Tür ins Dunkel
stehen, und jeder zeigte das Symbol der Zitrone. Eddie senkte den Kopf - vielmehr drückte jene unsichtbare Macht seinen Kopf nach unten -und rammte einen der Spielautomaten mit solcher Wucht, daß sein Schädel zertrümmert wurde. Er brach auf dem Boden zusammen, wurde hochgerissen, ein Stück zurückgezerrt und ein zweites Mal gegen den Automaten geschleudert. Er Stürzte zu Boden. Wurde hochgerissen. Zurückgeschleppt. Nach vorne geschleudert. Diesmal zerbarst die Plexiglasscheibe beim Aufprall seines Schädels. Der tote Mann fiel zu Boden. Er blieb regungslos liegen. Die Luft war noch immer eisig. Regine rieb sich die Arme.
Sie hatte das Gefühl, von einem Etwas beobachtet zu werden. Dann wurde die Luft plötzlich warm, und Regine spürte, daß jenes Etwas sich entfernt hatte. Sie betrachtete Eddie. Niemand hätte diese zerquetschte Leiche identifizieren können. Regine verspürte ein klein wenig Mitleid, aber in erster Linie kreisten ihre Gedanken um die Rrage, wie sein Tod gewesen sein mochte, was er empfunden haben mochte, während er diese brutalen Minuten unvorstellbar intensiver Schmerzen durchlebte, qualvoller Schmerzen- süßer, erlösender Schmerzen. Melanie hatte sich beruhigt, und nach einigen Minuten glaubte Laura, das Schlimmste sei überstanden, Auch Dan Haldane schob seinen Revolver in das Halfter, Doch gerade als sie sich wieder an den kleinen Tisch setzen wollten, fing Melanie von neuem an zu stöhnen und um sich zu schlagen, und es wurde kalt im Zimmer. Mit rasendem Herzklopfen trat Laura ans Bett ihrer Tochter, gefolgt von Dan. Melanies Gesicht war grotesk verzerrt -nicht vor Schmerz, sondern - so sah es zumindest aus - vor Entsetzen. Sie hatte nichts mehr von einem Kind an sich. Sie sah mit einem Male alt aus - nein, alt war nicht der richtige Ausdruck -weise, im Besitz eines furchtbaren Wissens, eines Wissens um dunkle Mächte, das jedem Menschen besser verborgen bleiben sollte. >Es< war entweder ganz in der Nähe oder bereits präsent. Laura fühlte sich von einer bösen Macht umgeben, sie spürte es instinktiv, ohne eine Erklärung dafür zu haben. Die feinen Härchen auf ihren Armen und in ihrem Nacken sträubten sich, und es war nicht nur die Kälte, die sie erschaudern ließ. >Es<. Laura sah sich verzweifelt im Zimmer um. Sie konnte kein dämonisches Wesen sehen, keinen der Hölle entsprungenen Schemen. Zeig dich, verdammt nochmal, dachte sie. Wer auch immer du sein magst, was auch immer du sein magst, gib dich zu erkennen, damit wir etwas Greifbares vor uns haben, etwas, mit dem wir kämpfen können, auf das wir schießen können. Aber es blieb ihren Sinnen verborgen; das einzig Erfaßbare an diesem >Es< war die Kälte, die es immer ausstrahlte.
Die Lufttemperatur sank mit unglaublicher Geschwindigkeit, tiefer als je zuvor, bis ihr Atem sichtbare Wolken bildete und eine dünne Eisschicht das Fenster und den Spiegel überzog. Doch schon nach 30 oder 40 Sekunden erwärmte sich die Luft wieder, das Kind hörte auf zu stöhnen, und der unsichtbare Feind zog sich zurück, ohne Melanie etwas zuleide getan zu haben. Melanie schlug die Augen auf, aber sie sah offenbar noch immer etwas aus ihrem Traum vor sich, »Es wird sie töten.« Dan Haldane beugte sich über sie, legte ihr eine Hand auf die zarte Schulter. »Was ist es, Melanie?«
»Es, Es wird sie alle töten«, wiederholte das Mädchen, aber es schien nicht mit Dan, sondern mit sich selbst zu sprechen.
»Was ist dieses verdammte Es?« fragte Dan. »Es wird sie alle töten«, murmelte das Mädchen schau dernd. »Beruhige dich, Liebling«, sagte Laura. »Und dann«, fuhr Melanie fort, »dann wird es auch mich töten.«
»Nein!« rief Laura. »Wir werden dich beschützen, Mellie. Das schwöre ich dir.«
»Es wird kommen... von... innen... und mich auffres sen... mich mit Haut und Haaren auffressen...«
»Nein«, versicherte Laura. »Nein!«
»Von innen?« fragte Dan. »Aus welchem Innern?«
»Es wird mich auffressen«, wiederholte das Mädchen trostlos. »Woher kommt es?« wollte Dan wissen. Das Kind stieß ein langgezogenes Wimmern aus, das sich fast wie ein resignierter Seufzer anhörte.
»War etwas soeben hier im Zimmer, Melanie?« fragte Dan. »Das Wesen, vor dem du solche Angst hast - war es hier im Zimmer?«
»Es will mich haben«, sagte das Mädchen.
»Wenn es dich haben will - warum hat es dir dann nichts getan, als es hier war?« Melanie hörte ihn nicht. Sie flüsterte: »Die Tür...«
»Welche Tür?«
»Die
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