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TTB 106: Der dritte Planet

TTB 106: Der dritte Planet

Titel: TTB 106: Der dritte Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Matheson
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»Nein!«
    Er jammerte. Schlafen! Schlafen! Das ist die Zeit! Er wußte es, wußte es genau ...
    Nein! Er versuchte sich aufzurichten, doch gelang es ihm nicht. Schlafen. Schwarze Nacht zog über ihn dahin.
    Schlafen.
    Er fiel auf das Kopfkissen zurück, stützte sich schwach auf einen Ellenbogen.
    »Nein.« Seine Lungen waren wie vertrocknet. »Nein.«
    Er kämpfte. Es war zuviel. Er stieß einen gurgelnden Schrei aus. Sie schob seinen Willen wie etwas Nebensächliches beiseite. Jetzt hatte sie alle ihre Kraft eingesetzt, und er war schlaff und erledigt. Mit glasigen Augen fiel er auf das Kissen zurück, stöhnte schwach, und seine Augen schlossen sich – gingen auf – schlossen sich – gingen auf – schlossen sich – gingen auf ...
    Abermals der Traum. Wahnsinn – kein Traum.
    Als er wach wurde, lagen keine Blumen im Zimmer. Die Zeit des Werbens war vorüber. Mit leerem Blick starrte er auf den Eindruck, den ein anderer Körper neben seinem im Bett gemacht hatte.
    Er war noch warm und feucht.
     
    *
     
    Er lachte laut. Er schrieb Flüche in sein Tagebuch, in großen, schwarzen Buchstaben, und hielt den Bleistift dabei wie ein Messer.
    Er schrieb sie auch in das Stationsbuch und zerriß Belegzettel, wenn sie nicht die richtige Farbe hatten. Seine Eintragungen waren wirre Linien, die wie Weinranken hin und her schwankten. Manchmal war es ihm gleichgültig, meist merkte er es gar nicht.
    Er lief in dem vollen Lagerhaus hinter verschlossenen Türen umher, mit roten Augen und vor sich hinmurmelnd. Er kletterte auf die Stapel von Bündeln und starrte durch das Oberlicht in den leeren Himmel. Er wusch sich nicht mehr und verlor fünfzehn Pfund an Gewicht. Sein Gesicht wurde schwarz von Bartstoppeln, die fast schon einen richtigen Bart bildeten. Sie wollte es so haben. Sie wollte nicht, daß er sich wusch oder rasierte. Sie nannte ihn Jeff.
    Du kannst nichts dagegen tun, sagte er sich. Wie du auch kämpfst – sobald du müde wirst, kommt sie und nimmt deine Seele.
    Und deshalb flüsterte er im Lagerhaus, so daß niemand ihn hören konnte: »Etwas bleibt mir noch übrig.«
    Deshalb schlich er spät nachts ins Wohnzimmer und steckte die Gaspistole in die Tasche. »Tu nie den Gnees etwas zuleide!« Nun – das war falsch. Hier hieß es: töten oder getötet werden. Deshalb nehme ich die Pistole mit ins Bett. Deshalb streichele ich sie, während ich zur Decke hinauf starre. Ja, so ist es! Das ist der Felsen, auf den ich mich stützen will.
    Und er entwickelte Pläne und wälzte sie in seinem Gehirn.
    Tage. Tage. Tage. Er flüsterte: »Bring sie um!«
    Er nickte und lächelte vor sich hin und tätschelte das kühle Metall. »Du bist mein Freund«, sagte er, »mein einziger Freund. Sie muß sterben – das wissen wir beide.«
    Er machte eine Menge neuer Pläne, und alle kamen auf dasselbe hinaus. In seiner Phantasie tötete er sie eine Million Male – in geheimen Kammern seines Gehirns, die er entdeckt und geöffnet hatte; in denen er sich verkriechen und ungestört bleiben konnte, während er seine Pläne schmiedete.
    Tiere! Er lief umher und betrachtete das Dorf der Arbeiter. Tiere! Ich denke nicht daran, so zu werden wie ihr. Ich denke nicht daran, ich denke nicht daran, ich denke nicht daran ...
    Er taumelte aus seinem Schreibtischsessel hoch, mit weit geöffneten Augen. Speichel rann ihm von den Lippen. Die Pistole hielt er fest in seiner rechten Hand.
    Er riß die Bürotür auf und stolperte durch die Gassen zwischen den Warenstapeln. Die Pistole hielt er schußbereit.
    Er warf den Riegel zurück und riß eine der schweren Schiebetüren auf. Er stürzte ins Sonnenlicht hinaus und fing an zu rennen. Er kam sich wie von Irrwischen verfolgt vor und rannte schneller. Er fiel hin, weil seine Beine schwach waren. Die Pistole flog davon. Er kroch ihr nach und wischte den Schmutz ab. Jetzt werden wir sehen! versprach er den Affen in seinem Kopf.
    Verwirrt stand er auf und hinkte auf das Haus zu.
    Er hörte ein Brausen in der Luft; Lichtstrahlen zuckten über seine Wangen und Augen. Er blickte nach oben, blinzelte und sah das Frachtschiff.
    Sechs Monate.
    Er ließ die Pistole fallen, setzte sich daneben und zupfte stumpfsinnig an dem blauen Gras. Benommen starrte er auf das Schiff, das langsam sank und schließlich aufsetzte. Die Luke öffnete sich, und Männer kletterten heraus.
    »Ihr seid zu spät gekommen«, sagte er.
    Seine Stimme war zuerst fast normal, bis sie in Kichern und Schluchzen überging. Mit den Fäusten

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