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TTB 119: Computer der Unsterblichkeit

TTB 119: Computer der Unsterblichkeit

Titel: TTB 119: Computer der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Clifton , Frank Riley
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begrüßte ihn mit kühler Zurückhaltung und taxierenden Blicken, und Joe wußte, daß sie ihn sofort als den wildfremden Mann erkannte, der er war. Und wahrscheinlich war er auch kein Minister.
    »Nun, junger Mann«, sagte sie. »Ich hörte, Sie möchten Mister Kennedy senior sprechen, sofort und ohne angemeldet zu sein. Das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Sicher können Sie sich denken …«
    Auch sie wurde unsicher, als Joe, statt Entschuldigungen zu murmeln, vom Schreibblock der Empfangsdame ein Blatt abriß, das Wort ›Bossy‹ daraufschrieb und es ihr aushändigte.
    »Hier ist meine Einlaßkarte für das Allerheiligste«, sagte er lächelnd.
    Sie blickte unwillig auf das Papier, dann sah sie ihn kalt an, verärgert über diesen Trick. »Bossy«, wiederholte sie langsam. »Bossy …« Schließlich gab sie sich einen Ruck. »Bitte setzen Sie sich. Vielleicht wird Mister Kennedy seine Konferenz unterbrechen. Er hat – ah – jemanden erwartet.«
    Howard Kennedys Büro war das größte und hellste, das Joe je gesehen hatte. Eine ganze Wand bestand aus Glas und zeigte das weite Panorama der Stadt und des Hafens, das sich allmählich aus den Morgennebeln schälte.
    Mrs. Williams, die Sekretärin, führte Joe zu einem Stuhl vor dem mächtigen Schreibtisch.
    »Mister Kennedy ist auf dem Weg vom Konferenzraum hierher«, sagte sie. Dann ließ sie ihn allein und schloß die Tür hinter sich.
    Der Schreibtisch war das Symbol seines Besitzers. Die gesamte Oberfläche bestand aus einer fast fünf Zentimeter starken Platte aus blendungsfreiem Glas. Eine Schreibgarnitur und ein gelber Notizblock waren die einzigen Gegenstände darauf. Es gab nicht einmal ein Telefon.
    Der dicke Teppich und die drei Innenwände harmonierten in ihren rauchblauen Tönen mit der Glaswand. Die Wände waren kahl, ohne Bilder und ohne Trophäen irgendwelcher Art. Es gab keine Erinnerungsstücke, Dekorationen oder Fotografien, die den Benutzer beim Golfspiel, beim Tennis oder beim Segeln zeigten, keine der Symbole, mit denen der durchschnittliche Manager oder Industrielle seine Entschlossenheit kundtut, an der Fiktion sportgestählter Jugendfrische festzuhalten.
    Joe hörte hinter sich eine Tür gehen, doch er drehte sich nicht um. Er wußte, daß Kennedy hereingekommen war und ihn beobachtete. Er drang forschend in das Bewußtsein des Mannes ein und entdeckte einen Geist, der wie aus gehämmertem Stahl zu sein schien, einen geordneten und bis ins letzte disziplinierten Verstand.
    Er hörte Schritte näherkommen, und dann sah er Howard Kennedy mit erstaunlicher Leichtigkeit und Sicherheit der Bewegungen um den Schreibtisch an seinen Platz gehen. Er kannte die große, hagere Gestalt mit der vorspringenden Hakennase und dem völlig kahlen Kopf von zahllosen Abbildungen, aber die lebendige Unmittelbarkeit ließ den Mann noch weit eindrucksvoller erscheinen.
    Kennedys Blick nahm Joe auseinander und setzte ihn wieder zusammen. Für einen telepathisch Blinden waren seine Schlüsse nicht schlecht.
    »Sie sind der Student«, sagte Kennedy mit leiser, trockener Stimme. »Carter, nicht wahr? Joe Carter.«
    Joe nickte.
    Kennedy lächelte ein wenig enttäuscht, ein wenig skeptisch.
    »Ich hatte mit Professor Hoskins oder sogar Professor Billings gerechnet«, sagte er ehrlich. »Es tut mir leid, daß sie nicht genug Vertrauen hatten, um selbst zu kommen.«
    »Ich bin gekommen«, sagte Joe.
    Kennedy stützte beide Ellbogen auf die Schreibtischplatte und beugte sich leicht vorwärts.
    »Hören Sie, junger Mann«, sagte er mit entwaffnendem Lächeln. »Sind Sie überzeugt, daß Sie wissen, womit Sie es hier zu tun haben? Mißverstehen Sie mich nicht.« Wieder lächelte er. »Ich weiß, daß Studenten manchmal sehr loyal zu ihren Lehrern stehen, und das ist eine gute Sache, aber man kann so etwas auch zu weit treiben und findet sich dann in der Rolle des willenlosen Werkzeugs wieder.«
    Es war eine gute Einleitung, geschickt kalkuliert, um ihn mit Zweifeln zu unterminieren. Sie hätte ihren Zweck erfüllen können, wäre sie nicht weit am Ziel vorbeigegangen. Kennedys Lächeln war das tolerante und ein wenig mitleidige Lächeln eines Mannes, der fünfzig Jahre lang einem Wirtschaftsimperium vorgestanden hat und sich einem Studenten gegenübersieht, der nach der Lektüre einiger Dutzend Bücher glaubt, mitreden zu können.
    »Ich denke, Sir«, sagte Joe höflich, »wir sollten nicht damit anfangen, daß wir unsere Positionen mißverstehen.«
    Kennedys Augen

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