Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TTB 106: Der dritte Planet

TTB 106: Der dritte Planet

Titel: TTB 106: Der dritte Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Matheson
Vom Netzwerk:
Hochkommissar Castlemould Ihnen sagt, daß Sie sich setzen sollen, dann meint er es auch!«
    Professor Wade setzte sich.
    Beide Männer umkreisten ihn wie Bussarde, die eine Maus erkannt haben, bevor sie niederstoßen. Der Professor sah zu Ranker auf.
    »Vielleicht erklären Sie mir endlich, was ...«
    »Schweigen Sie!« unterbrach ihn der Captain.
    Wade schlug mit der flachen Hand auf die Stuhllehne. »Ich denke gar nicht daran! Ich habe allmählich von diesem Geschwätz die Nase voll! Jemand wirft einen Blick in meine Zeitkammer und findet dort diese idiotischen Dinge und ...«
    Wade stand auf, griff nach der Tischdecke und riß sie mit einem plötzlichen Ruck beiseite. Die beiden Männer traten entsetzt zurück und starrten den Professor an, als habe er damit ein ungeheuerliches Verbrechen begangen.
    Professor Wade warf das Tuch verächtlich auf den Fußboden.
    »Um Gottes willen, was ist denn los?« knurrte er dabei. »Es ist nur Essen! Essen. Ein bißchen Essen!«
     
    *
     
    Die Männer zuckten erschreckt zusammen, als Wade das eine Wort wieder und wieder hervorstieß.
    »Halten Sie den Mund!« sagte der Captain mit erstickter, schwacher Stimme. »Wir haben genug von Ihren Obszönitäten!«
    »Obszönitäten?« rief Professor Wade und riß dabei Mund und Augen weit auf. »Höre ich recht?«
    Er hielt einen der Gegenstände in die Höhe.
    »Das ist eine Schachtel Crackers!« sagte er in ungläubigem Ton. »Wollen Sie mir erzählen, das sei ... obszön?«
    Captain Ranker schloß die Augen. Er zitterte am ganzen Leibe. Der alte Hochkommissar erholte sich schneller von seinem Schock, verzog sein Gesicht zu einer undefinierbaren Grimasse und beobachtete den Professor neugierig.
    Wade warf die Schachtel auf den Tisch zurück. Der Alte erblaßte und fuhr zusammen. Wade griff nach den beiden anderen Gegenständen.
    »Eine Büchse Corned Beef!« rief er wütend. »Und eine Thermosflasche voll Kaffee. Was, zum Teufel, ist an Fleisch und Kaffee obszön?«
    Tiefes Schweigen erfüllte den Raum, als er ausgesprochen hatte.
    Sie starrten sich gegenseitig an. Ranker zitterte noch immer und fuhr sich mit einem Taschentuch über die hochrote Stirn. Der Alte sah abwechselnd auf Wades empörtes Gesicht und die Gegenstände auf dem Schreibtisch. Er überlebte angestrengt.
    Schließlich nickte Castlemould und räusperte sich bedeutungsvoll.
    »Captain«, sagte er, »ich möchte, daß Sie mich mit diesem Verbrecher allein lassen. Ich werde ihn persönlich verhören.«
    Der Captain sah seinen Vorgesetzten an und nickte dann erleichtert. Er eilte wortlos hinaus. Sie hörten ihn den Gang entlangstolpern, bis sich eine andere Tür hinter ihm schloß.
    »So«, meinte der Hochkommissar und ließ sich in Rankers Sessel nieder, in dem er fast völlig verschwand. »Sagen Sie mir doch zuerst einmal Ihren Namen.« Seine Stimme klang freundlich. Er schlug einen scherzhaften Tonfall an.
    Er nahm die Tischdecke zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand und breitete sie schwungvoll über die ärgerniserregenden Gegenstände – wie ein Pfarrer, der einer Striptease-Tänzerin sein Jackett überwirft.
    Wade setzte sich mit einem tiefen Seufzer.
    »Ich gebe auf«, sagte er. »Ich komme in meiner Zeitkammer aus dem Jahr 1967. Ich bringe ein bißchen ... Essen ... mit. Für etwaige Notfälle. Und dann fallen alle über mich her und nennen mich einen Schweinehund. Das begreife ich einfach nicht.«
    Castlemould verschränkte die Arme vor seiner eingefallenen Brust und nickte langsam.
    »Hmmm. Nun, junger Mann, ich glaube Ihnen zufällig«, begann er. »Ihre Geschichte könnte stimmen. Die Geschichtsschreiber berichten von einer Zeit, in der – äh – lebensnotwendige Stoffe dem Körper oral zugeführt wurden.«
    »Ich freue mich, daß mir endlich jemand Glauben schenkt«, antwortete Wade. »Möchten Sie mir nicht erklären, was es hier mit dem Essen auf sich hat?«
    Der Hochkommissar zuckte bei diesem Wort zusammen. Wade sah ihn verwundert an.
    »Ist es wirklich möglich«, fuhr er dann fort, »daß das Wort ... Essen ... zu einem obszönen Ausdruck geworden ist?«
    Die ständige Wiederholung dieses Wortes schien Castlemould auf einen Gedanken gebracht zu haben. Er beugte sich vor und zog das Tuch mit glitzernden Augen beiseite. Er genoß den Anblick der Flasche, der Büchse und der Schachtel sichtlich. Auf seiner Stirn erschienen Schweißperlen. Wade beobachtete ihn sprachlos. Der Alte wirkte abstoßend auf ihn.
    Hochkommissar Castlemould

Weitere Kostenlose Bücher