TTB 116: Freibeuter im Weltraum
legte er die Mündung der Pistole an das Ventil und drückte ab. Mit der Detonation schoß gelbes Mündungsfeuer aus dem Lauf und entzündete das Gasgemisch. Aus den Ventilen der beiden Flaschen flackerten meterlange Fackeln, aber im Gleißen des Mondlichts wirkten sie blaß. »Bitte«, rief er, während ihm Tränen über die Wangen liefen, »bitte, schaut hierher! Sie wird sterben, wenn ihr es nicht tut!«
Die Fackeln schrumpften, die Farbe der Flammen wechselte von Gelb zu Blau, dann erloschen sie. Heim beugte sich über den Druckanzeiger. Null. Aus.
Nein, das war noch nicht Null. In den Flaschen waren noch immer drei Atmosphären, entsprechend dem äußeren Luftdruck. Er rannte los und stellte die Flaschen hinter einen Felsvorsprung. Er mußte sie zur Explosion bringen! Er hetzte zurück, beugte sich aus der Deckung, feuerte zweimal auf die Flaschen und warf sich auf den Bauch.
Flammen schossen hoch, ein wütender Knall verhallte in den Felswänden, Metallfragmente kreischten davon, dann wurde es still. Heim stand vorsichtig auf.
Eine unendliche Ruhe kehrte in ihn ein. Er hatte getan, was er konnte. Nun galt es zu warten, zu leben oder zu sterben, wie es das Schicksal wollte. Er kehrte zu Jocelyn zurück, schraubte seinen Atemschlauch an eine ihrer Sauerstoffflaschen und legte sich neben ihr nieder. Sein Blick ging zum Mond hinauf, seine Gedanken zurück zu Connie. Er glaubte nicht an ein Weiterleben nach dem Tode, aber es war ihm, als sei sie ihm jetzt näher als in all den vergangenen Jahren.
Und plötzlich war die Luft voller Bewegung, Flügel verdeckten den Mond und Waffen blitzten. Der Schwarm flatterte auf der Suche nach einem Feind hierhin und dorthin, gespenstische Gestalten ließen sich auf die Erde nieder, und gebleckte Gebisse schimmerten aus der Dunkelheit wölfischer Gesichter.
Als sie die beiden Menschen sahen, wußten sie, was sie zu tun hatten. Ein Krieger zischte und bellte in ein Funksprechgerät. Minuten später senkte sich eine Flugmaschine vom Horst auf die Gestrandeten herab. Ihre eigene Mutter hätte Jocelyn nicht behutsamer auf die Bahre heben können, als diese wolfsgrauen Gestalten es taten. Der Flieger stieg in die Luft und ging auf Ostkurs.
»Aber … hört mich an … jangir kethletz …«, stammelte Heim. Sein geringer Wortschatz reichte nicht aus, die Retter über Endre und Utgh-a-Kthaq aufzuklären. Aber das war nicht wichtig. Bald würde er wieder bei der Jacht sein. Wong würde ihnen sein Anliegen über Bordradio verdolmetschen, und man würde die zwei letzten Überlebenden am kommenden Morgen finden. Heim schlief lächelnd ein.
16.
In ihrer Kajüte war es still. Jemand hatte ein neues Bild an die Wand gehängt, wo sie es sehen konnte. Es zeigte einen Strand, wahrscheinlich auf Tahiti. Saphirblaue Wellen rollten aus den Weiten des Ozeans heran und brachen sich schäumend am weißen Strand. Im Vordergrund bewegten sich Kokospalmen in einer leichten Brise.
Sie legte ihr Buch auf die Bettdecke, als Heim eintrat. Farbe überhauchte ihr blasses Gesicht. »Gunnar«, sagte sie mit leiser Stimme, »du solltest nicht auf sein.«
»Ich weiß. Der Arzt hat mir eine Woche Bettruhe verordnet. Zum Teufel mit ihm. Wenigstens dich mußte ich noch einmal sehen, bevor ihr abreist. Wie fühlst du dich?«
»Ganz gut«, sagte sie. »Noch kraftlos, aber Doktor Silva ist zufrieden.«
»Das freut mich.« Heim suchte nach Worten und fand keine.
»Setz dich, du Idiot.«
Er zog einen Stuhl an ihr Bett und ließ sich darauf nieder. Der Revolver an seiner Seite verklemmte sich zwischen Bettkante und Stuhl. Errötend zerrte er die Waffe frei.
Sie lächelte. »Das Ding hättest du nicht mitzunehmen brauchen. Niemand wird dich entführen.«
»Nun, hoffentlich nicht. Jedenfalls fühle ich mich so sicherer.«
Das Lächeln verschwand. »Bist du sehr verärgert?«
»Nein. Zwei gute Männer mußten ihr Leben lassen, und wir anderen haben eine höllische Zeit durchgemacht. Das alles ist bedauerlich, aber man darf sich eine Kriegsepisode nicht zu Herzen nehmen.«
Er nahm ihre schmale Hand und suchte erneut nach angemessenen Worten, und weil ihm keine einfallen wollten, sagte er zuletzt: »Und ihr reist morgen früh ab?«
»Ja. Die Wissenschaftler – diejenigen, die dies für eine wirkliche Expeditionsreise gehalten haben – möchten bleiben. Aber Kapitän Gutierrez hat dagegen entschieden. Das Unternehmen hat seinen Sinn verloren. Und wie lange wollt ihr noch bleiben?«
»Noch acht Tage,
Weitere Kostenlose Bücher