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Türkisgrüner Winter (German Edition)

Türkisgrüner Winter (German Edition)

Titel: Türkisgrüner Winter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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war der einunddreißigste Dezember. Silvester. Ich blickte auf die Uhr über dem Bartresen vom Purple Haze. Meine Schicht endete um 20:30 Uhr, was in nicht einmal mehr zwei Stunden war. Ich dachte an Alex und ihre permanenten Versuche, mich zum Mitgehen auf eine Silvesterfeier zu überreden. Eine öffentliche Veranstaltung in einer Stadthalle. Die ganzen Leute vom Campen waren dabei, und Elyas natürlich ebenso.
    Bisher hatte ich nicht zugesagt. Vor einer Stunde hatte sie mir zum letzten Mal eine SMS geschrieben, auf die ich noch reagieren musste.
»Alex«
Hochverehrtes Weib. Ich warte immer noch auf dein Okay. Falls du glaubst, dass ich dich Silvester allein verbringen lasse, hast du dich geschnitten. Wenn du nicht mitkommst, gehe ich auch nicht.
»Emely«
Auf eine diktatorische Weise bist du sehr süß, Alex. Ich bin mir sicher, beim Bund könnten sie Leute wie dich brauchen. Keinesfalls möchte ich aber, dass du meinetwegen zu Hause bleibst. Ich weiß noch nicht, ob ich komme. Ich werde es mir überlegen. Mehr kann ich dir momentan noch nicht sagen.
    Ich steckte das Handy zurück in die Hosentasche. Aus den Lautsprechern der Bar drang »With or without you« von U2 . Eigentlich mochte ich den Song, aber zurzeit hielt sich mein Bedarf an Liebesliedern in Grenzen. Warum sang niemand »Love fucking sucks«? Ich war mir sicher, das war eine riesengroße Marktlücke. (Übrigens eine genauso große wie Festhaltegriffe für Motorräder – ich wollte das nur noch einmal erwähnt haben!)
    »Kannst du Tisch vier noch drei Tequilas bringen?«, fragte Nicolas. »Ich muss kurz in die Küche.«
    Es war ein Fehler gewesen, zu ihm aufzusehen, denn jedes Mal, wenn ich in sein Gesicht blickte, hatte ich wieder seinen Penis vor Augen. Und dann war es nur eine Frage der Zeit, bis sich auch die restlichen Bilder in meinen Kopf schoben. Ich verzog das Gesicht, nickte und zählte die Sekunden, bis er endlich in der Küche verschwunden war. Zu meinem völligen Unverständnis schien ihm der Vorfall nicht einmal sonderlich unangenehm zu sein. Ganz im Gegensatz zu mir!
    Immer noch mit meinem Ekel ringend, füllte ich drei Schnapsgläser mit Tequila und brachte sie an den genannten Tisch. In den letzten Stunden war wenig Betrieb gewesen, allmählich merkte man aber, dass der Feiermarathon ins nächste Jahr näher rückte und die ersten »Vorglüher« sich sammelten. Nachdem ich auch noch einen anderen Tisch bedient hatte, kehrte ich zurück hinter die Theke und widmete mich wieder den Zitronen.
    »Hey Emely«, sagte eine Stimme.
    Ich hob den Kopf und erkannte Sebastian, der sich einen Barhocker zurechtrückte und gegenüber von mir Platz nahm. Mit gerunzelter Stirn hielt ich nach Alex Ausschau, konnte sie jedoch nirgendwo entdecken.
    »Hallo«, murmelte ich.
    »Hier lässt es sich aushalten«, sagte er und sah sich um. »Darf ich eine Cola bei dir bestellen?«
    »Ehm, sicher.« Ich wandte mich ab, füllte ein Glas mit dem gewünschten Getränk und stellte es ihm auf den Tresen.
    »Danke.«
    »Keine Ursache«, erwiderte ich und sah ihn abwartend an.
    »Wie geht’s dir, Emely?«
    »Gut, Danke. Und dir?« Standardantwort.
    »Auch ganz gut, denke ich.«
    Er nippte an der Cola, stellte das Glas wieder ab und ließ den Blick eine Weile durch den Raum schweifen. Irgendwie war er mir viel zu erpicht darauf, sich unauffällig zu verhalten.
    »Gibt es … Gibt es einen bestimmten Anlass für deinen Besuch?«, fragte ich, griff nach der nächsten Zitrone und legte sie auf das Schneidebrett. »Also, versteh mich nicht falsch, Sebastian, es ist schön, dass du mich besuchst. Aber irgendwie auch … seltsam .« Immerhin war er Alex‘ Freund. Wir beide hatten uns noch nie ohne sie getroffen.
    Er senkte den Kopf und rieb sich den Nacken. »Du bist ziemlich direkt, oder?«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Du hast ja Recht«, sagte er mit einem Seufzen. »Ich habe nur gedacht, wir reden erst mal über belanglose Sachen. Zumindest solange, bis ich eine gute Überleitung zu meinem eigentlichen Anliegen finde und mich nicht mehr so blöd fühle, weil ich dich noch nie zuvor besucht habe und es jetzt mit einem Hintergedanken tue.« Vorsichtig lächelte er in meine Richtung.
    »Wenigstens bist du ehrlich«, sagte ich. »Wie wäre es, wenn wir uns gleich deinen Hintergedanken widmen und ich dir sage, dass du Alex ausrichten kannst, ich hätte mich noch nicht entscheiden und werde ihr schon Bescheid geben, sobald das der Fall ist? Somit können wir den Small

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