TTB 106: Der dritte Planet
Diele ging. Ihre telepathische Botschaft war ihm fast wie mütterliches Schelten vorgekommen.
Während er dann über die Wiese ging, erinnerte er sich an seinen Traum, und das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht.
Den ganzen Vormittag über mußte er immer wieder ärgerlich darüber nachdenken, daß die Gnee-Männer so entsetzlich dumm waren. Wenn sie ein Bündel fallen ließen, wurde es zum Problem für sie, ob und wie sie es wieder aufheben sollten. Wie stupide Kühe, dachte er und beobachtete durch das offene Fenster, wie sie mit stumpfen Augen und nach vorn gebeugten dicken Schultern ihres Weges zogen.
Jetzt wußte er genau, daß sie nicht telepathisch waren. Mehrere Male hatte er versucht, ihnen auf gedanklichem Wege Befehl zu geben. Er hatte nie eine Reaktion festgestellt. Sie gehorchten nur möglichst kurzen Befehlen in Worten von höchstens zwei Silben und befolgten sie wie Schwachsinnige.
In der Mitte des Vormittags blickte er von den Aufzeichnungen hoch, die Corrigan hinterlassen hatte, und merkte erschrocken, daß ihre Gedanken ihn sogar über die Entfernung vom Wohnhaus bis zum Lagerhaus erreichten.
Aber jetzt waren es Gedanken, die er nicht in Worte übersetzen konnte. Es waren Empfindungen, gestaltlos, doch stets gegenwärtig. Es kam ihm vor, als ob sie Versuche machte, Erkundigungsstrahlen ausschickte und probierte, ob sie ihn alle erreichten.
In der ersten Zeit amüsierte er sich darüber, lachte leise vor sich hin und wandte sich wieder seiner Arbeit zu.
Dann jedoch trafen diese Sendungen in quälend regelmäßigen Zeitabständen ein, und er rutschte nervös in seinem Sessel hin und her. Schließlich setzte er sich jedesmal mehrere Sekunden, ehe sie eintrafen, starr aufrecht und wartete.
Am späten Vormittag wies er sie bewußt zurück, warf seinen Füllhalter auf den Schreibtisch und befahl ihr ärgerlich, ihn zufriedenzulassen, wenn er arbeitete. Ihre Gedanken brachen dann wie zerknirscht ab. Und kamen bald darauf zurück, stahlen sich unangreifbar in sein Gehirn.
Seine Nerven fingen an, ein bißchen nachzugeben. Er verließ das Büro, lief im Lagerhaus ziellos umher, riß einzelne Bündel auf und prüfte den Inhalt. Die Gedanken folgten ihm auch hier. »Alles gut?« sagte der Vorarbeiter jedesmal, wenn Lindell an ihm vorbeikam, und machte ihn damit noch ärgerlicher.
Einmal richtete er sich plötzlich hinter einem Bündel auf und sagte laut: »Geh weg hier!«
Der Vormann sprang vor Schreck einen halben Meter hoch in die Luft, ließ seinen Bleistift und das Brett mit den Notizzetteln fallen und starrte Lindell furchtsam an. Lindell tat, als ob er nichts davon sähe.
Später, als er wieder im Büro war, saß er nachdenklich da, das offene Stationsbuch vor sich.
Kein Wunder, daß die Gnee-Männer sich nicht mit Telepathie abgaben, dachte er. Sie wußten, was gut für sie war.
Dann blickte er durch das Fenster auf die dahintrottende Linie von Männern.
Er dachte an das, was Martin von den Frauen gesagt hatte. Eine Bezeichnung dafür schoß ihm durch den Kopf – Matriarchat! Das würde erklären, weshalb die anderen Männer durchgedreht hatten. Denn wenn die Frauen einmal die Macht besaßen, konnte es bei der ihnen innewohnenden Herrschsucht dazu gekommen sein, daß sie keinen Unterschied mehr zwischen ihren eigenen und den Männern von der Erde machten. Ärgerlich wand er sich bei der Idee, mit den Trotteln hier auf eine Stufe gestellt zu werden.
Unvermittelt stand er auf. Ich habe keinen Appetit, dachte er, nicht ein bißchen. Aber ich werde jetzt zum Haus zurückgehen, ihr befehlen, mein Mittagessen zu machen, und gleichzeitig erklären, daß ich keinen Appetit habe. Sie soll sich daran gewöhnen, von mir beherrscht zu werden. Keine glotzäugige Gnee-Frau soll mich kleinkriegen – zum Donnerwetter noch mal!
Dann blinzelte er und drehte sich schnell um, weil er erkannte, daß er auf die wilden Kratzer in der Wand starrte. Und auf den schnallenlosen Gürtel, der immer noch unter dem Feldbett lag.
*
Wieder der Traum.
Er riß wie mit scharfen Krallen an seinem Gehirn. Schweiß bedeckte ihn. Stöhnend warf er sich im Bett hin und her, war plötzlich wach und starrte in die Dunkelheit.
Er glaubte, am Fußende des Bettes etwas zu sehen, schloß die Augen, schüttelte den Kopf und blickte abermals dorthin. Das Zimmer war leer. Er fühlte, wie Gedanken, die sein Gehirn überschwemmt hatten, sich wie das Meer bei Ebbe zurückzogen.
Er ballte wütend die Fäuste. Sie ist bei
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