Tür ins Dunkel
warf.
Pepper sprang mit einem Satz aus der Ecke hervor, rannte durch die Küche und verschwand im Wohnzimmer.
»Verrücktes Vieh!« murmelte Laura und betrachtete mit gerunzelter Stirn das unberührte Futter im gelben Napf. Normalerweise machte sich Pepper gierig darüber her, während Laura noch die Reste aus der Dose kratzte.
Eigenartig!
Sehr eigenartig!
TEIL II
Feinde ohne Gesichter
Mittwoch
13.00 Uhr bis 19.45 Uhr
11
Als Laura um 13 Uhr in ihrem blauen Camaro das Valley Medical erreichte, versperrte ein uniformierter Polizist den Eingang zum öffentlichen Parkplatz. Er dirigierte sie auf den Parkplatz für das Klinikpersonal, der Besuchern zugänglich gemacht worden war, »bis das ganze Durcheinander hier beseitigt ist«. Etwa 25 Meter hinter ihm standen mehrere Streifenwagen und andere Dienstfahrzeuge, einige davon mit eingeschaltetem Blaulicht. Während Laura zum Personalparkplatz fuhr, erspähte sie hinter dem Zaun Lieutenant Haldane; er war größer und breiter als die anderen Männer, die am Ort des Unfalls oder Verbrechens, oder was auch immer es sein mochte, herumstanden. Plötzlich kam ihr der furchtbare Gedanke, daß diese Sache etwas mit Melanie und den Morden in jenem Haus in Studio City zu tun haben könnte.
Sie parkte hastig ihren Wagen und rannte zu dem Zaun zurück, der den öffentlichen Parkplatz umgab. Sie war inzwischen fast überzeugt davon, daß Melanie verletzt oder vermißt oder tot war. Der Polizist am Eingang wollte ihr keinen Zutritt gewähren, dshalb rief sie nach Haldane, und er eilte sofort auf sie zu. Sie bemerkte, daß er leicht hinkte; vermutlich wäre es ihr gar nicht aufgefallen, wäre ihr Wahrnehmungsvermögen nicht durch die Angst geschärft gewesen. Er nahm sie beim Arm und führte sie ein Stück am Zaun entlang, zu einer ruhigen Stelle, wo sie sich ungestört unterhalten konnten. Sie fragte ihn sofort: »Melanie... Was ist Melanie zugestoßen?«
»Nichts.«
»Sagen Sie mir die Wahrheit!«
»Das ist die Wahrheit. Sie ist in ihrem Zimmer, unverletzt, so wie Sie sie verlassen haben.« Sie blieben stehen, und Laura lehnte sich an den Zaun und blickte an Haldane vorbei, hinüber zu den Blaulichtern. Zwischen den Polizeiautos entdeckte sie auch einen Leichenwagen. Nein! Es war einfach nicht fair. Melanie nach all den Jahren wiederzufinden und sie sofort wieder zu verlieren - es war einfach unfaßbar. Mit pochenden Schläfen und einem Kloß im Halse stammelte sie: »Wer ist tot?«
»Ich versuche seit anderthalb Stunden...«
»Ich möchte wissen...«
»... Sie telefonisch zu erreichen.«
»... wer tot ist!« schrie sie. »Glauben Sie mir, es ist nicht Melanie. Okay?«
Für einen Mann seiner Größe und Statur war seine Stimme ungewöhnlich sanft, freundlich und beruhigend. »Melanie ist nichts passiert. Wirklich nicht.« Sie blickte ihm in die Augen. Er sagte offenbar die Wahrheit. Melanie war nichts passiert. Aber Laura konnte das noch immer nicht ganz glauben.
»Ich kam erst heute morgen um sieben nach Hause«, berichtete Haldane. »Um elf wurde ich von einem Anruf aus dem Schlaf gerissen. Ich sollte ins Valley Medical kommen, weil möglicherweise ein Zusammenhang zwischen diesem neuen Mord und Melanie besteht. Schließlich...«
»Schließlich - was?«
»Nun ja, sie liegt hier als Patientin. Deshalb habe ich versucht. Sie zu erreichen...«
»Ich war beim Einkaufen - Melanie braucht dringend etwas zum Anziehen«, sagte Laura. »Aber was ist eigentlich passiert? Wer ist ermordet worden? Wollen Sie es mir nicht endlich sagen?«
»Ein Mann. Er starb am Steuer seines Volvo.«
»Wer ist der Mann?«
»Sein Personalausweis ist auf den Namen Ned Rink ausgestellt.« Lauras rasendes Herzklopfen ließ etwas nach.
»Sagt Ihnen dieser Name etwas?« fragte Haldane. »Ned Rink«
»Nein.«
»Ich dachte, daß er vielleicht ein Kollege oder Freund Ihres Mannes war. Wie Hoffritz.«
»Nicht daß ich wüßte. Ich habe den Namen jedenfalls noch nie gehört. Weshalb glauben Sie, daß er Dylan gekannt haben könnte? Aufgrund der Todesart? Wurde er wie die anderen zutode geprügelt?«
»Nein. Aber es ist seltsam.«
»Erzählen Sie!«
Er zögerte, und sie las an seinen blauen Augen ab, daß es sich wieder um einen besonders brutalen Mord handeln mußte. »Erzahlen Sie!« beharrte sie. «Sein Hals war gebrochen, so als hätte jemand mit einem Bleirohr zugeschlagen, und zwar mehrmals und mit ungeheurer Kraft. Die Luftröhre ist förmlich pulverisiert, der Adamsapfel
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