Tür ins Dunkel
Tür zum Dezember.«
»Was bedeutet das, Melanie?«
»Die Tür...« Sie schloß ihre Augen, und im nächsten Augenblick verrieten ihre ruhigen Atemzüge, daß sie eingeschlafen war. Laura blickte Dan über das Bett hinweg an, »Es will zuerst die anderen, jene Männer, die an den Experimenten im grauen Zimmer beteiligt waren.« Dan nickte. »Eddie Koliknikov, Howard Renseveer, Sheldon Tolbeck, Albert Uhlander und vielleicht noch andere, von denen wir nichts wissen.«
»Ja. Und sobald sie alle tot sind, wird Es Melanie töten. Das hat sie schon einmal gesagt, in der Küche, nachdem.. , nachdem etwas in das Radio gefahren war.«
»Aber woher weiß sie das?« Laura zuckte die Achseln. Beide betrachteten das schlafende Kind. Schließlich sagte Dan: »Wir müssen sie irgendwie aus dieser Trance reißen, damit sie uns sagen kann, was wir wissen müssen.«
»Ich habe es am Nachmittag mit Hypnose versucht, aber mit wenig Erfolg.«
»Könnten Sie es noch einmal versuchen?« Laura nickte. »Am Morgen, wenn sie sich ein wenig erholt hat.«
»Wir sollten keine Zeit verlieren.«
»Sie braucht Ruhe.«
»Okay«, gab er widerwillig nach. Laura wußte genau, was er dachte: Hoffen wir nur, daß es nicht zu spät sein wird, wenn wir bis zum Morgen warten!
32
Laura schlief mit Melanie im zweiten Bett, während Dan auf dem ersten lag, weil es in Türnähe stand und weil von der Tür her die größte Gefahr zu erwarten war. Er hatte Hemd, Hose, Schuhe und Socken anbehalten, um eventuell sofort eingreifen zu können. Sie hatten eine Lampe brennen lassen, denn nach den Ereignissen des vergangenen Tages hatten sie zwar nicht direkt Angst vor der Dunkelheit, aber ganz geheuer war Sie ihnen auch nicht. Dan lauschte auf Lauras und Melanies regelmäßige, tiefe Atemzüge, Er selbst fand keinen Schlaf, Er dachte an Joseph Scaldones grausam verstümmelte Leiche, an die drei Toten von Studio City und an Regine Savannah Hoffritz/ die zwar körperlich und geistig lebte, deren Seele aber zerstört worden war. Und wie immer, wenn er zu lange über Mord und über die Fähigkeit des Menschen zum Mord nachdachte, kreisten seine Gedanken schließlich um seinen toten Bruder und um seine tote Schwester. Er hatte sie nicht gekannt. Sie waren schon tot gewesen, als er ihre Namen erfahren und die Suche nach ihnen aufgenommen hatte. Weder Dan noch Haldane waren die Namen, die er bei seiner Geburt bekommen hatte. Pete und Elsie Haldane hatten ihn adoptiert, als er einen knappen Monat alt gewesen war. Seine leiblichen Eltern waren Loretta und Frank Detwiler gewesen, zwei junge Menschen, die infolge der hohen Arbeitslosigkeit in Oklahoma nach Kalifornien umgesiedelt waren, um hier ihr Glück zu machen, was ihnen jedoch nicht gelungen war. Während Lorettas dritter, sehr beschwerlicher Schwangerschaft war Frank bei einem Autounfall ums Leben gekommen, und Loretta war zwei Tage nach Dans Geburt gestorben. Sie hatte ihm den Namen James gegeben. Es gab keine Verwandten, die sich um die drei Detwiler-Kinder hätten kümmern können, und so wurden sie voneinander getrennt und zur Adoption freigegeben.
Peter und Elsie Haldane hatten nie verheimlicht/ daß sie nicht Dans leibliche Eltern waren. Er liebte sie und war stolz, ihren Namen zu tragen, denn sie waren gute Menschen, denen er alles verdankte. Trotzdem hatte er sich oft Gedanken über seine leiblichen Eltern gemacht und Näheres über sie erfahren wollen, Aufgrund der damaligen Adoptionsgesetze wußten auch Pete und Elsie nur, daß die Eltern ihres Adoptivsohns tot waren, Die Tatsache, daß sie ihn nicht freiwillig hergegeben hatten, intensivierte nur noch Dans Wunsch zu wissen, was für Menschen sie gewesen waren. Als er aufs College kam, nahm er den Kampf gegen die Bürokratie auf, um Einblick in die Adoptionsunterlagen zu bekommen. Das kostete ihn Zeit, Mühe und Geld, aber schließlich erfuhr er seinen wirklichen Namen und die Namen seiner leiblichen Eltern - und er erfuhr, daß er zwei Geschwister hatte. Sein Bruder Delmar war vier Jahre alt gewesen, als Loretta Dehviler starb,seine Schwester Carrie sechs. Mit Hilfe der Unterlagen der Adoptionsbehörde, die wegen eines Brandes leider nicht vollständig waren, begann Dan die mühsame Suche nach seinen Blutsverwandten. Pete und Elsie Haldane hatten ihm stets ein absolutes Zugehörigkeitsgefühl vermittelt. Ihre Familienangehörigen waren auch die seinigen, ihre Geschwister waren für ihn richtige Onkel und Tanten, ihre Eltern waren seine Großeltern,
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