TTB 116: Freibeuter im Weltraum
bis die Ausrüstung der Sternschnuppe II beendet sein wird.«
Sie verstummten, blickten einander an und wieder weg. Als das Schweigen zu lange dauerte, sagte er: »Du brauchst Ruhe, Joss. Besser, ich gehe jetzt.«
»Bleib sitzen«, befahl sie. Ihre Finger umschlossen seine Hand. »Ich muß dir etwas sagen, Gunnar.«
Seine Haut prickelte.
»Ich hoffte, dich von deinen Plänen abbringen zu können«, sagte sie. »Aber dann merkte ich, daß mehr dabei mitspielte. Unendlich viel mehr.«
»Ja – die Vergangenheit – ich weiß …«
»Wenn du zur Erde zurückkehrst«, fragte sie mit veränderter Stimme, »was willst du dann machen?«
»Ruhig leben.«
»Ha! Das möchte ich erleben. Nun, für eine Weile wirst du dich auf Erden vielleicht heimisch fühlen…« Sie wurde leiser. »Oh, du mußt. Ich werde auch dort sein.« Ihre braunen Augen schauten ihn erwartungsvoll an.
Es kostete ihn alle Willenskraft, die Karten offen auf den Tisch zu legen. »Joss«, sagte er bedächtig, »du erinnerst dich an zuviel. Mir geht es nicht anders. Es hat einmal eine Gelegenheit gegeben. Wir haben sie nicht wahrgenommen. Dann begegneten wir uns wieder. Beide waren wir frei, beide fühlten wir uns einsam. Ich gebe zu, daß auch ich eine Weile glaubte, die Gelegenheit sei noch einmal gekommen. Aber es war nicht so. Die Zeit läßt sich nicht zurückstellen, und wir haben sie verpaßt.«
»Nein, das ist nicht wahr. Sicher, zuerst dachte ich auch so. Unsere gelegentlichen Begegnungen nach meiner Rückkehr von Urania, die politische Barriere zwischen uns. Auf dem Weg hierher träumte ich ein bißchen, aber es schienen nur die üblichen Tagträume einer Frau zu sein. Aber dann stellte sich heraus, daß doch noch mehr da war. Du konntest mich verletzen. Wie war das möglich?«
»Ich versuche es nicht zu tun«, sagte er verzweifelt. »Du hast es nicht verdient, mit Lügen eingelullt zu werden.«
Sie ließ seine Hand los. »Dann bin ich dir also gleichgültig.«
»Nein, nein. Aber du mußt verstehen, daß ich mit Connie nicht gebrochen habe, wie du mit Edgar gebrochen hast. Als ich mit ihrer Hilfe und ihrem Verständnis über die Affäre mit dir weggekommen war, schlossen wir uns noch fester zusammen. Dann verunglückte sie. Das schnitt mir die Wurzeln ab. Ich glaube, seither habe ich immer nach einer genauso starken und festen Wurzel gesucht, ob es bewußt geschah oder unbewußt. Ich bin ein Feigling und habe Angst, mich mit weniger zufriedenzugeben, denn nachher könnte mir jemand begegnen, der … es wäre dir gegenüber nicht fair.«
Sie nahm einen neuen Anlauf. »Du bist doch aus dem Alter heraus, wo man noch an dauernde Verliebtheit glaubt, nicht wahr? Wir verstehen doch, worauf es im Leben zweier Menschen ankommt. Wenn du mich damit warnen willst, daß du zappelig werden könntest – ich würde auf deine kleinen Seitensprünge nicht eifersüchtig sein, solange du immer wieder zu mir zurückkommen würdest.«
»Ich will keine Seitensprünge. Physisch ist das nicht notwendig, und geistig auch nicht. Das eine Mal war schlimm genug. Ich werde nie erfahren, welchen Kummer ich Connie gemacht habe. Als ich von Neu-Europa hörte, erinnerte ich mich an ein Mädchen dort. Als ich sie zuerst sah, war ich noch jung und dumm, glaubte an eine Karriere bei der Marine und wollte mich nicht binden, was für einen Marineoffizier besonders schlecht ist. Als mein Urlaub vorbei war, ging ich fort, ohne mich erklärt zu haben. Das nächste Mal war sie verzogen. Ich überlegte, ob ich sie suchen sollte, und ließ es schließlich sein. Bald darauf wurde ich in eine andere Gegend versetzt, zu weit entfernt, um den Planeten zu besuchen. Und nun …«
»Ich verstehe. Du möchtest wissen, was aus ihr geworden ist.«
»Ich muß.«
»Aber das alles liegt doch zwanzig oder fünfundzwanzig Jahre zurück, nicht wahr?«
Er nickte. »Ich muß herausbringen, was aus ihr geworden ist. Für ihre Sicherheit sorgen, falls sie noch am Leben sein sollte. Darüber hinaus – ja, ich bin zweifellos einfältig und sentimental.«
Sie lächelte leicht. »Geh nur zu. Ich habe keine große Angst.«
Er stand auf. »Ich muß jetzt gehen. Keiner von uns beiden ist in der Verfassung für emotionale Szenen.«
»Ich werde warten, Gunnar.«
»Lieber nicht. Jedenfalls nicht ernsthaft. Der Teufel allein weiß, was mit mir werden wird. Vielleicht komme ich überhaupt nicht zurück.«
»Gunnar!« rief sie, als hätte er sie geschlagen. »Bitte, sag das nicht!«
Er beruhigte
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