TTB 118: Die schlafende Welt
Kontrollzentrale klang so deutlich, als spräche jemand über Riersons Schulter. »Es sieht gut bewacht aus.«
»Darum geht es mir auch. Meine Theorien an einem schwachen Objekt auszuprobieren, würde zu nichts führen.«
»Sind Sie sicher, daß das Steuergehirn von Furnestine Ihren Anforderungen genügen wird? Sie könnten sämtliche Roboter Atlantas zu Ihrer Verfügung haben.«
»Vielen Dank. Ich werde mich beim erstenmal mit Charlie begnügen. Ich bin im Augenblick nur auf den Überraschungseffekt aus, nicht auf eine absolute zahlenmäßige Überlegenheit. Dazu wird Charlies militärisches Geschick zweifellos beitragen. Außerdem habe ich mir ja einige zusätzliche Tricks ausgedacht.«
»Die ich absolut nicht verstehe«, bemerkte das Kontrollzentrum.
»Das ist auch gar nicht nötig. Die Llralaner werden schon darauf reagieren. Und darauf kommt es uns an. Wir wollen Verwirrung stiften und unseren Gegnern Schaden zufügen.«
Damit verfiel er in Schweigen und konzentrierte sich wieder auf die Schirme. Die Worte, die aus dem kleinen Lautsprecher drangen, waren nicht immer zu verstehen. Die Fernmikrophone reichten offensichtlich nicht aus. Nur gelegentlich konnte er Wortfetzen verstehen. Außerdem sprachen die Llralaner zu schnell für ihn. Die Aufnahmen wurden jedoch sofort nach New York weitergegeben, wo sie, wenn möglich, verständlich gemacht und sofort übersetzt wurden. Wenn er es wünschte, konnte er sich diese Übersetzung sofort vorspielen lassen. Das war nur eine der Möglichkeiten, die ihm jetzt zur Verfügung standen.
Seitdem er das Kommando über das zivile Verteidigungsnetz übernommen hatte, waren beinahe sechsunddreißig Stunden vergangen, sechsunddreißig Stunden, in denen er kaum geschlafen oder gegessen, sondern hauptsächlich von Kaffee gelebt hatte. In diesen sechsunddreißig Stunden war ihm die Kompliziertheit des Robotersystems auf Terra und seinen Schwesterplaneten deutlich geworden wie nie zuvor. Im Vergleich dazu wurden im Netz der llralanischen Besatzungsmacht klaffende Löcher deutlich. Sechsunddreißig Stunden voller Berichte von Hunderten von Steuergehirnen auf drei Planeten, voller Berichte, die von einsamen Truppenabteilungen sprachen, die ihre Wache über die schlafende Bevölkerung antraten, von befestigten Lagern, bewaffneten Konvois, Luft- und Infanteriepatrouillen, von den Sammelstellen, in die die schlafenden Menschen eingeliefert wurden.
Sechsunddreißig Stunden, in denen er sich der schrecklichen Allgegenwart der interstellaren Kriegsschiffe bewußt geworden war.
Wenn er die Roboter auf die Llralaner loslassen wollte, mußte er unbedingt vermeiden, daß die Kriegsschiffe in den Kampf eingriffen. Die Gegner durften nicht merken, daß sie es mit Robotern zu tun hatten – oder die Kontrollzentralen würden nicht mehr lange bestehen. Außerdem könnte man ihn – Rierson – unter Druck setzen, indem man mit der Vernichtung schlafender Menschen drohte.
Daher die Tricks, mit denen sich die New Yorker Zentrale nicht ganz einverstanden erklärt hatte. Für den logischen Geist eines Roboters ist der Glaube an die Existenz von Gespenstern der reinste Unsinn, und der Gedanke, Roboter als etwas zu verkleiden, das es gar nicht gibt, grenzt bereits an Wahnsinn.
Aber solange seine Befehle ausgeführt wurden, brauchte es ihn nicht zu kümmern, was die Roboter dachten. Im Augenblick war nur wichtig, was die Llralaner denken würden.
Charlie fragte: »Sir, ist es uns gestattet, Feuerwaffen zu benutzen? Die Invasoren sind im Sinne unserer Grundschaltung nichtmenschlich.« Die gleichgültige Stimme schien das Drohende dieser Worte noch zu unterstreichen.
»Bist du sicher, daß deine Roboter zwischen Menschen und Llralanern unterscheiden können? Die Larrys haben gefangene Menschen im Lager.«
»Ich bin sicher.« Das Bild eines Llralaners erschien auf dem Schirm, überdeckte die Umrisse des Lagers. »Das ist ein gegnerischer Soldat.« Das Bild verschwand und machte einem wild aussehenden Individuum mit verfilztem Haar, gewaltigem Bart und einem gehetzten Blick Platz. Es dauerte einen Augenblick, bis Rierson merkte, daß das Bild ihn selbst darstellte. »Und das ist ein Mensch«, kommentierte Charlie.
»In Ordnung. Ihr könnt Waffen haben, wenn ihr welche finden könnt.«
»Oh, selbstverständlich. Furnestine hat eine sehr gediegene Waffenabteilung. Alles für den kritischen Kunden, ist unser Wahlspruch.«
»Das kann ich mir denken«, sagte Rierson. »New York?«
»Ja?«
»Wie
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