TTB 111: Im Banne der Zeitmaschine
alles? Wir haben noch genügend Feuerholz; und ich habe soviel Gewicht verloren, daß ich mich nicht wegen ein paar Hasen abrackern kann.«
»Wenn ich meinen Plan verwirkliche, ist es viel besser, wenn du so leicht wie möglich bist. Ich bin übrigens nicht auf der Suche nach Feuerholz; ich brauche eine andere Sorte.«
»Chester, was hast du vor?«
»Wir wollen von hier fort, Bandon. Wahrscheinlich brauchen wir noch ein paar Tage, aber dafür reisen wir standesgemäß.«
»Standesgemäß?«
»Um es genau zu sagen – in einem Segelflugzeug.«
*
»Genau nach dem Prinzip eines Schulgleiters«, sagte Chester erklärend. »Einfach gebaut und leicht zu bedienen.«
»Einfach gebaut? Dabei haben wir bisher schon soviel Zeug herumliegen, das alles dazugehört, daß man damit einen Laden aufmachen könnte. Fünf Sorten Holz, Stoffbahnen, Leinen, Leim ...«
»Und wir haben trotzdem noch nicht genug, das kannst du mir glauben. Aber ich schätze, daß wir zurecht kommen.«
»Hoffentlich bevor du mein gutes Messer völlig ruinierst«, sagte Bandon und beobachtete Chester, der an einem langen Stück Holz herumschnitzte.
»Keine Angst, wenn wir jemals ins Tal kommen, kaufe ich dir zwei neue«, tröstete ihn Chester. »Wie geht es übrigens deiner Leimfabrik?«
»Ich habe schon genügend Leim für eine Million Pfeile fertig. Kann ich jetzt zur Abwechslung ein paar Hasen schießen, die wir essen, anstatt Leim aus ihnen zu machen?«
»Klar, aber wir dürfen wirklich nicht übertreiben, denn je leichter wir sind, desto besser ist es. Dann kannst du die Wäscheleine auseinanderdrehen; unter dem Plastikmantel sind zehn dünne Drähte miteinander verflochten. Ich brauche sie, um den Rahmen zu verspannen. Und drei oder vier Fallschirmleinen müssen ebenfalls zerteilt werden. Die einzelnen Schnüre wickelst du am besten auf Stöcke auf.«
Bandon machte sich an die Arbeit. »Ich kann mir noch immer nicht vorstellen, wie du die Flügel bewegen willst, Chester. Um uns beide in der Luft zu halten, brauchst du doch eine Spannweite von drei oder vier Metern.«
»Zehn«, verbesserte Chester ihn. »Und zwei Meter für das Leitwerk. Keine Konstruktion, die einen Schönheitspreis verdient, aber unter diesen Umständen bestimmt die beste. Wir wiegen jeder ungefähr fünfundsiebzig Kilo – oder etwas weniger, wenn wir uns nicht vollstopfen –, während das Flugzeug nicht mehr als hundert Kilo wiegen dürfte, wodurch sich eine Flächenbelastung von fünfzehn Kilogramm pro Quadratmeter ergibt. Und die Flügel bewegen sich hoffentlich nicht – sonst ist der Traum nämlich rasch vorbei.«
»Na, ich hoffe nur, daß du weißt, was du tust.«
»Selbstverständlich. Als Junge habe ich Dutzende von Flugzeugmodellen gebaut. Freiflug, Fesselflug, Fernsteuerung – mit allen Schikanen.«
»Bist du oft über solche Felsabstürze geflogen?«
»Wenn du in richtigen Flugzeugen meinst ...«
»Ja, ganz richtig.«
»Nein.«
»Wirklich nicht? Aber du hast bestimmt eine Menge gebaut!«
»Eigentlich nicht – aber immerhin ein Fesselflugzeug mit über zwei Meter Spannweite.«
»Du willst also behaupten, daß wir in diesem komischen Apparat losfliegen sollen, den du vielleicht nicht einmal steuern kannst, selbst wenn er nicht gleich nach dem Start in der Luft auseinanderfällt?«
»Uns bleibt keine andere Wahl«, erklärte Chester. »Oder möchtest du hier oben sitzen, bis du zu alt geworden bist, um Beeren zu sammeln?«
Bandon nahm seinen Bogen auf. »Ich gehe jetzt und schieße ein paar Hasen«, verkündete er, »weil ich nicht einsehe, weshalb ich verhungern soll, solange ich noch essen kann.«
»Richtig«, stimmte Chester zu. »Denn morgen ... wer weiß, ob wir morgen noch Appetit haben?«
*
»Das Ding sieht wie ein Sarg für eine große, schlanke Leiche aus«, stellte Bandon fest und betrachtete die sechs Meter lange Gitterkonstruktion aus Holz, die vor ihm auf dem Boden lag.
»Für zwei große, schlanke Kerle wie wir«, sagte Chester. »Du hast hier unten Platz.« Er wies auf den Teil, der nach unten hin mit einem Boden aus ineinander verflochtenen Zweigen versehen war. »Ich sitze hier vorn, weil ich mich bewegen muß, um das Flugzeug zu trimmen. Du fängst jetzt hier drüben an und bestreichst sämtliche Verbindungsstücke dick mit Leim, bevor ich sie mit Nylonstreifen umwickle. Ich kann dir sagen, ich würde alles für ein paar Quadratmeter Sperrholz und zwei oder drei Pfund Drahtstifte hergeben!«
»Wenn du schon
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