich bin ein Bürger des Planeten Gombar, und dort unter dem Namen Kefflach bekannt.«
    »Und befanden Sie sich auf einer wichtigen Mission?« forschte Newhouse.
    »Oh, ganz gewiß!« Freds rüsselartige Nase zuckte. »Ich habe die irdische Dichtung studiert.«
    »Äh.«
    »Sie verstehen nicht. Bei unseren letzten Wahlen hat die Dichterpartei einen klaren Sieg errungen. Die Prosaisten haben kaum ein Dutzend Sitze behalten.«
    »Nun gut ...« Newhouse blickte lächelnd zu Kamala. »Damit scheinen nur Sie übrigzubleiben, Fräulein Chatterji.«
    »Ich kann in dieser Andeutung keinen Sinn finden«, sagte sie. »Meine Familie in Colombo hat zwar Geld, aber was könnte es außer als Lösegeld für einen Nutzen haben? Ich bin als Missionarin unterwegs, aber das kann eigentlich keine fanatische Gegnerschaft auslösen, denn wir glauben an die Gleichheit aller denkenden Wesen.«
    »Aber es muß doch einen Grund geben«, fing Marie wieder an.
    »Natürlich«, fuhr Kamala unbeirrt fort, »ist das allein irrelevant. Es kommt uns auf die universalen Werte an, die allen Wesen gemeinsam sind, so zum Beispiel auf den Glauben an Hilfsbereitschaft, Nächstenliebe und Frieden mit sich selbst. Wir kennen das oft mißverstandene Konzept des Nirwana, und weil unser Ideal des Einswerdens mit der höheren Wirklichkeit durchaus nicht in einem unüberbrückbaren Widerspruch zur christlichen und mohammedanischen Eschatologie steht und vieles mit der konfuzianischen ...«
    »Ich verstehe«, unterbrach Newhouse ungeduldig.
    »... Ethik gemeinsam hat, sollte es für niemanden einen Grund geben, sich der Beschäftigung mit der buddhistischen Glaubenslehre zu widersetzen. Sie verstehen das ganz gewiß nicht, Herr Newhouse, und da es, wie Sie sagen, noch Tage dauern wird, bis wir unser Ziel erreicht haben werden, bietet sich Ihnen allen eine unvergleichliche Gelegenheit, sich mit dem Gedankengut des Buddhismus vertraut zu machen. Nun, um mit den einfachsten und grundlegendsten Prinzipien anzufangen ...«
     
    *
     
    Der Stern war zu einer feurigen Sonne geworden, und Newhouse leitete das Bremsmanöver ein. Er schloß sich in die Pilotenkabine ein und verbat sich jegliche Störung, obwohl es noch Stunden dauern mußte, bis sie den wahrscheinlich erdähnlichen Planeten erreichen würde, den die Instrumente ausgemacht hatten.
    Teresina lehnte sich zurück und starrte auf die leere Wand. Es waren zehn schlimme Tage gewesen. In der Erinnerung verdichteten sie sich zu einem einzigen Alptraum aus Monotonie und kleinlichem Gezänk. Wenn nicht Marie gewesen wäre, die immer für Abwechslung gesorgt hatte – Gott allein wußte, was dann geschehen wäre. Aber nun hatte die allgemeine Spannung zur Stille geführt, und Stille war ein Segen, den sie früher nie richtig zu schätzen gewußt hatte. Nicht einmal Arsang war so schlimm wie dieses unaufhörliche weibliche Geschnatter. Freds Bass und Newhouses Tenor waren so erleichternd gewesen, daß Teresina manchmal vom bloßen Zuhören dem Weinen nahe gewesen war. Es war wunderbar, dachte sie, daß Männer tiefe Stimmen hatten. Andernfalls wäre die menschliche Rasse längst ausgestorben ... Sie würgte den Gedankengang eilig ab, vollführte einen Gedankensprung in die Jahre ihrer Kindheit (nein, das ging auch nicht, es brachte die Tränen zu nahe an die Oberfläche), ihrer Universitätszeit und dem Rausch des fieberhaften Lernens, in die Zeit, wo sie nächtelang bei Bier oder Wein gesessen und die Probleme des Universums gelöst hatten, und schließlich zu dem Tag, als man ihr mitgeteilt hatte, sie könne für ein Jahr als Austauschstudentin die Universität des Planeten Xenophon besuchen ...
    Aber was nun? Der Stern vor ihnen hatte zweifellos Planeten. Die Wahrscheinlichkeit war nicht gering, daß einer von ihnen in einer mehr oder weniger erdähnlichen Strahlungszone liegen würde. (Aber eine Abweichung von nur wenigen Graden, gemessen an den irdischen Durchschnittstemperaturen, konnte einen Aufenthalt gefährlich oder wenigstens unbehaglich machen.) Es mochte sogar sein, daß der Planet ungefähr die gleiche Masse wie die Erde haben würde. (Jedenfalls war es nicht

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