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TTB 104: 200 Millionen Jahre später

TTB 104: 200 Millionen Jahre später

Titel: TTB 104: 200 Millionen Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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Felsschlucht ausspie. Der Ring war geschlossen – und zwar ohne jegliche militärisch-taktische Brillanz, sondern lediglich kraft riesenhafter Übermacht.
    Ruhig und unüberstürzt – da an der Gegenwart der Ausgestoßenen nun doch nichts mehr zu ändern war – wertete Holroyd seine Lage in Gedanken aus. Und er erkannte beinahe sofort, daß ihm noch zwei Möglichkeiten blieben. Er trieb seinen Grimb an und ritt langsam vorwärts, bis zu einem schlanken Mann, der an der Spitze der langen Grimbkolonne hochaufgerichtet auf seinem Reittier saß. Der Offizier sah ihn kommen und beobachtete ihn mit einem ernsten Lächeln, das damit auch schon die erste Möglichkeit der Rettung ausschloß. Doch Holroyd ließ sich durch die Erkenntnis nicht beirren. Er kam herangeritten und sagte scharf:
    »Marschall Uubrig, gebt den Leuten den Befehl, auszuschwärmen, um den Feind zu verwirren. Damit wird vielen die Möglichkeit gegeben, zu entfliehen.«
    Er sah, daß ihn der andere forschend anblickte. »Glaubt Ihr, Sir?« entgegnete er schließlich schleppend. »Ich glaube, es würde ziemlich schwierig sein, die Leute dazu zu bewegen. Es ist eine besondere Gruppe, wie Ihr wißt. Jeder einzelne von ihnen hier hat durch die Geächteten Schwester oder Bruder, Mutter oder Vater verloren. Sie wissen, daß man den Menschen von Nushirvan nicht trauen kann. Sie sind überzeugt, daß sie sich selbst opfern, glauben jedoch, daß Eure Gefangennahme das bei weitem aufwiegt. Glaubt Ihr wirklich, großer Prinz Ineznio«, schloß der Feldmarschall ironisch, »daß sich Männer mit solcher Einstellung beeilen würden, meine Befehle auszuführen, wenn ich täte, was Ihr von mir verlangt?«
    Holroyd schwieg. Er hatte versäumt, die Geächteten zu berücksichtigen.
    Er sah, daß die Spitze der Reiterkolonne nur noch zwei- bis dreihundert Meter entfernt war. Er mußte sich beeilen und jemanden finden, der ihm dabei helfen würde, seinen zweiten Plan auszuführen. Er warf sein Reittier herum und öffnete den Mund, um seine Forderung auszurufen; doch dann zögerte er. Es bestand ein Unterschied zwischen der Erinnerung daran, was Ptath körperlich durchgemacht hatte, und dem Vorhaben, dasselbe zu tun.
    Die Reiter waren noch hundert Meter entfernt. »Gibt es hier einen Mann«, rief Holroyd, »der genug Mut hat, mir einen Pfeil durchs Herz zu jagen?«
    Niemand antwortete. Niemand rührte sich. Die großartig gekleideten Offiziere sahen einander an und blickten dann bedrückt den heranstürmenden Geächteten entgegen.
    »Seht Ihr« – es war der Oberst, der herangeritten kam – »wir haben versprochen, Euch lebendig auszuliefern. Unsere einzige Hoffnung, frei auszugehen, beruht darauf, daß wir Euch lebendig übergeben.«
    Holroyd empfand nicht länger Verzweiflung. Er fühlte sich zu allem entschlossen. Er mußte dieser lächerlichen Entführung entrinnen! Dort draußen im Hauptquartier würde er Zeit und Muße haben, die Dinge reiflich zu überdenken.
    Er sah, daß der Oberst eine jener biegsamen, wunderbar schlanken Hartholzlanzen mit Steinspitze bei sich führte, die von den Offizieren getragen wurde. Ehe der Mann sein Vorhaben auch nur erahnen konnte, hatte Holroyd seinen Grimb an ihn herangetrieben. Ein kurzes Handgemenge um den Besitz der Waffe entstand; die Augen des Offiziers wurden groß vor Staunen, als ihm der Spieß wie einem kleinen Kind aus der Hand gerissen wurde. Holroyd wandte sich als Sieger ab, kehrte die Lanze um und handelte unverzüglich, da es keine Sekunde mehr zu verlieren gab. Er stieß sich die Waffe mit aller Kraft hart und tief in die linke Brust. Er war der gleichzeitigen Ankunft von über fünfzehnhundert Ausgestoßenen nur vage gewahr.
    Der Schmerz war einen Moment lang gräßlich. Dann verging er langsam. Doch konnte Holroyd noch immer den Druck der Lanze an der Stelle spüren, wo sie in den Körper eintrat. Sie stellte ein unangenehm schweres Gewicht dar, das ihn nach vorn zog; er mußte zusehen, daß er sie sobald wie möglich wieder loswurde. Langsam ließ er sich nach hinten sinken, ohne die Füße aus den ledernen Steigbügeln zu nehmen, bis er rücklings auf dem breiten, glatten Rücken des Grimbs lag. In der Nähe brüllte jemand in heiserer Wut, doch die Sprache war Gonwonlanisch.
    »So also liefert ihr den Gefangenen aus! Der Nushir wird jemanden dafür bezahlen lassen. Treibt sie zusammen, die schmutzigen Verräter.«
    Die Stimme des Oberst protestierte. »Es war nicht unsere Schuld. Ihr habt selbst gesehen, wie er

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