TTB 108: Die Pest kam von den Sternen
wirkungsvoller erwiesen. In Verbindung mit den Antipyretika bekommen wir vielleicht positive Ergebnisse.«
Es gab keine auffallende Besserung danach, obwohl die Temperatur des Kranken um zwei Grad absank. McKay und seine Gruppe verfolgten die Bemühungen auf dem Fernsehschirm und schlugen Änderungen in der Therapie vor. Der stämmige Polizist war Sams Patient, aber Sam verwahrte sich dagegen, in ihm ein Versuchskaninchen zu sehen, obwohl es sich tatsächlich so verhielt. Konnte dieser Mann gerettet werden, so war die Behandlungsmethode für zukünftige Fälle gegeben.
Und es gab weitere Fälle. Sie wurden zum New York Hospital geschafft, wo eine viel größere Isolierstation zur Verfügung stand, die mit freiwilligen Helfern besetzt worden war. Es war schwer zu erfahren, um wieviel Fälle es sich handelte, denn die offiziellen ärztlichen Berichte hielten mit den Tatsachen zurück. Auch Fernsehen und Rundfunk begnügten sich mit allgemeinen Aufrufen, die an die Moral der Bevölkerung appellierten.
Es war gut, daß Sam einen Patienten hatte, um den er sich kümmern mußte. So ließ sich der Gedanke, in der Isolierstation gefangen zu sein, während sich draußen vielleicht eine gefährliche Seuche ausbreitete, leichter ertragen.
»Wozu soll das dienen?« fragte er, als er sah, wie Nita nach einem Drahtkorb mit Tauben griff, der durch die Versorgungsanlage zu ihnen gelangt war.
Nita strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und deutete auf den Schreibtisch. »Ich habe den ganzen Tag Berichte aus den Labors gelesen, die sich mit dem Randschen Virus befassen. Ein Versuch ist bisher nicht gemacht worden. Es ist ein Versuch, der sich am besten in der Quarantäne durchführen läßt, wenn ein Patient mit der Randschen Krankheit zur Verfügung steht.«
»Und welcher Versuch ist das?«
Sie suchte in dem Papierstapel und zog ein Blatt heraus. »Hier ist der erste Bericht von der Pathologie. Es hat sich als unmöglich erwiesen, menschliches Gewebe mit erkrankten Zellen von Commander Rand zu infizieren. Der Versuch wurde gemacht, bevor Rand in der vergangenen Nacht starb. Ferner gelang es nicht, das Virus auf eines der Labortiere – Affen, Meerschweinchen, Kaninchen – zu übertragen.«
»Aber – wenn das Virus nicht übertragen werden kann, können wir beide doch die Quarantäne verlassen. Und wie wurde der Polizist infiziert?«
»Einen Augenblick, Sie werden es gleich sehen. Das Rand-Virus kann auf Vögel übertragen werden. Das hat sich bei allen zur Verfügung stehenden Arten erwiesen. Nun kommt der Haken. Die kranken Zellen der Vögel können menschliches Zellgewebe infizieren. So kam der arme Frank zu seiner Krankheit.«
»Ist dieser Versuch an einem Menschen, einem Freiwilligen, vorgenommen worden?«
»Nein, natürlich nicht. Nur an dem Körper entnommenem Gewebe und an HeLa-Zellen.«
Sam durchmaß den Raum mit langen Schritten, es hielt ihn nicht auf seinem Platz.
»Können die Vögel einander infizieren?«
»Ja, das ist erwiesen.«
»Dann ist der nächste Schritt klar, und darum haben Sie die Tauben hier. Sie wollen feststellen, ob das menschliche Virus wiederum die Vögel infizieren kann. Ist dem so, so bedeutet das, daß Frank und Rand von der gleichen Krankheit befallen waren. Dann brauchten wir die Infektionskette nur an einer Stelle zu unterbrechen, um die Seuche zum Stillstand zu bringen.«
Nita hatte die Spritze bereit. Sie langte in den Käfig und griff nach einer der Tauben, so daß sie sich nicht bewegen konnte. Das Tier gurrte leise und blinzelte, als die Nadel unter seine Haut glitt. Dann setzte Nita den Vogel in einen anderen Käfig und schob das Drahtgehäuse in ein hermetisch abgeschlossenes, von außen belüftetes Fach.
»Eine Frage scheint noch offen«, sagte Sam. »Wird das Virus des kranken Polizisten andere menschliche Zellen infizieren? Hat es sich vielleicht bei dem Umweg über die Vögel verändert?«
»Nein, ich habe diese Frage bereits geprüft«, sagte Nita. »Hier fehlen mir die notwendigen Geräte, aber ich habe Proben der Biopyokulturen von den Abszessen ins sechste Stockwerk geschickt. Dort wurde festgestellt, daß sie sich nicht auf menschliches Gewebe übertragen lassen.«
Sam wandte sich seinem Patienten zu, der ruhig schlief. Sein Zustand hatte sich nicht verändert, der Weiterverbreitung der Krankheit schien wenigstens vorübergehend Einhalt geboten, obwohl die Temperatur nicht gesunken war. Sam ging ins Labor zurück und setzte sich der Ärztin gegenüber an
Weitere Kostenlose Bücher