TTB 118: Die schlafende Welt
Donovan merkte plötzlich, daß das Licht ausgegangen war, hörte Quiror Befehle geben. Sjilla fluchte in zwei Sprachen, und in seiner Stimme klang Angst. Ein gleißender blauer Strahl fuhr durch den Raum, als eine Energiewaffe ausgelöst wurde. Ein erstickter Schrei und ein entferntes Poltern antworteten auf den Schuß. Donovan versuchte sich aufzurichten, versuchte zu beobachten, was um ihn vorging – doch es gelang ihm nicht. Er entspannte sich, und Dunkelheit brach über ihn herein.
Draußen vermischte sich das Prasseln der Energiewaffen mit dem Röhren terranischer Flammenwerfer und dem Knallen zahlreicher Gewehre.
*
Als das Licht ausging und die beiden Soldaten in der Dunkelheit aufeinander schossen, reagierte Daniel Rierson mit katzengleicher Schnelligkeit. Er warf sich gegen den Geheimdienst-Techniker, der sein kostbares Sklavengerät vergaß und einen entsetzten Schrei ausstieß. Rierson schlug zu, und der Llralaner war für einige Zeit außer Gefecht. Blitzschnell bemächtigte er sich der Energiewaffe des Bewußtlosen und schlich geduckt durch die Dunkelheit, schußbereit. Der Energiestrahl, dem der eine Wächter zum Opfer gefallen war, hatte die Llralaner geblendet. Er konnte jedoch noch sehr gut sehen.
Seine Waffe fuhr herum, zischte auf. Der zweite Wächter stolperte zur Seite und fiel gegen einen Tisch. Rierson hätte sich gern noch mit den anderen Llralanern im Raum beschäftigt, doch dazu reichte die Zeit nicht. Wenn er dem einen Larry glauben konnte, dann befand sich sein Neffe irgendwo dort draußen. Und er mußte ihn warnen.
Im Laufe seines Lebens hatte er auf zahlreichen Planeten Hunderte von Nachtausflügen gemacht, und das kam ihm jetzt zustatten. Mühelos fand er die Tür und zerschoß das Schloß. Im nächsten Augenblick war er bereits draußen, wo er sich sofort seitwärts in die Dunkelheit duckte.
Das Lager hatte sich in eine Hölle verwandelt. Blitze zuckten durch die Dunkelheit zwischen den Gebäuden und dem Lagerzaun, und leuchtendrote Flammengarben beantworteten das wütende Energiefeuer. Der Außenzaun schien stromlos zu sein. Zwischen den nutzlosen Pfosten lauerten gewaltige gespenstische Schatten, aus deren Mitte rote Flammen hervorschossen.
Irgend etwas raste auf ihn zu und hob eine Waffe.
Es war ein kurzes, stangenförmiges Gebilde, das auf allen Seiten mit dünnen, tentakelähnlichen Anhängseln und mit einer Kugel als Kopf versehen war.
Eine lange Sekunde starrten sich Mensch und Maschine an. Dann erglühte ein rotes Licht unter dem Plastikkopf, und eine heisere Stimme stieß hervor: »Mensch«. Im nächsten Augenblick war die Gestalt um die Ecke des Gebäudes verschwunden. Sekunden später ertönte von dort wildes Schießen und lautes llralanisches Fluchen.
Ein bewaffneter Llralaner kam aus der Tür geschossen und hielt entsetzt inne, als er das Lager überblicken konnte. Rierson schoß und folgte dem kleinen Reinigungsroboter um die Hausecke. Um ihn tobte der Kampf. Drüben im Fahrzeugpark erwachte der Motor eines Panzers zum Leben. Der Koloß setzte sich langsam in Bewegung, und seine Kanonen suchten nach einem Ziel. Fünf übergroße Schatten schwenkten wie ein einziger Körper herum und versuchten dem Angriff zu begegnen.
Die automatischen Kanonen des Panzers begannen zu feuern, und blaues Licht umspielte die fünf entfernt menschenähnlichen Gestalten, ließ ihre Stahlkörper erglänzen. Einer der Giganten schwankte und stürzte um. Die übrigen vier sorgten für ein derartiges Sperrfeuer, daß der Panzer zur Seite ausscherte, langsam den steilen Schutthügel hinter dem Lager hochrollte und schließlich wie eine sterbende Schildkröte zurückfiel. Sofort ging der zerschlagene Matallgigant in Flammen auf.
Rierson verlor keine Zeit. Er bewegte sich auf die ruhige Außenzone des Lagers zu. Der Kampf hatte sich immer mehr zur Lagermitte hin verlagert, wo sich ein kleines Häufchen Llralaner heldenhaft verteidigte und dabei versuchte, einen Hubschrauber zu beladen und startklar zu machen. Hier draußen, in der Nähe des Zaunes, war alles ruhig, und nur der Geruch freigewordener Energie deutete darauf hin, daß auch hier gekämpft worden war. An einem zerschmetterten Reinigungsroboter vorbei schlüpfte er durch die Reihe der Pfähle und war frei.
Er bewegte sich im Dauerlauf durch die dunklen Straßen, und die Geräusche des Kampfes erstarben hinter ihm. Als ihm langsam der Atem ausging, zog er sich in einen schützenden Torweg zurück und blickte sich um. Er
Weitere Kostenlose Bücher