TTB 118: Die schlafende Welt
Llralanern noch Zweifel an der Sterblichkeit des Gespenstes. Seine Story war wirklich gut gewesen.
»Absolut sicher. Ich kann Ihnen sogar den Namen sagen: James Rierson.«
»Und wie wollen Sie wissen, daß dieser – dieser Rierson Ihre Vorstellung verfolgen wird?«
»Wenn er hier irgendwo in Atlanta ist, wird er es nicht verpassen können. Morgen gegen Mittag wird ein terranisches Wachflugzeug in geringer Höhe über Atlanta dahinfliegen, von einem halben Dutzend Jagdflieger verfolgt. Die sieben Schiffe sind natürlich nur von Robotpiloten bemannt und werden einen langen und aufregenden Luftkampf starten, bei dem zwei oder drei unserer Flieger vernichtet werden und dann das Wachflugzeug selbst in Flammen aufgeht und abstürzt.«
»Und was dann?«
»Dann tritt meine kleine Theatertruppe in Aktion. Wir haben uns im Schutze der Dunkelheit in die Nähe der Absturzstelle begeben und werden von dort ein langes und lautstarkes Geplänkel beginnen, das – wenn nötig – über die ganze Stadt hinzieht. Dabei wird es natürlich keinen Personenschaden geben. Wir werden so viel Lärm wie möglich machen müssen, bis wir zu einem Ergebnis kommen.«
»Das«, bemerkte Colonel Vistor, »scheint mir eine ganze Menge Mühe zu sein, nur um einen einzigen Rekk zu fangen.«
»Wirklich? Vielleicht haben Sie recht. Doch solange James Rierson frei herumläuft, ist er eine entsetzliche Gefahr für das Bild, das wir der terranischen Delegation vermitteln müssen. Sobald die Leute vermuten, daß es mit unserer Geschichte irgendwo nicht stimmt, werden sie überhaupt nichts mehr glauben und womöglich gleich mit militärischen Schritten antworten. Das würde ihnen zwar nicht viel nützen, aber uns auch nicht.
Wir brauchen die drei Planeten als Tauschobjekte, nicht als unbewohnbare Wüsteneien hinter den Linien des Feindes.«
Er schwieg einen Augenblick und sagte dann: »Außerdem haben die unverantwortlichen Äußerungen eines gewissen Gefangen verschiedene Schichten unserer Besatzungsarmee in Angst und Schrecken versetzt. Und solange Rierson frei handeln kann, können wir gegen unsere abergläubischen Ahnenverehrer leider nichts unternehmen. Soldaten befürchten immer das Schlimmste – auf diese Weise können sie nie enttäuscht werden –, also ist es durchaus möglich, daß sie dieses Märchen aus reiner Langeweile noch weiter aufbauschen. Vielleicht interessiert es Sie, daß dieser Tatbestand für Admiral Sarno Grund genug war, eine Vernichtung Atlantas zu erwägen.«
Vistor wußte darauf keine Antwort.
»Sie können«, warf Donovan ein, »nicht etwas töten, das bereits tot ist.«
Alle Gesichter wandten sich ihm zu. Einer der Soldaten fuhr instinktiv zusammen.
»Ich habe Ihnen gesagt, daß Sie Ihren verdammten Mund halten sollen!«
»Sie müssen Gehorsam lernen.« Sjilla deutete auf einen der Wächter. »Nehmen Sie ihn mit nach draußen. Fünf Schläge mit der Elektropeitsche. Dreiviertel maximal.«
Donovans Magen machte einen Sprung. Er glaubte bereits die entsetzlichen Schläge zu spüren, die an seinen Nerven zerrten. Er befeuchtete seine Lippen. »Davon würde ich Ihnen abraten«, warnte er.
Der Wächter gestikulierte mit seiner Energiewaffe. »Hoch, Frambule!«
»Für jeden Schlag, Larry, einen Monat der Qual für dich …«
»Donovan, halten Sie den Mund!« Sjilla schlug mit der Faust auf den Tisch.
Donovan stand langsam auf. »Deine Söhne, geboren und ungeboren, werden für das büßen, was du heute abend begehst …«
Der Wächter zögerte!
»Um Sirris willen!« Sjilla sprang so heftig auf, daß sein Stuhl polternd umstürzte. Er riß dem Wächter die Peitsche aus der Hand, deren Metallenden sich über den Boden ringelten. Er drückte den kleinen Knopf im Griff der Peitsche.
Es schmerzte.
Donovan riß die Arme hoch, vergeblich. Er sank an die Wand zurück. Dem ersten unerträglichen Schlag folgten ein zweiter, ein dritter – und er hörte sich schreien, wußte, daß Sjilla seine sorgfältig aufgebaute Lügengeschichte mit jedem Schlag zunichte machte, wußte, daß er nichts dagegen tun konnte.
Das züngelnde Feuer in seinen Nervenenden riß ihn von den Beinen, warf ihn zu Boden. Sjillas Stimme schrillte über den Abgrund:
»Das ist also der mächtige Sprecher des Todes. Das ist der Enkel, der von seinem Großvater beschützt wird? Und wo ist denn nun der allmächtige Wächter, eh? Warum hört er denn die Schreie seines armen Nachkommen nicht? Warum kommt er denn nicht…?«
Ein Schrei ertönte.
Weitere Kostenlose Bücher