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TTB 118: Die schlafende Welt

TTB 118: Die schlafende Welt

Titel: TTB 118: Die schlafende Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Burkett jr.
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nicht mehr ansprachen. Dann brauchte er das schön verpackte Bündel nur noch vor Sarno hinzulegen. Er begann bereits wieder an seinen Urlaub zu denken, als ihm plötzlich die Stimme wieder einfiel, die heisere Stimme, die in schwer verständlichem Llralanisch aus einem knackenden Lautsprecher gesprochen hatte. »Ab nach Norden!« hatte diese Stimme gesagt, ehe die Verbindung abbrach. Wie weit nach Norden? Nord-Georgia, Tennessee, Michigan oder Kanada?
    Wo bist du, Gespenst von Baxter? Versteckst du dich? Läufst du davon? Was bist du? Wer bist du?
    Er gähnte. Er hatte für heute genug getan, hatte eine Spur entdeckt, die er ebensogut morgen früh weiterverfolgen konnte. Er ging zu Bett, und hatte kaum das Kopfkissen berührt, als er auch schon eingeschlafen war.
    Doch seine Träume gingen im Kreis und kehrten zu dem Bild eines grimmig aussehenden jungen Mannes zurück, der mit einem Gewehr in der Hand herumstrich und nach orangegesichtigem, zweibeinigem Wild Ausschau hielt.

 
14
     
    Atlanta – Gigant des Südens, Stadt der silbernen Türme und Hochstraßen, eine Sechsmillionenstadt, die in drei Ebenen mit brausendem Leben erfüllt war … Atlanta schlief.
    Eine bisher unbekannte Stille war über die brodelnde Metropole hereingebrochen. Und der Winter. Ein seltsamer Eishauch ließ die Konturen der Straßen und Gebäude verschwimmen und verlieh dem Bild etwas seltsam Unwirkliches.
    Gewaltsam riß sich James Rierson von dem Eindruck los, den das Stadtbild auf ihn machte. Dieses schlafende Märchenschloß war immerhin nichts weiter als seine Heimatstadt. Irgendwo dort draußen lagen die Vorstadtstraßen und Spielplätze seiner Jugend, Orte, die die Gesundheitsbehörden niemals zu finden schienen und um die sich auch die Städteplaner nicht kümmerten, weil sie durch schöne Fassaden verborgen waren; und wer kümmert sich schon um etwas, das man nicht sieht? Versteckte Seitenwege, in denen das Gesetz der Wildnis herrschte – das Gesetz des Überlebens, nach dem stets der Härteste und Schnellste vorankommt. Diese Welt hatte er nur vorübergehend kennengelernt und war bald in eine wohlgeordnete, ruhige Umgebung gekommen. Später dann hatte er die Welt der großen Gerichtssäle, der getäfelten Anwaltszimmer und gekalkten Gefängniszellen zu seinem Heim gemacht.
    Rierson seufzte. Er hatte das Gesetz der Bücher gewählt, leider. Leider, weil Atlanta und der gesamte Planet inzwischen von den älteren Gesetzen beherrscht wurden – töte oder werde getötet.
    Die Freude über sein Entkommen aus der Falle war einer kalten Furcht gewichen. Wie hatte er glauben können, den übermächtigen Streitkräften des Gegners noch weiteren Schaden zuzufügen? Seine Gegenwehr war doch nichts als das störende Summen eines Insekts. Er konnte hundert oder tausend Llralaner töten – und doch würde das an der Gesamtlage nichts ändern. Wenn er sein ganzes bisheriges Leben damit verbracht hätte, den Gesetzeshütern zu entkommen, hätte er vielleicht eineChance gehabt, diese Jagd auf die Dauer durchzustehen. Doch er hatte bisher nur ein recht gewöhnliches Leben geführt, mit der einen Ausnahme seiner stellaren Reise als Jugendlicher. Er war ein guter Rechtsanwalt und ein passabler Schütze. Und das qualifizierte ihn nicht besonders zur Führung eines Kampfes gegen einen Feind, der ihm auf phantastische Weise überlegen war. Der Gegner hatte eine Raumflotte, eine Luftwaffe, eine Armee. Er hatte sich selbst. Das war nicht besonders viel, besonders nicht, wenn seine Munition bald zu Ende war.
    Einen Punkt hatte er jedoch zu seinen Gunsten. Er war immer noch frei und unverletzt. Innerhalb der Grenzen, die ihm von den llralanischen Patrouillen gesetzt wurden, war er sein eigener Herr. Wie lange dieser Zustand anhielt, hing allein von ihm ab. Die Suche der Llralaner würde gleichermaßen intensiv ausfallen – ob er nun still abwartete oder sich weiterhin störend bemerkbar machte. Wenn man einen Moskito totschlägt, kümmert man sich dann darum, ob er einen bereits gestochen hat? Antwort: nein. Das Interesse beschränkt sich auf die Frage, ob man getroffen hat.
    Es blieb also dem Moskito nichts anderes übrig, als den Schlägen auszuweichen und weiterhin zu stechen. Vielleicht konnte er den Gegner sogar mit Malaria infizieren.
    Aber damit hatte sich dieser Vergleich bereits erschöpft. Bis jetzt waren der Moskito und der Gigant mehr oder weniger blind aneinandergeraten, und der Moskito war vergleichsweise gut dabei weggekommen. Aber

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