TTB 113: Planet zu verkaufen
ich.
»Er folgt noch«, antwortete der Hund, »aber er ist zurückgefallen.«
Ich konnte sie also nicht abschütteln, nicht auf diese Weise. Ich mußte nach einem anderen Ausweg suchen.
Die Landschaft veränderte sich. Wir hatten die fruchtbaren Felder hinter uns gelassen und näherten uns sandigen Hügeln, zwischen denen kleine Seen eingebettet lagen. Soweit ich mich erinnerte, begann in einigen Meilen die Straße in Serpentinen anzusteigen und sich zwischen den Hügeln dahinzuschlängeln.
»Hört zu: wenn wir die Serpentinen erreichen, werde ich anhalten und aussteigen. Du setzt dich ans Steuer, fährst eine kurze Strecke, dann wartest du. Wenn du mich schießen hörst, kommst du zurück.«
»Du bist verrückt«, entgegnete sie zornig. »Du darfst dich nicht mit ihnen anlegen. Du weißt nicht, wozu sie imstande sind.«
»Umgekehrt wissen sie das auch nicht.«
Die Reifen kreischten protestierend, als ich die erste Kurve zu schnell anfuhr. Nach der dritten trat ich auf die Bremse, griff nach dem Gewehr und sprang aus dem Wagen.
Joy sagte kein Wort. Sie hatte ihren Einwand vorgebracht, ich hatte ihn ignoriert, und deshalb war die Sache erledigt.
Plötzlich dachte ich daran, daß der ganze Schlamassel erst heute morgen begonnen hatte. Ich ließ mir die Ereignisse durch den Kopf gehen, und die Zeit erschien mir wie tausend Jahre.
Die Straße kurvte um den Hügel vor mir und führte dann daran entlang. Wenn das Auto um die Kurve bog, würde es sich für einen Augenblick als Silhouette gegen den Himmel abzeichnen. In diesem Augenblick mußte ich schießen.
Ich hob das Gewehr und spürte, wie meine Hände zitterten. Ich senkte die Waffe wieder und bemühte mich, das Zittern zu unterdrücken, aber es hatte keinen Zweck.
Ich versuchte es noch einmal. Ich hob das Gewehr, und in diesem Augenblick raste der Wagen um die Kurve.
Ich feuerte, repetierte, feuerte noch einmal und repetierte, aber ich brauchte keinen dritten Schuß mehr abzugeben. Der Wagen hatte die Straße verlassen und rollte den Hügel hinunter, krachte durch das Dickicht und schlug gegen Bäume.
Dann erlosch das Licht des Scheinwerfers, und die Stille hüllte wieder alles ein.
Ich senkte das Gewehr und sicherte es.
Ich stieß die angehaltene Luft aus und holte tief Atem.
Es war kein menschliches Auto gewesen, mit menschlichen Insassen.
Denn in der flüchtigen Sekunde, als es um die Kurve gebogen war und ich seine Umrisse gesehen hatte, in dieser Sekunde hatte ich erkannt, daß das einzelne Licht nicht auf irgendeiner Seite angebracht war, sondern sich genau in der Mitte der Windschutzscheibe befand.
22
Ein Wagen stand in dem kleinen, abgezäunten Platz am Ufer. Die Wellen brachen sich am Strand, und ich hörte deutlich das Klatschen von Stirlings Hausboot, wenn es gegen den Landesteg schlug.
»Gibt es noch jemanden, dem Carleton sein Boot leihen würde?« fragte Joy.
»Nicht daß ich wüßte«, antwortete ich.
Ich ließ den Motor laufen und richtete den Scheinwerfer auf die Kabine. Die Tür öffnete sich, und ein Mann trat heraus. Offensichtlich hatte er sich hastig angekleidet, denn er knöpfte sich gerade das Hemd zu. Er stand da und starrte uns an, dann schritt er langsam den Landesteg herunter. Er trug eine Pyjamahose und seine Füße steckten in Hausschuhen.
»Suchen Sie jemanden?« fragte er.
»Wir wollten hier die Nacht verbringen«, sagte ich. »Wir wußten nicht, daß schon jemand hier ist.«
»Gehört Ihnen das Boot?«
»Nein, einem Freund von mir.«
Der Mann schluckte ängstlich. »Ich weiß, daß wir kein Recht darauf haben«, sagte er, »aber wir zogen in das Boot, weil offensichtlich niemand darin wohnte.«
»Sie zogen ein, ohne jemanden zu fragen?«
»Schauen Sie«, sagte der Mann, »ich will keinen Ärger. Es war Zufall, daß ich gerade Ihr Boot aussuchte. Aber wir hatten kein Heim, und meine Frau wurde krank. Hauptsächlich wegen der Sorgen, glaube ich. Ich verlor meine Stelle, und dann verloren wir auch noch unsere Wohnung. Die Bank kündigte uns, und der Sheriff warf uns hinaus, obwohl er es nicht gerne tat, aber er mußte.«
»Wieso wurde Ihnen die Wohnung gekündigt?«
»Die Bank, der das Haus gehört, wechselte den Besitzer, und die neuen Leute setzten uns auf die Straße.«
Er fuhr fort, mir von seinem Unglück zu erzählen, doch das meiste kannte ich bereits. Jedes Haus, jedes Geschäft wurde aufgekauft, und der neue Besitzer setzte sofort alle auf die Straße.
»Es tut mir leid, daß wir in das
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