Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TTB 106: Der dritte Planet

TTB 106: Der dritte Planet

Titel: TTB 106: Der dritte Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Matheson
Vom Netzwerk:
traurige Reihe von Fehlern und gelegentlichen Verbesserungen. Lindell blätterte sie deprimiert und ohne jedes Interesse am Inhalt durch.
    Dann kam er zu Eintragungen, die ein gewisser Bill Corrigan unterzeichnet hatte. Lindell streckte sich gähnend, lehnte das Buch an die Schreibtischkante und las mit größerer Aufmerksamkeit.
    Sie waren dieselben wie alle vorhergehenden – ausgenommen die allerersten. Vernünftige Anfänge, dann allmählich größer werdendes Durcheinander, das zuletzt fast unlesbar wurde. Er fand ein paar himmelschreiend falsche Additionen, die er sorgfältig korrigierte.
    Corrigans Aufzeichnungen – stellte er fest – brachen plötzlich mitten in einem Wort ab, und für die letzten anderthalb Monate seines Aufenthalts hinterließ er nur leere Seiten. Er blätterte suchend im Buch herum und schüttelte schließlich langsam den Kopf. Ich muß zugeben, dachte er, daß ich es nicht begreife.
    Während er nachher in der Dämmerung im Wohnzimmer saß und später beim Essen, bekam er das Gefühl, daß Lieblings Gedanken sozusagen ein selbständiges Leben führten und wie mikroskopisch kleine Insekten in den Windungen seines Gehirns umherkrabbelten. Manchmal bewegten sie sich kaum; zu anderen Zeiten rannten sie aufgeregt umher.
    Noch schlimmer war – wie er später beim Lesen im Bett feststellte – daß ihre Gedanken auch dann in ihm rumorten, wenn sie nicht im selben Zimmer wie er war. Es war verwirrend genug, sich von endlosen Gedanken durchströmt zu fühlen, während sie sich in seiner Nähe aufhielt; diese Telepathie war ein bißchen zuviel für seinen Geschmack.
    Na, na, nun laß das mal! versuchte er gutmütig, ihr Vernunft beizubringen, und das einzige, was er dadurch erreichte, war, daß ihre riesigen Augen ihn verständnislos anstarrten.
    »Ach, Unsinn«, murmelte er und warf sein Buch auf den Nachttisch. Vielleicht ist es dagegen am besten, jetzt zu schlafen. Wahrscheinlich haben diese telepathischen Mätzchen die anderen Männer weich gemacht. Aber mich nicht, gelobte er sich. Ich werde mir einfach keine Kopfschmerzen darum machen. Er schaltete die Lampe aus und legte sich zum Schlafen zurecht.
    »Schlafen«, murmelte er, nur noch halb bei Bewußtsein. Es war kein Schlaf, weil die Hälfte an seiner Tiefe fehlte. Ein dunkler Nebel trübte sein Bewußtsein, zeigte ihm Bilder, schob sie ineinander, vergrößerte oder verkleinerte sie, ließ neue hervorquellen.
    Liebling. Liebling. Das Echo eines Schreis in einem langen, schwarzen Korridor. Der Morgenrock flatterte. Deutlich sah er ihre blassen Gesichtszüge. Nein, sagte er, bleib weg! Er schrie auf. Nein! Nein! NEIN!
    Mit weit offenen Augen sprang er aus dem Bett, starrte verwirrt im Schlafzimmer herum.
    Er suchte in der Dunkelheit nach dem Schalter und machte Licht. Hastig steckte er sich eine Zigarette zwischen die Lippen, lehnte sich an das Kopfende des Bettes und blies dicke Rauchwolken von sich. Er hob seine Hand und sah, daß sie zitterte. Er murmelte Worte ohne Sinn und Verstand vor sich hin.
    Dann zuckten seine Nasenflügel, und seine Lippen zogen sich voller Abscheu von den Zähnen zurück. Hier liegt doch irgend etwas Faulendes, zum Teufel, dachte er. Es war ein schwerer, süßlicher Geruch, der von Sekunde zu Sekunde schlimmer wurde. Er schlug seine Decken zurück.
    Am Fußende des Bettes fand er sie: bleifarbene Blumen, die zu einem großen Strauß arrangiert waren.
    Er sah sie sich einen Augenblick lang an, beugte sich dann vor, um sie auszunehmen und wegzuwerfen. Unwillkürlich sprang er zurück, als sich ein Dorn in seinen rechten Daumen bohrte.
    Er drückte dicke Blutstropfen heraus und saugte sie von der Wunde, während er zugleich gegen die Übelkeit kämpfte, die der Geruch verursachte.
     
    *
     
    Es ist sehr nett von dir, schickte er ihr als Gedankenbotschaft zu, aber nun bitte keine Blumen mehr.
    Sie starrte ihn an, und er wußte, daß sie ihn nicht begriff.
    »Verstehst du nicht?« fragte er.
    Ihre Zuneigung lief wie Sirup über alle Schichten seines Gehirns. Er rührte nervös seinen Kaffee um, und die Gedanken-Übertragung wurde ruhiger, als ob sie beschlossen hätte, ihn nicht zu kränken. In der ganzen Küche herrschte Stille bis auf das Klirren der Bestecks auf den Tellern und das leise Knistern ihres Morgenrocks.
    Er goß seinen Kaffee hinunter und stand auf, um zu gehen. Zu Mittag werde ich unten essen ...
    Ich weiß. Ihr Gedanke legte sich beherrschend über seinen. Er grinste vor sich hin, als er durch die

Weitere Kostenlose Bücher