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TTB 108: Die Pest kam von den Sternen

TTB 108: Die Pest kam von den Sternen

Titel: TTB 108: Die Pest kam von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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ist uns der Verstand gegeben, wenn wir damit nicht unsere Gefühle kontrollieren?«
    »Sie sprechen von der Beherrschung der Gefühle und rennen wie ein gereizter Löwe auf und ab.«
    Er öffnete den Mund zu einer Erwiderung, schwieg aber und lächelte. »Natürlich haben Sie recht. Mein ganzes Toben bringt uns nicht weiter. Es liegt wohl an den Umständen, daß man seinen Gefühlen freien Lauf läßt. Als nächstes werde ich Ihnen wahrscheinlich erzählen, wie nett Sie mit Ihrem zerzausten Haar aussehen im blauen Licht des Randschen Virus.«
    »Ist es so schlimm?« fragte sie verwirrt und strich sich das Haar aus dem Gesicht.
    »Nein, lassen Sie es, wie es ist«, sagte Sam und griff nach;ihrer Hand. Die Berührung ließ sie aufblicken. Sie las in Sams Augen, was er dachte und empfand. Er beugte sich herab und küßte die vollen Lippen, die sich ihm entgegenhoben.
    »Ich glaube, ich muß der Randschen Krankheit dankbar sein«, sagte Nita später. »Frauen sind selbstsüchtig, Darling. Ohne den Druck, unter dem wir jetzt leben, wärst du wahrscheinlich weiterhin einer jener stillen, geschäftigen Männer geblieben, die ihr Leben wichtigen Aufgaben widmen, ohne sich jemals der Bedeutungslosigkeit der Frauen bewußt zu werden.«
    »Bedeutungslosigkeit?« Er fühlte die Wärme und Lebendigkeit ihres Körpers unter seinen Händen.
    Das Telefonläuten klang durch die Dunkelheit des Raumes.
    »Verdammt!« sagte er ärgerlich, und Nita lachte, als sie sich seiner Umarmung sanft entwand.
    »Ich weiß, wie du dich fühlst«, sagte sie, »aber ich muß den Ruf beantworten.«
    Er lächelte und gab sie zögernd frei. Sie schaltete die Beleuchtung ein und ging ans Telefon. Der Regen hatte nachgelassen, aber der Wind ließ ihn immer noch gegen die Scheiben trommeln. Sam blickte auf die Stadt hinaus, die ohne Leben schien. Vom zwölften Stockwerk konnte er bis zur First Avenue sehen. Die einzige Bewegung kam von einem grünweißen Polizeiwagen, der Sekunden später in einer Seitenstraße verschwand. Er hörte Stimmengemurmel hinter sich, das verklang, als Nita auflegte. Als er sich umwandte, reckte sie ihre schlanke Gestalt, und Sam fühlte, wie ihm das Blut schneller durch die Adern pulste.
    »Ich werde mich waschen und umziehen und danach nach einem Frühstück Ausschau halten«, sagte sie. »In einer Stunde ist eine Konferenz, wahrscheinlich wieder so eine Art Kriegsrat. Selbst Professor Chabel wird anwesend sein, wie sie sagte.«
    »Sie?«
    »Dr. McKays Sekretärin, die inzwischen wohl Perkins' Sekretärin geworden ist.«
    »Fiel mein Name? Die Zentrale weiß, wo ich bin.«
    »Nein, sie sagte nur, daß ich kommen sollte. Es wird wohl als selbstverständlich vorausgesetzt, daß du auch an der Sitzung teilnimmst.«
    »Wirklich? Nur ein Assistenzarzt – nannte Perkins mich nicht so?«
    »Du mußt dabei sein, Sam.«
    Er lächelte ein wenig grimmig. »Ich werde dabei sein.«
     
    *
     
    Die Konferenz fand in einem Raum statt, der viel zu groß für die etwa dreißig Teilnehmer war. Sam kannte die meisten – Abteilungsleiter, Forscher, die für die Arbeit mit einem Team verpflichtet worden waren und sogar zwei uniformierte Beamte des öffentlichen Gesundheitsdienstes. Als er den Saal betrat, hatte er das Gefühl, nicht hierher zu gehören. Nita schien das gleiche zu empfinden. Sie griff nach seiner Hand und ließ sie erst los, als Sam Platz genommen hatte. Die Männer, die ihn kannten, nickten ihm zu oder hoben grüßend die Hand.
    »Sie sind Dr. Bertolli?« fragte eine tiefe Stimme mit ausgeprägtem Akzent hinter Sam. Er stand schnell auf und wandte sich um. Der finster blickende Mann mit dem dichten schwarzen Bart und dem gebrochenen Nasenbein war Sam bekannt, obwohl er noch nie ein Wort mit ihm gewechselt hatte.
    »Ja, der bin ich, Dr. Hattyar, was kann ich ...«
    »Wie fühlen Sie sich?« Hattyar beugte sich vor, bis sein Gesicht nur wenige Zoll von Sams Gesicht entfernt war. Ein anderer hätte sich bei dieser Musterung wahrscheinlich unbehaglich gefühlt, aber Sam kannte die Geschichten, die über den ungarischen Immunologen die Runde im Hospital machten. Niemand zweifelte daran, daß er ein Genie war. Sein radioaktiver Differentiator hatte das Ouchterlonsche Gerät in fast allen Laboratorien der Welt ersetzt. Aber so berühmt Hattyar war, so kurzsichtig und eitel war er auf der anderen Seite. Er hätte längst Korrekturlinsen gebraucht, weigerte sich aber, sie zu tragen und seine Kurzsichtigkeit einzugestehen. Im Labor

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