Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TTB 104: 200 Millionen Jahre später

TTB 104: 200 Millionen Jahre später

Titel: TTB 104: 200 Millionen Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
Vom Netzwerk:
Nordwesten.

 
15.
     
    »Geächtet!« hörte Holroyd jemanden sagen.
    »Wie?« fragte er scharf, sich im Sattel seines Grimbs langsam und steif aufrichtend. Überrascht und etwas erschrocken starrte er zu der langen Kolonne von Reitern hinüber, die über den grünen Talboden kamen. Seine Augen verengten sich. Geächtete hier, hinter den Frontstellungen, nach all den Vorkehrungen, die er getroffen hatte! Neben ihm sagte ein Mann unterdrückt:
    »Etwa fünfhundert. Das sind zwei zu eins. Wie fühlt man sich, großer Lord Ineznio, wenn man unmittelbarer Gefahr ins Auge sieht, anstatt im sicheren Schoß der Heimat von den Räubereien der nushirvanischen Geächteten derart unberührt zu bleiben, daß man seine Zustimmung zu einer nur vorgetäuschten Invasion gibt?«
    Holroyd warf dem Sprecher einen verdutzten Blick zu. Der Mann war klein und trug die Uniform eines Obersten, doch sein Gebaren war das eines befehlsgewohnten Führers, der in irgendeiner anderen Organisation eine weitaus wichtigere Rolle spielte. Holroyd seufzte. Er war derart ausschließlich mit seinen eigenen Plänen beschäftigt gewesen, daß er niemals ernstlich auf den Gedanken gekommen war, daß ausgerechnet jene Leute ihm mißtrauen könnten, denen er am meisten zu helfen beabsichtigte. Die Rebellen hatten also von dem ursprünglichen Vorhaben der Göttin, einen Angriff nur vorzutäuschen, Wind bekommen. Und mit grimmiger Ironie hatten sie daraufhin mit den Geächteten einen Pakt geschlossen, um den Mann zu fangen, den sie für Prinz Ineznio hielten. Reglos auf seinem Grimb sitzend, mußte er seine Bestürzung offen auf seinem Gesicht gezeigt haben, denn der dickbackige junge Oberst lachte lauthals auf und sagte dann mit stählerner Stimme:
    »Ihr weilt jetzt seit einer Woche hier und habt Euch hauptsächlich damit beschäftigt, vorwiegend solche Leute auf hohe Kommandostellen zu setzen, die sich offen für einen Angriff auf Nushirvan ausgesprochen haben. Doch Ihr habt niemanden damit zu täuschen vermocht. Das Wesentliche an diesem fehlgegangenen Trick ist, daß sie diese hohen Stellungen jetzt innehaben. Die allgemeinen Ordern sind allen hohen Offizieren bekannt. Und die anderen, die nicht zu uns gehören, werden wir mit gefälschten Briefen täuschen, laut denen Ihr Euch auf eine Rekrutierungsreise begeben habt. Der Angriff wird stattfinden – und zwar nicht als halbe Sache. Heute in einem Monat setzt sich die Armee in Bewegung.«
    Der erste Schock war vorüber. Holroyd saß schweigend im Sattel, grimmig und zunehmend selbstsicherer. Mit den Augen verfolgte er das Herannahen der Geächteten. Die Kolonne befand sich noch immer eine halbe Meile entfernt, doch bedeutete diese Entfernung keinen Trost. Der Gott Ptath war außerstande, mit seiner gegenwärtigen Kraft diese Situation zu meistern.
    Und doch durfte er sich nicht gefangennehmen lassen. Erkannten denn diese Narren nicht, daß die gonwonlanische Armee einfach noch nicht fähig war, eine solch uneinnehmbare Bergfestung wie Nushirvan mit hinlänglichen Siegeschancen anzugreifen? Die erforderlichen Umgruppierungen würden mindestens noch drei, vier, fünf Monate in Anspruch nehmen. Und der Nachschub mußte Tag und Nacht anrollen, um die nötigen Vorratslager anzulegen. Darüber hinaus war es unumgänglich, daß der Skreer- und Grimbtransportdienst ausgedehnt wurde, bis er wenigstens zwei Drittel aller Vögel und Reittiere auf dem Kontinent einschloß. Die einzige Antwort auf das Problem der zahllosen Gebirge, schwelenden Vulkane und brodelnden Treibsandsümpfe, die den gigantischen, wilden Isthmus von Nushirvan bildeten, war eine Blitzkampagne und ein flexibles Transportsystem. Bitteres Lachen kam in ihm hoch. Wer in dieser unübersehbaren Menge von Offizieren wäre in der Lage, mit der Versorgung von hundert Millionen Reittieren und Vögeln fertig zu werden?
    Der Oberst neben Holroyd sagte: »Es wäre sinnlos, an Gegenwehr zu denken, Hoheit. Blickt hinter Euch. Dort kommen noch einmal fünfhundert. Ihr könnt dem Hinterhalt nicht entkommen.«
    Holroyd wandte sich nicht um. Aus dem Augenwinkel hatte er auf der Kuppe des steilen Hügels, der die rechte Flanke dieses grünen Juwels von einem Tal bildete, eine Bewegung erspäht. Reiter! Sie kamen über die Kuppe gejagt und fegten die steilen Abhänge hinunter. Es war ausgezeichnet organisiert und wurde verwegen ausgeführt. Ein rascher Blick über die linke Schulter belehrte ihn, daß die andere Flanke des Tals Scharen von Reitern aus einer engen

Weitere Kostenlose Bücher