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Tuerkei - Ein Land jenseits der Klischees

Titel: Tuerkei - Ein Land jenseits der Klischees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Gottschlich
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die Kurdische Arbeiterpartei, war zumindest in den ersten Jahren eine marxistische Organisation, die nicht nur gegen die türkische Armee, sondern auch gegen die kurdischen Feudalherren kämpfte.
    Der türkische Staat antwortete auf diesen Aufstand ausschließlich militärisch. Die »Terrororganisation« PKK und ihre Anhänger sollten mit Gewalt beseitigt beziehungsweise zur Aufgabe gezwungen werden. Kein führender türkischer Politiker startete in den letzten 20 Jahren eine ernsthafte politische Initiative, um die Kämpfe zu beenden und die Lage der Kurden in der Türkei substanziell zu verbessern. Es halten sich zwar bis heute hartnäckige Gerüchte, dass der damalige Präsident Turgut Özal Anfang der 1990 er Jahre eine Friedensinitiative vorbereitet hatte, doch der starb völlig überraschend an einem Herzinfarkt und kam deshalb nicht mehr dazu, diese Pläne in der Praxis zu erproben. Seine Nachfolgerin Tansu Ciller überließ das Feld nicht nur dem Militär, sondern in ihrer Regierungszeit entstanden auch die geheimen, staatlich sanktionierten Todesschwadronen, die angebliche Staatsfeinde – vor allem kurdische Politiker oder Sympathisanten der PKK – ermordeten und die dem Land bis heute schwer zu schaffen machen. Auch in der außerparlamentarischen türkischen Linken wird über eine Lösung der Kurdenfrage kontrovers diskutiert. Während die einen kurdische Forderungen nach eigenen kulturellen Rechten und einem Autonomiestatus unterstützen, sind die anderen der Meinung, nur eine Verbesserung der demokratischen Verhältnisse insgesamt und eine Stärkung der individuellen Rechte jedes einzelnen Bürgers der Türkei könne auch die Situation der Kurden verbessern. Man müsse deshalb gemeinsam für demokratische Rechte kämpfen.
    Doch für diese Leute gibt es auf kurdischer Seite mittlerweile kaum noch Partner. Die PKK hat sich längst von einer ehemals marxistischen Organisation zu einer streng nationalistischen kurdischen Truppe gewandelt, die um ihren Führer Abdullah Öcalan einen bizarren Personenkult entfaltet hat und jede Kooperation mit der türkischen Linken ablehnt. Sie hat deshalb Versuche innerhalb der legalen kurdischen Parteien, mit anderen türkischen Organisationen zusammenzuarbeiten, sogar massiv bekämpft. Seit die PKK nach der Festnahme Öcalans 1999 überwiegend aus dem Nordirak heraus agiert, hat sie auch immer mal wieder versucht, sich als Organisation für die Befreiung aller Kurden darzustellen, also auch für die Kurden im Irak, im Iran und in Syrien. Sowenig es in der türkischen Politik bisher gelungen ist, eine überzeugende zivile Antwort auf die Kurdenfrage zu finden, sowenig gelingt es den Kurden in der Türkei, eine Partei auf die Beine zu bringen, die sich von der PKK emanzipiert und als Verhandlungspartner für die türkische Regierung akzeptabel wäre.
    Der bewaffnete Kampf der PKK und vor allem die Reaktion der verschiedenen türkischen Regierungen und des Militärs in den letzten 20 Jahren haben dem Land unglaublich geschadet. Weite Teile des Südostens der Türkei sind verwüstet. Die Brutalität, mit der beide Seiten gegen die Zivilbevölkerung vorgegangen sind, hat dazu geführt, dass über 3000 Dörfer verlassen wurden, die Viehzucht praktisch nicht mehr existiert und die Leute heute in den Slums der Großstädte leben. Über 35000 Menschen, überwiegend Kurden, sind in dem angeblichen »Krieg gegen den Terror« getötet worden. Dabei sind Milliarden von Euro verbrannt worden, die all die Jahre im Bildungs- und Sozialbereich gefehlt haben. Die konstanten Menschenrechtsverletzungen, angefangen von verdeckten Morden über Folter und Misshandlungen in Gefängnissen bis hin zu massiven Einschränkung der Meinungsfreiheit, sind alles Folgekosten dieses Krieges.
    Der wirtschaftliche Aufschwung der Türkei von 2001 bis 2006 , die Demokratisierung und die Verbesserung der Menschenrechtslage sind in erster Linie darauf zurückzuführen, dass nach der Verhaftung Öcalans die Waffen in dieser Zeit schwiegen. Erst in zweiter Linie hat die Annäherung an die EU zur Verbesserung der Lage beigetragen. Entsprechend dramatisch verschlechterte sich die Situation in der Türkei auch wieder, als die PKK Ende 2005 erneut anfing zu bomben und sich mit Attentaten auf Polizei und Militär im Osten und Anschlägen in den Großstädten im Westen zurückmeldete. Diese neuerliche bewaffnete Offensive der kurdischen Separatisten hat mehrere Ursachen. Der wichtigste Grund ist, dass nach wie vor

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