TTB 107: Gefängnis im All
Stunden vor Mittag ein. Auf dem Flug herab hatte sie eine ausgezeichnete Sicht auf den Schauplatz. Boote eilten aus der Bucht, von denen viele Flöße im Schlepp hatten, und auf allen Straßen, die von der Stadt fortführten, drängten sich Flüchtlinge zu Fuß und zu Wagen. Die Stadt selbst war zerstört – an einigen Stellen brannte sie noch – und in eine schmutzige Rauchwolke gehüllt. Weiterhin konnte die Sonde die Flächen verkohlter, rauchender Landschaft sehen und das in hohem Maße unnatürliche Erscheinungsbild der Verwüstung erkennen, das bewies, daß eine Waffe, die im Vakuum eine Reichweite von Tausenden von Meilen besaß, auch auf einem Planeten trotz der hemmenden Wirkung der Atmosphäre beträchtlichen Schaden anrichten konnte.
Sie registrierte das bruchgelandete, auf der Seite liegende Schiff, beobachtete und übermittelte die Details der wahrscheinlich bei der Landung verbogenen Höhenflossen, der teilweise geöffneten Luftluke, der gesprungenen Plattenverkleidung, die von dem entweichenden Chlor leicht dampfte und dem Schlitz in der Nase, wo sich die Öffnung für die C-7 nicht richtig geschlossen hatte. Und dann waren da noch ganz in der Nähe die rauchenden Trümmer des Farmhauses, dessen Bewohner zweifellos der indirekte Anlaß zu der Zerstörung der Umgegend gewesen waren.
So weit konnte das, was die Teleskop-Beobachter im Wachschiff sahen, nur von Vorteil sein, aber dann öffnete sich plötzlich die Sonde, und zum Vorschein kam ein Instrument mit supersensitiver Sichtübertragung, Geräuschaufnahme und Analyse, welches das gesamte Gebiet nicht nur einer teleskopischen, sondern auch einer mikroskopischen Untersuchung unterwarf.
Eine solche eingehende Untersuchung durfte nicht geduldet werden!
Ein Mann stolperte etwa fünfzig Meter von der Sonde entfernt aus einem nicht verbrannten Dickicht. Sein Körper hatte schwere Verbrennungen erlitten, und er blutete aus mehreren Wunden. Selbst sein Lederharnisch war zerkratzt und durch die Hitze gesprungen, und als er vorwärtstaumelte, drang aus seinem Mund ein langgezogener, hoher Klageton. In einer Hand hielt er einen Knüppel, der wie ein Tischbein aussah, und als er die gelandete Sonde entdeckte, stürzte er sich mit einem heiseren Schrei darauf.
Tatsächlich fehlte Briggs überhaupt nichts. Seine garstige Erscheinung verdankte er lediglich einem phantasievollen Make-up, und sein Knüppel war tatsächlich ein sorgfältig beschwertes Tischbein. Ihm war hiermit eine der leichtesten Aufgaben der ganzen Operation zugefallen, weil er gut schauspielern konnte. Er sollte die Sonde vernichten, so daß die Bugs wieder allein auf die Teleskope auf dem Schiff und ihre eigenen Augen angewiesen waren, wenn sie später landen sollten.
Also machte sich Briggs pflichtbewußt daran, die Sonde mit seinem Knüppel zu zertrümmern, indem er nach Kräften die Rolle eines armen, vor Schmerzen wahnsinnigen Gefangenen mimte.
Er mußte es jedoch etwas übertrieben und der Knüppel den Brennstofftank der Sonde getroffen haben. Es konnten nur noch einige Unzen Brennstoff übriggeblieben sein, aber das genügte, als sie mit der noch rotglühenden Venturis in Berührung kamen. Eine Flamme schoß empor, und die Explosion erschütterte die Schiffsattrappe. Als Warren zum Periskop eilte, sah er, daß sowohl von Briggs als auch von der Sonde sehr wenig übriggeblieben war ...
Die Zeit verging, und die Sonde brannte auf das Metall der Attrappe herab. Innerhalb der Attrappe war die Hitze bereits unerträglich, aber in den Raumanzügen war es noch schlimmer. Ein Techniker kümmerte sich um Kelso und Sloan. Er hatte ihnen die Handschuhe ausgezogen, ihre Hände in Schüsseln mit Wasser gelegt und den beiden bedeutet, in Abständen die Hände herauszuheben und wieder einzutauchen. Außerdem befeuchtete er immer wieder die zugänglichen Teile ihrer Glaskugeln. Dies sollte angeblich abkühlen und einem Hitzschlag vorbeugen, aber Warren war überzeugt, daß die Wasserbehandlung hauptsächlich eine psychologische Wirkung zeitigte.
Über ihnen, unsichtbar im Sonnenschein, mußten die Bugs inzwischen ihre Entscheidung gefällt haben. Die Zerstörung ihrer Sonde konnte unter diesen Umständen keinen Verdacht erregt haben, und die Fähre sollte eigentlich bereits auf dem Wege sein, um die Überlebenden des notgelandeten Schiffes zu retten – von denen einige leben mußten, nach der Verwüstung zu urteilen. Aber vielleicht hatte doch irgend etwas ihren Verdacht geweckt, oder sie waren
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