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TTB 106: Der dritte Planet

TTB 106: Der dritte Planet

Titel: TTB 106: Der dritte Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Matheson
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mir gewesen, während ich schlief, dachte er. Verflucht noch mal! Sie ist hiergewesen!
    Er stieß die Decken beiseite und kroch nervös zum Fußende des Bettes.
    Sehen konnte er sie nicht, aber der widerliche Geruch stieg in Wellen vom Fußboden empor in seine Nasenlöcher. Würgend ließ er sich aufs Bett zurückfallen. Sein Magen zog sich zusammen. Weshalb? murmelte er immer wieder undeutlich.
    Gerechter Himmel – weshalb?
     
    *
     
    Ärgerlich warf er die Blumen aus dem Zimmer. Dabei fielen ihre bittenden Gedanken über ihn her wie Regentropfen.
     
    *
     
    »Ich habe nein gesagt, nicht wahr?« brüllte er sie an.
    Dann setzte er sich an den Tisch und nahm sich zusammen, so gut er konnte. Ich habe noch eine lange Zeit hier vor mir, sagte er sich, und die kann ich nur mit Ruhe überstehen. Also immer mit der Ruhe!
    Jetzt glaubte er zu wissen, weshalb jeder Stationsleiter hier nur sechs Monate blieb. Das war mehr als genug! Aber er würde nicht nachgeben, befahl er sich selbst. Da sie nie weich werden würde, mußte er selber auch hart bleiben. Sie ist zu dumm, um weich werden zu können, dachte er mit Absicht und hoffte, sie würde es verstehen.
    Sie ließ ihre Schultern hängen, als ob sie niedergeschlagen wäre. Während des Frühstücks ging sie wie ein eingeschüchterter Geist um ihn herum, hielt ihr Gesicht von ihm abgewandt und ihre Gedanken von ihm fern. Fast hätte sie ihm leid getan. Wahrscheinlich hatte sie nicht einmal schuld, dachte, sondern folgte nur einem angeborenen Drang aller Gnee-Frauen, Männer zu beherrschen.
    Dann erkannte er, daß ihre Gedanken wieder in sein Gehirn drangen – sanfte und rührselige Gedanken. Er versuchte, sie sich fernzuhalten, sie gar nicht zur Kenntnis zu nehmen, als sie sich in seine Apathie drängten.
    Den ganzen Tag über arbeitete er schwer, bezahlte die Löhne für die Gnee-Männer in Gewürzen und Getreide an den Vorarbeiter, der sie dann an seine Leute verteilte. Er fragte sich, ob von diesen Löhnen Frauen etwas bekommen mochten.
    »Ich nehme meine Stimme auf Tonband auf«, diktierte er später an diesem Abend. Ich will mich selbst sprechen hören, damit ich meine Stimme nicht vergesse. Eine traurige Sache! Also:
    Ich bin hier auf Station Vier, erlebe eine herrliche Zeit und wünschte, ihr wäret an meiner Stelle hier. Das heißt, ganz so schlimm ist es nicht – verstehen Sie mich nicht falsch. Aber ich glaube, ich weiß jetzt, was Corrigan und die anderen armen Teufel vor ihm kaputt gemacht hat. Es war Liebling und ihr menschenfresserischer Verstand. Aber das sage ich auch: bei mir wird sie es nicht schaffen! Darauf können Sie wetten! Liebling wird mich nicht ...
    Nein! Ich habe dich nicht gerufen! Verschwinde aus meinem Kopf willst du?!
    Allein!
    Sorgfältig verschloß er die Tür seines Zimmers, als er zu Bett ging. Im Schlaf stöhnte er, weil derselbe Alpdruck ihn heimsuchte, seine Glieder zucken und ihn sich im Bett hin und her werfen ließ.
    Gegen Morgen wurde er mühsam richtig munter, stolperte zur Tür und untersuchte sie. Mit ungeschickten Fingern prüfte er das Schloß. Schließlich begriff sein immer noch benommener Verstand, daß die Tür richtig wie am Abend zuvor verschlossen war; er taumelte im Zickzack zu seinem Bett zurück, ließ sich hineinfallen und sank in einen betäubungsähnlichen Schlaf.
    Als er morgens aufwachte, lagen am Fußende des Bettes wieder Blumen von üppigem Purpurrot, die nach Verwesung rochen, und die Tür war fest verschlossen.
     
    *
     
    Er konnte sie nicht danach fragen, weil er die Küche in Eile und voller Ekel verlassen mußte, als sie ihn Liebster nannte.
    Keine Blumen mehr! Ich verspreche es dir! folgten ihm ihre Gedanken. Er schloß sich im Wohnzimmer ein, setzte sich an den Schreibtisch und fühlte sich krank. Nimm dich zusammen! befahl er sich selbst, ballte die Hände und biß die Zähne zusammen.
    Essen?
    Sie stand vor der Tür – das wußte er. Er schloß die Augen. Geh weg und laß mich zufrieden, befahlen seine Gedanken ihr.
    Es tut mir sehr leid, Liebster, sagte sie.
    »Hör auf, mich Liebster zu nennen!« brüllte er und schlug mit der Faust auf die Schreibtischplatte. Als er sich im Sessel drehte, blieb seine Gürtelschnalle am Schreibtisch-Schubfach hängen und zog es halb heraus. Plötzlich starrte er auf die glänzende Gaspistole. Unwillkürlich griff er danach und berührte den glatten Lauf.
    Er schob das Schubfach mit einer krampfhaften Bewegung wieder hinein. Nicht das! schwor er sich.

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