TTB 112: Menschen für den Mars
und lächelte wissend. »Allerdings. Und sie wissen nicht nur, daß Sie kommen, sie wissen auch, warum Sie kommen. Ich zweifle nicht daran, daß der rote Teppich für Sie schon ausgelegt ist. Sie werden nichts unterlassen, um einen guten Eindruck auf Sie zu machen.«
»Genau das fürchte ich«, sagte Aherne. »Ich hätte vorgezogen, anonym zu bleiben und mich unerkannt umzusehen. Auf diese Weise käme ein echter Bericht zustande.«
»Wer legt Wert auf echte Berichte?« fragte Valoinen sardonisch. »Mein Freund, Sie sollten allmählich lernen, daß unsere Organisation auf Mißverständnissen und Schnitzern aufgebaut ist. Tatsachen sind ihre tödlichen Feinde.«
Ahernes Gesicht färbte sich dunkel. »Wir wollen nicht frivol werden, Valoinen«, sagte er scharf. »Wir haben der UN für viele gute Dinge zu danken – unter anderem für die Erhaltung Ihres kleinen unbedeutenden Landes, ganz zu schweigen von dem ansehnlichen Gehalt, das Sie als Raumpilot für den Flug zwischen Erde und Mars beziehen.«
Der Captain hob eine Hand, um Aherne zu unterbrechen. »Kein Grund zur Aufregung, alter Junge. Auch ich glaube, daß es eine gute Organisation ist. Nur bin ich alt genug, um sie nicht ganz so ernst zu nehmen.«
»Vielleicht werden Sie lernen, die UN ernst zu nehmen, wenn Sie noch ein wenig älter sind«, knurrte Aherne und wandte sich wieder dem Bildschirm zu. Mit zusammengekniffenen Augen starrte er in die Dunkelheit und heftete den Blick auf die matt kupfern glänzende, zur Hälfte sichtbare Planetenkugel.
Nach einiger Zeit wandte er sich wieder um. Valoinen stand immer noch hinter ihm. Er hatte die Arme über der Brust verschränkt und lächelte gezwungen.
»Nun?«
»Ich denke, ich sehe die Kuppel«, sagte Aherne.
»Meinen Glückwunsch.«
»Kein Grund zum Scherzen.« Aherne legte die Stirn in Falten und blickte noch einmal hinaus, um sich zu überzeugen, daß er nichts Falsches gesehen hatte. Dann kratzte er sich den Kopf. »Was bedeutet das? Ich glaube zwei Kuppeln zu sehen, die zweite etwa zehn Meilen von der ersten entfernt. Wie kommt das? Ich bin sicher, daß die UN nur eine bauten.«
Valoinen zeigte seine prächtigen weißen Zähne. »Genau richtig, mein Freund. Nur eine von den beiden ist die UN-Kuppel.«
»Und die andere?«
»Sie werden es früh genug herausfinden. Ich möchte nicht, daß Sie voreingenommen an Ihre Aufgabe herangehen. Ihr Bericht soll doch echt sein, nicht wahr?« Valoinen wandte sich um und ging auf die Tür zu. »Und nun entschuldigen Sie mich, ich muß mich um meine Fracht kümmern.«
Die Schottentür klappte zu, und Aherne blieb allein zurück. Verwirrt starrte er auf die beiden Kuppeln.
*
»Die Gyroskope dort hinüber«, befahl Valoinen. Drei Besatzungsmitglieder packten zu und schleppten die Kisten an die bezeichnete Stelle.
»Das wäre geschafft«, sagte der Captain. Die Frachtkisten waren in sauberem Halbkreis um das Schiff gestapelt und warteten darauf, abgeholt zu werden. Valoinens Blick wanderte zu Aherne. Aherne fühlte sich reichlich unbehaglich, zum Teil wegen des schweren Raumanzuges, an den er sich noch nicht gewöhnt hatte, zum andern, weil er nichts zu tun hatte, während die andern zupackten.
»Alles in Ordnung bei Ihnen?« fragte Valoinen.
Der UN-Mann nickte und bewegte den schweren Helm auf und ab. »Den Umständen entsprechend.« Die Last des schweren Luftgenerators drückte auf seinen Rücken und zerrte an seinen Muskeln. Er fühlte sich nicht gut, hatte aber nicht die Absicht, es dem Captain einzugestehen.
»Es kann nur ein paar Minuten dauern, bis man Sie abholt«, sagte Valoinen. »Ich habe der Kolonie durch Funk die Fracht avisiert. Sie schicken ihre Fahrzeuge. Sie sind sehr begierig darauf, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
Ahernes Muskeln spannten sich. Er wußte, daß ihm eine schwierige Aufgabe bevorstand. Er war hierher gekommen, um zu entscheiden, ob die bisherigen Resultate die enormen Kosten für das Weiterbestehen der Marskolonie rechtfertigten. Von seinem Urteil hingen Tod oder Leben der Kolonie ab.
Die UN würden sich auf seinen Bericht verlassen, wie sie es bisher getan hatten. Aherne hatte zur Genüge bewiesen, daß er unbefangen zu urteilen vermochte und keiner Beeinflussung zugänglich war. Seine ganze Treue galt der Gemeinschaft, die den Namen Vereinte Nationen führte. Aherne war der ideale Beobachter.
Er hoffte, daß die Kolonisten ihm die Aufgabe nicht schwerer machen würden, als sie es ohnehin war. Er gab zu, daß seine
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