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TTB 112: Menschen für den Mars

TTB 112: Menschen für den Mars

Titel: TTB 112: Menschen für den Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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fallen.
    Mit einer herrischen Gebärde schaltete er den Autoschreiber ein und diktierte einen ausführlichen Bericht, vom Beginn des Falles bis zum Höhepunkt der von ihm getroffenen Entscheidung. Er lächelte bitter. Einige Zeit würde vergehen, bis die Autoschreiber-Faksimilemaschine im Keller des ET-Gebäudes zu rattern begann. Dann würde Thornton in Rio wissen, welche Entscheidung er getroffen hatte.
    Devall schaltete das Sprechgerät ein und sagte: »Ich möchte unter keinen Umständen gestört werden. Dringende Sachen sind an Major Grey weiterzuleiten; er vertritt bis auf Widerruf. Nachrichten von der Erde sind ebenfalls an Major Grey weiterzugeben.«
    Er fragte sich, ob sie ihn sogleich seines Kommandos entheben oder warten würden, bis sie wieder auf die Erde zurückkehrten. Wahrscheinlicher war das letztere. Auf alle Fälle würde eine Untersuchung erfolgen, und ein Kopf würde rollen.
    Devall zuckte die Achseln und lehnte sich zurück. Ich habe das Richtige getan, sagte er zu sich selbst. Dessen bin ich sicher. Aber ich hoffe, daß ich nie mehr meiner Schwester unter die Augen treten muß.
    Er sann lange vor sich hin. Seine Augen schlossen sich, Schlaf überkam ihn.
    Ein lauter Schrei weckte ihn. Es war ein frohlockender Schrei aus Dutzenden von Kehlen, der die nachmittägliche Stille zerriß. Devall sprang auf und stürmte ans Fenster. Eine Gestalt, allein und zu Fuß, kam durch das Tor. Der Mann trug die vorgeschriebene Uniform, aber sie triefte von Nässe und war an mehreren Stellen zerrissen. Das blonde Haar lag wie bei einem Schwimmer glatt am Kopf. Der Uniformierte schien sich vor Müdigkeit kaum auf den Beinen halten zu können.
    Leonards!
    Der Colonel war halb aus der Tür, als ihm zu Bewußtsein kam, daß seine Uniform nicht den Vorschriften entsprach; Knöpfe standen offen, der Hemdkragen hatte sich selbständig gemacht. Mit erzwungener Ruhe richtete der Colonel seine Kleidung, dann trat er hoch aufgerichtet den Marsch über den Platz an.
    Um Leonards hatte sich eine Gruppe lachender Kameraden gebildet, Offiziere und Mannschaften. Der Leutnant grinste müde.
    »Achtung!« rief Devall, und sofort trat Stille ein.
    Leonards hob einen Arm zum vorgeschriebenen Gruß.
    »Ich bin zurück, Colonel.«
    »Das sehe ich. Sind Sie sich darüber klar, daß ich Sie trotz Ihrer Flucht den Fremden wieder zur Aburteilung übergeben muß?«
    Der Junge schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein, Sir. Sie begreifen nicht. Der Prozeß ist vorüber. Ich bin freigesprochen worden.«
    »Freigesprochen?«
    »Ein Gottesurteil entschied über mein Schicksal. Die Priester beteten wohl eine halbe Stunde, dann ließen sie mich in den See neben der Straße werfen. Die beiden Brüder des Toten schwammen mir nach, aber ich war schneller als sie und erreichte sicher das andere Ufer.«
    Er schüttelte sich wie ein begossener Pudel. »Um ein Haar hätten sie mit erwischt, Sir. Aber die Tatsache, daß ich das andere Ufer erreichte, bewies ihnen, daß ich kein Unrecht getan haben konnte. Daraufhin erging das Urteil ›unschuldig‹, und ich wurde freigelassen. Sie beteten noch, als ich mich auf den Rückweg machte.«
    Weder in Leonards Worten noch in seiner Haltung lag Bitterkeit. Er schien begriffen zu haben, daß Devall nicht anders hatte handeln können und würde ihm die Entscheidung nicht nachtragen.
    »Gehen Sie in Ihre Unterkunft und versetzen Sie sich in einen menschenwürdigen Zustand. Kommen Sie dann in mein Dienstzimmer. Ich möchte mit Ihnen sprechen.«
    »Ja, Sir.«
    Devall wandte sich schnell um und kehrte in sein Dienstzimmer zurück. Er schlug die Tür hinter sich zu und schaltete den Autoschreiber ein. Der Bericht für die Erde würde korrigiert werden müssen.
    Kurz nachdem er das Gerät abgeschaltet hatte, leuchtete die Birne auf seinem Schreibtisch auf. Er legte den kleinen Hebel um und hörte Stebers Stimme: »Sir, der alte Priester ist hier. Er möchte sich für alles entschuldigen. Er trägt sein feierliches Gewand und ist gekommen, um uns ein Friedensangebot zu machen.«
    »Sagen Sie ihm, daß ich gleich draußen sein werde. Und rufen Sie alle Männer zusammen. Dudley eingeschlossen. Besonders Dudley. Ich will, daß er dies sieht.«
    Er schlüpfte aus der durchgeschwitzten Jacke und streifte einen sauberen Offiziersrock über. Dann musterte er sich im Spiegel und nickte befriedigt.
    Gut, gut, dachte er. Der Junge hat es also ohne Schaden hinter sich gebracht. Das ist ausgezeichnet.
    Aber er wußte, daß das

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