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Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilaria Palomba
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und spielt mit dem Lippenpiercing, »die Punkkonzerte sind nicht mehr wie früher, als auf Punkkonzerte auch nur Punks gingen, als es noch Punks gab, echte Punks.«
    »Du blöde Tussi, wenn du etwas nachdenken würdest, müsstest du feststellen, dass du gerade mal fünf warst, als es die ›echten Punks‹ gab«, sagt der Checker.
    Dann tritt er näher zu Stella und flüstert: »Hast du nun das Opium?«
    »Fünfundzwanzig Euro.«
    »Was?«
    »Hey Checker, ich kann es dir nicht einfach so schenken, ich hab’ fünfzig Euro dafür gezahlt, gib mir fünfundzwanzig, und wir teilen das Gramm.«
    Der Checker schleimt und schmeichelt noch eine Weile, doch schließlich gibt er nach, drückt ihr zwanzig Euro in die Hand und zahlt ihr zwei Bier. Sie entfernen sich von den anderen.
    Die Velena betreten die Bühne. Die Stimme der Sängerin schreit: Ich will euch tanzen, schreien, springen sehen!
    Stella holt das Opium raus, und ehe sie sich fragen kann, wie sie es teilen sollen, hält ihr der Checker schon eine Nagelschere hin.
    »Du bist gut ausgerüstet.«
    »Ich hab’ immer eine Schere und ein Messer dabei.«
    »Ja, aber was für ein Freund bist du, verdammt. Du hättest mich wenigstens abholen können.«
    »Komm schon, Blondie, reg dich nicht auf, ich habe mich verspätet, weil ich von einem Mädel überfallen worden bin.«
    Der Checker hat eine ganz einfache Theorie über Frauen: Während eine gleichaltrige oder ältere Frau faszinierend ist, da man sie erobern muss und man nie weiß, ob und wann sie dich ranlässt, stürzen sich die jungen Dinger auf dich, vielleicht verliebst du dich nicht, aber dafür fickst du ordentlich.
    »Die jungen Dinger sind hungrig auf Schwänze«, behauptet der Checker. Stella findet, dass er mit den jungen Dingern genauso umspringt wie Marco mit ihr.
    Ich bin also ein junges Ding?
    »Sollen wir es rauchen oder essen?«
    »Wir essen es.«
    Ich bitte dich, ich verschwende doch keine fünfzig Euro, um es zu rauchen und dann höchstens fünf Minuten high zu sein! Natürlich esse ich es.
    In der Zwischenzeit schneidet sie das Opiumkügelchen, zerreißt ein Stück Papier und wickelt die zwei Hälften ein. Die eine gibt sie dem Checker, die andere steckt sie sich in den Mund und würgt sie mit einem Schluck Bier hinunter.
    »Ist der Namenlose da?«
    Stella fährt zusammen.
    »Wo?«
    »Nee, ich wollte nur fragen.«
    »Er ist bestimmt hier, aber ich hab’ ihn nicht gesehen.«
    »Trefft ihr euch noch?«
    »Nein«, lügt sie.
    »Ich hab’ ihn vor einem Monat mit einem Mädel gesehen.«
    Fick dich, du Arschloch. Und das sagst du mir einfach so?
    »Ist mir scheißegal.«
    Stella bemüht sich zu lächeln. Auf der Bühne singt Xena von den Velena das Lied Annarella der CCCP: Lass mich hier, lass mich so, wie ich bin ... sag kein Wort, das nicht von Liebe spricht ...
    Sie gehen zu den anderen vor der Bühne. »Du bist schön«, sagt Giulia, die kleine Metallerin. Stella deutet ein Lächeln an und streicht ihr über das Gesicht, aus den Augenwinkeln sucht sie die Menge ab. Heavy-Metal-Rocker, Techno-Raver, Rastafaris, Hip-Hopper, Prolls, Schickimicki-Leute, Punks.
    Wo steckt Marco?
    Die Musik wird lauter. Sie und Giulia drängeln sich vor zu den Absperrungen.
    »Ich hab’ viel an uns gedacht«, schreit Giulia.
    Stella lächelt, blickt umher, steigt auf die Absperrung.
    »Ich habe mich noch nie so von einer Frau angezogen gefühlt«, sagt Giulia.
    Stella dreht sich um. Eine Gruppe von Techno-Ravern tanzt neben ihnen. Sie glaubt, ein paar Leute aus Sarignano zu erkennen. Da ist ein Blondschopf.
    Marco?
    Sie wendet sich Giulia zu, packt ihre Wangen, schließt die Augen und küsst sie. Der Checker, Tina und Engelchen machen die vielfältigsten Kommentare über die beiden Lesbierinnen. Beim Küssen öffnet Stella das linke Auge und schaut sich um. Es war nicht Marco.
    Sarignano delle Murge. Alle sind hier. Er muss auch hier sein.
    Giulia öffnet die Augen, Stella schließt ihre und steckt ihr wieder die Zunge in den Mund.
    Wo ist Marco?
    Sie spürt, wie ihre Eingeweide sich beruhigen, die Gliedmaßen kribbeln, wie der Kuss sanft und angenehm wird. Sie sieht, wie die Sachen langsamer werden: die Musik, der Lärm, die tanzenden Leute. Sie nimmt ihre Umgebung wie hinter einem Schleier wahr. Entfernt. Jede Bewegung erzeugt dieses angenehme Kribbeln an Armen und Beinen. Die Anspannung ist verschwunden.
    »Alles in Ordnung?«, fragt Giulia.
    Stellas Blick verliert sich im Nichts, und ihr Gesicht überzieht ein

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