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Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilaria Palomba
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Gestreichel.
    »Mutti.« Sie umarmt sie. »Komm, stell dich nicht so an, ich will doch nur einen entspannten Abend mit Freunden verbringen.« Mit einem Auge schielt sie auf die Reaktion ihrer Mutter. Monica entspannt sich etwas. Stella bemerkt es.
    Hast du dich so schnell überreden lassen? Hat das ausgereicht?
    »Ich habe Angst«, jammert Monica, während sie mit einer Hand über das Haar ihrer Tochter fährt, »es passieren so viele schlechte Sachen auf der Welt.«
    Mach dir keine Sorgen, ich werde nur ein halbes Gramm Opium schlucken und morgen früh nach Hause zurückkommen.
    Stella küsst sie auf die Wange und entzieht sich ihr unauffällig.
    Sie wartet auf den Bus. Unruhe. Sie kann es kaum erwarten, endlich das Opium zu nehmen und diesen inneren Aufruhr nicht mehr zu spüren. Sie raucht drei Zigaretten, eine nach der anderen. Sie ruft den Checker an und wünscht ihn zum Teufel, weil er sich nicht mehr bei ihr gemeldet hat.
    »Wir sind gerade in Rotullo losgefahren«, sagt er.
    »Ok, Ganzo, lass uns dort treffen, ja?«, antwortet sie wütend und legt auf.
    Schön, Freunde zu haben, die nur zwei miteinander verbundene Neuronen besitzen.
    Nach einer Dreiviertelstunde kommt der Bus. Stella steigt ein. Er ist leer.
    Sie kommt beim Hafen an, geht durch das Tor. Es gibt eine Menge Leute. Sie kreuzt die Hafenmole, folgt dem Schild mit der Aufschrift: Festival. Wasser in den Ohren . Darunter stehen die Namen der Bands, die spielen werden.
    Sie mischt sich unter die Menge, kommt auf einem Freigelände an, auf dem eine große Bühne aufgebaut ist, darum herum Verkaufsstände und rechts neben der Bühne – die Bar. Stella sucht mit den Augen nach Marco und schaut sich dabei die Leute an.
    Bari ist eine Stadt von Skiläufern und Fechtern.
    Sie schickt eine Nachricht an die Clique aus Rotullo, um Bescheid zu geben, dass sie angekommen ist. Sie sucht Marco in der Menge. Sie hört Hundegebell, dreht sich um, ein Punkabbestia begrüßt sie, während sein Hund sich an ihren Schuhen reibt. Sie erkennt ihn zuerst nicht, dann fällt es ihr doch noch ein: Das ist ein Typ, den sie auf ein paar Ravepartys gesehen und von dem sie Stoff gekauft hat. Er ist in Begleitung weiterer Punkabbestia, ein Grüppchen, das von Party zu Party zieht: bunte Haare, Dreadlocks und hängende Irokesenfrisuren, Piercings, biomechanische Tätowierungen, breite, dreckige Hosen und natürlich Hunde.
    Fixer.
    Hinter ihnen steht eine Gruppe Indie-Rocker: schmale Krawatten, schwarze Hosen, gestreifte Shirts.
    Drogenabhängige.
    Vor der Bühne entdeckt sie noch einen Bekannten unter ihren Heavy-Metal-Freunden: Ketten und T-Shirts von Korn, Metallica oder Iron Maiden.
    Alkoholiker.
    In einer Ecke auf dem Boden sitzend, im Gesicht klebende Haarsträhnen, geschminkte Augen, die Arme von Schnittwunden vernarbt und T-Shirts mit Sternchen drauf – die Emos, normalerweise minderjährig und totale Versager.
    Wo ist Marco?
    An der Absperrung lehnen die drei einzigen echten Punks von Bari: akkurate, hochgestylte bunte Irokesen, Schottenhosen. Die Achtziger-Punks tragen schwarze Nietenhalsbänder, die neumodischen Punkabbestia Halsbänder mit Leuchtröhren aus transparentem Kunststoff darin. Die Punks tragen Schnürstiefel mit Plateausohlen, die Punkabbestia Skaterschuhe. Die Punks haben zwei oder drei Piercings und einen wachen Amphetamin-Blick, die Punkabbestia sind so mit Piercings übersät, dass man sie nicht voneinander unterscheiden kann, ihr Gesichtsausdruck gleicht demjenigen von Krebskranken im Endstadium, typisch für Heroinsüchtige.
    Es riecht nach Haschisch, und aus den Boxen rieselt ein Hip-Hop-Sample. Ein Mädchen, das Stella ab und zu in ihrer Wohngegend sieht, hat ihren Hut in der Hand und bewegt ihre Hüfte im Rhythmus, hinter ihr steht ein Typ, der völlig überdreht vor sich hin plappert, mit einer Frequenz von zweitausend Wörtern pro Sekunde zwischen Schimpfwörtern, Reimen und Banalitäten hin und her wechselt. Die Hip-Hopper nicken mit den Köpfen zum Beat, sie tragen Basecaps mit dem Schirm nach hinten, ihre Köpfe sind rasiert und ihre Jeanshosen breit und mit knietiefem Schritt wie die der Punkabbestia, nur nicht so zerrissen, nicht so farblos und nicht so abgenutzt.
    Die Halluzinogenen.
    Dann gibt es die Rastafaris: Dreadlocks, Jamaica-T-Shirt, Glubschaugen und Joints.
    Kiffer.
    Sie sind alle da. Wegen der Misfits. Nur sie ist wegen Marco gekommen. In Bari gibt es so wenig zu tun, dass, wenn so eine Veranstaltung stattfindet, sich alle

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