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Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilaria Palomba
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Lächeln.
    »Nie besser gefühlt.«
    »Du siehst etwas verloren aus.«
    Sie beobachtet den Checker und bemerkt, dass er denselben verlorenen Blick hat und ebenfalls lächelt.
    »Dann musst du es sein, die mich verloren aussehen lässt«, sagt sie.
    Marco. Dort ist er. Unter seinen Freunden. Die Welt steht still. Für einen Moment ist Stellas Kopf wieder ganz klar. Eine Besessene schreit ihr ins Ohr:
    Ist er es wirklich? Oder habe ich es mir nur eingebildet?
    Zweifelnd zieht sie Giulia an der Hand hinter sich her, auf die rechte Seite der Bühne, die Rotulloclique folgt ihnen.
    Sie küssen sich noch einmal. Und Marco starrt sie an.
    Ja, sehr gut, sieh mich an.
    Marco wirft Stella flüchtige Blicke zu, betrachtet ihre Hüfthose, aus der ihr Hintern zur Hälfte hervorguckt, und verfolgt, wie ein Mädchen, das Stella umschlungen hat, ihr über den Hals leckt, eine Hand auf Stellas Brust. Marco sieht, wie sie die Augen schließt, sich vor Genuss ihr Rücken biegt. Er sieht ihre halboffenen Lippen, während sie sich im Takt der Musik bewegt und ihr Becken sich an das des anderen Mädchens schmiegt. Marco ist da, beobachtet, aber kommt nicht näher.
    Sie öffnet die Augen wieder, löst sich von Giulia, und Marco ist verschwunden.
    »Lass uns ein Bier holen!«, schreit sie ihr ins Ohr.
    Sie entfernen sich von dem Lärm, lassen die Rotulloclique zurück. Die Velena gehen von der Bühne. Davor drängen sich tonnenweise Menschen im Vollrausch und rufen: »Misfits! Misfits!«
    Stella und Giulia zwängen sich zwischen den Ständen rechts von der Bühne durch. Marco sieht sie. Stella schaut ihn an. Er kommt ihr entgegen. Sie ist durcheinander, das Opium steigt ihr zu Kopf. Einen Meter entfernt geht er an ihr vorbei, überholt sie, steuert auf eine Frau zu: die Gitarristin der Velena. Er hält sie fest, umarmt sie, hebt sie hoch. Sie würde alles geben, um mit ihr zu tauschen.
    Was hat sie, was ich nicht habe?
    Sie würde lieber tausendmal so eine Freundschaft mit Marcohaben, wie die sie hat, statt von ihm gevögelt zu werden und das war’s.
    Sie mustert die Gitarristin der Velena. Sie sieht Giulia ähnlich, ist aber viel männlicher. Sie hat kurzes Haar und jede Menge Tätowierungen. Sie versteht nicht, warum Marco so sehr auf lesbische Frauen steht. Stella würde gerne ganz lesbisch sein und ihn vergessen.
    »Zwei große Bier«, bittet sie den Typ hinter dem Tresen.
    »Ich gebe dir einen aus«, sagt Giulia.
    Stella will erst ablehnen, lässt sich aber schließlich doch einladen.
    »Worauf stoßen wir an?«
    Auf den Orgasmus, den ich heute Nacht dank des Opiums haben werde.
    »Auf unsere sapphische Freundschaft.«
    Zum Wohl.
    Marco kommt an die Bar, als Stella gerade weggeht. Sie berühren sich leicht, schauen sich an, begrüßen sich nicht.
    Sie und Giulia kehren ins Gewühl zurück. Sie werden von den Pogo-Tänzern mitgerissen. Stella fühlt ihren Kopf sich drehen wie ein Karussell, und das Kribbeln wandert ihren Körper auf und ab. Sie sichtet den Checker in der Menge, geht zu ihm hin, fasst ihn an den Armen.
    »Ich hau ab«, schreit sie.
    »Wohin denn?«
    »Raus aus dem Durcheinander. Ich werde verrückt hier. Wir sehen uns vielleicht später.«
    Er nickt etwas irritiert mit dem Kopf. Sie lässt das Gedränge hinter sich, Giulia folgt ihr, verliert sie dann aber aus den Augen.
    Marco ist noch in der Nähe der Bar. Dort, wo der Stand mit den Halsketten ist.
    Kopf hoch, Stella, sprich ihn an. In diesem Rauschzustand wirst du dich morgen früh sowieso an nichts erinnern.
    Stella geht auf Marco zu. Sie steht hinter ihm. Sie ist ihm so nah, dass sie seinen Geruch erkennen kann. Sie packt ihn am Arm.
    »Hallo erst mal.«
    »Oh, hallo, du bist auch hier?«, antwortet er und gibt sich überrascht.
    »Ja, ich bin schon eine Weile hier. Hast du das Konzert der Velena gesehen? Geil.«
    »Ich bin leider gerade erst gekommen.«
    Was für ein dreister Kerl.
    »Na? Und wie geht’s? Wir haben uns eine Weile nicht mehr gesehen.«
    »Ich hatte eine Menge zu tun.«
    »Und bist du dann eigentlich nach Berlin gefahren?«
    »Noch nicht, aber bald. Jedenfalls habe ich meine Absicht, dich mitzunehmen, aufgegeben.«
    Du hast wohl eine andere gefunden, mit der du nach Berlin abhauen kannst, oder?
    »Ah, wirklich? Wieso?«
    »Na ja, weißt du, ich versuche grade, mein Karma zu reinigen. Ich will, dass die Wunden, die ich aufgerissen habe, heilen. Weißt du, ich will kein Egoist sein und dein Leben mit ruinieren.«
    »Wer weiß, wie viele Mädchen du

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