Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Türkisgrüner Winter (German Edition)

Türkisgrüner Winter (German Edition)

Titel: Türkisgrüner Winter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
Vom Netzwerk:
dem Grund, weil ich meinen besten Freund nicht verlieren möchte. Ich erzähle es dir, weil dieses ganze Drama so unnötig ist!
    Du und ich, Emely, wir beide kennen uns noch nicht lange, ich weiß. Aber ich habe dir immer angesehen, dass du Elyas magst. Nenn es Intuition, keine Ahnung. Ich wusste es einfach. Und als wir beide uns Weihnachten über den Weg gelaufen sind, war mir klar, dass du es immer noch tust.«
    Sebastian griff nach meiner Hand. »Also, warum willst du ihm das mit den E-Mails auf ewig übel nehmen, Emely? Glaub mir, er wollte es dir mehr als einmal sagen, ich konnte ihm aber auch keinen Tipp geben, wann und wie er das am besten machen soll. Es–«
    Ich entzog ihm meine Hand. »Du wusstest von den Mails?«
    Sebastians Augen weiteten sich.
    Ich konnte es nicht fassen. Es war schlimm genug gewesen, von einer Person hinters Licht geführt zu werden. Dass auch noch eine zweite im Bilde war, traf mich wie ein Schlag ins Genick.
    Ich hörte Sebastian stöhnen. Er verdrehte die Augen und blickte auf den Tisch. »Ja«, sagte er leise. »Er hat es mir nach dem Campen erzählt.«
    Nach dem Ausflug also schon. Wieso hatte er mich nicht gewarnt? Doch je länger ich Sebastian ansah, desto klarer wurde mir, dass ich ihm eigentlich keinen Vorwurf machen konnte.
    »Ist schon okay, Sebastian«, sagte ich gedämpft. »Du bist sein bester Freund. Natürlich fällst du ihm nicht in den Rücken. Ich hätte wohl einfach nur nicht von dir gedacht, dass du so etwas deckst.«
    »Was heißt denn hier ›decken‹?«, fragte er und kniff die Augenbrauen zusammen. »Emely, wenn Elyas das getan hätte, um dich zu verarschen, hätte ich keine Sekunde gezögert, es dir zu sagen. Freundschaft hin oder her, ich weiß, was richtig und was falsch ist.« Sebastian rieb sich über den Unterarm. »Es war ein Fehler von ihm, dass er es dir nicht schon früher sagte. Das möchte ich gar nicht leugnen. Aber er hat es einfach nicht fertig gebracht. Er hatte Angst, damit alles wieder kaputt zu machen. Und dann passierte natürlich, was passieren musste: Du hast es auf die denkbar ungünstigste Weise erfahren, die nur hätte eintreten können.«
    Ich erinnerte mich an den Moment, als ich die ersten Fetzen von Elyas‘ und Alex‘ Unterhaltung vor der Wohnungstür aufgeschnappt hatte.
    »Emely«, fuhr Sebastian fort. »Ich kann deinen Ärger und deine Wut absolut nachempfinden. Es ist dein gutes Recht, sauer zu sein. Aber irgendwann muss doch mal gut sein! Elyas hat so viel Buße getan, dass es für zwei reicht. Ich kann nicht länger mit ansehen, wie er sich von seinem Selbsthass immer weiter auffressen lässt.«
    Seine Worte hallten durch meinen Kopf, wirkten wie chinesische Schriftzeichen für mich.
    »Warum gibst du denn nicht einfach zu, dass es dir genauso beschissen geht wie ihm?«, fragte er. »Ich sehe es dir doch an! Wieso quälst du dich selbst so? Weshalb machst du eurem sinnlosen Leiden kein Ende? Er hat es kapiert, Emely! Er bereut es zutiefst. Ich kann dich einfach nicht verstehen. Elyas ist kurz davor, die Stadt zu verlassen. Wegen einer Frau, die nicht in der Lage ist ihm zu verzeihen, obwohl er ihr mindestens genauso viel bedeutet wie sie ihm. Ich–«
    »Stopp!«, platzte ich dazwischen und hob die Hände. Was zum Teufel passierte hier? Ich kam mir vor, als hätte ich in einem Buch gelesen und ein alles entscheidendes Kapitel übersprungen. Elyas wurde von Selbsthass zerfressen? Ihm ging es beschissen? Ich würde ihn leiden lassen? Ich würde uns leiden lassen? Ich bedeutete ihm genauso viel wie er mir?
    »Sebastian, du–« Ich brach ab und schüttelte den Kopf. »Du verdrehst da irgendetwas! Nein, du verdrehst sogar alles! Von was zur Hölle sprichst du? Ich habe den Faden verloren. Wie kannst du behaupten, ich würde ihn leiden lassen? Verdammt, ich bin so erbärmlich, dass ich Elyas noch nicht einmal hassen kann für den ganzen Mist! Und dann unterstellst du mir so etwas?« Ich starrte ihn an. »Ich bin diejenige, die er verarscht hat! Nicht umgekehrt! Ich bin diejenige, der es wegen diesem Idioten beschissen geht und die seit gottverdammten zwei Monaten keine Nacht mehr schlafen kann! Wie kannst du mir solche absurden Sachen vorwerfen? Gerade mir?« Ich blickte in Sebastians verwirrtes Gesicht und spürte, wie ich zu zittern begann und mir Tränen in die Augen schossen, die ich mit großer Mühe zurückhielt.
    »Du stößt mich vollkommen vor den Kopf, wenn du mir sagst, Elyas würde meinetwegen die Stadt verlassen!«,

Weitere Kostenlose Bücher