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Türkisgrüner Winter (German Edition)

Türkisgrüner Winter (German Edition)

Titel: Türkisgrüner Winter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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ich mich von innen dagegen und versteckte das Gesicht in den Händen. Oh nein, oh nein, oh nein, oh nein, oh nein. Das war gerade nicht passiert. Nein, das war nicht passiert. Nie und nimmer war das gerade passiert.
    Elyas klopfte von außen an die Tür.
    »Emely?«
    Nein. Ich war nicht zu Hause.
    »Emely, bitte, öffne wieder.«
    Nein. Nein. Nein. Keiner da.
    »Emely.« Er seufzte. »Ich weiß doch, dass das nur irgendein Missverständnis war und du keine Dildo-Spielchen mit Eva machst.«
    Ich linste unter den Fingern hervor. »Wirklich?«
    »Natürlich«, sagte er. »Pass auf, ein Vorschlag, Emely. Du öffnest die Tür und wir fangen noch einmal von vorne an. Okay?«
    Ich überlegte.
    »Emely?«
    Langsam nahm ich die Hände vom Gesicht, zupfte das T-Shirt zurecht und atmete tief durch. »Okay«, sagte ich.
    Von dem »Okay« bis zu dem Öffnen der Tür vergingen mindestens drei Minuten. Erst als Elyas wiederholt klopfte, schaffte ich es mich zu überwinden und drückte die Klinke nach unten.
    Da stand er. Mit Augenringen dunkler als gestern und einem angedeuteten Lächeln auf den Lippen. Einem warmen Lächeln.
    »Hallo Schönheit«, sagte er.
    Mein Herz klopfte schneller und ich sah zu Boden. »Hallo«, antwortete ich. »Wie konntest du so schnell hier sein? Ich hatte noch nicht mit dir gerechnet. Du hast doch gerade erst geschrieben.«
    »Tut mir leid. Ich bin einfach zu dir gefahren und als ich die Hand zum Klopfen schon erhoben hatte, fiel mir auf, dass es angebracht wäre, dich vorher zu fragen. Es war mein Fehler. Ich hätte dir früher Bescheid sagen sollen.«
    »Nein, nein, schon okay«, sagte ich. »Es … es ist gut, dass du hier bist. Denk ich.«
    Er nickte, während sein Blick langsam meinen Körper hinab wanderte. Einer seiner Mundwinkel zuckte nach oben. Ich wunderte mich, was da unten wohl so lustig war, folgte dem Weg seiner Augen und erstarrte zu Eis. Ich hatte keine Hose an! Wie ein Storch verkreuzte ich die nackten Beine und zog das T-Shirt soweit runter wie nur irgend möglich.
    Elyas räusperte sich. »Ich hätte dir vielleicht ein paar Minuten Zeit zum Anziehen geben sollen.«
    Ja, das hätte er tun sollen. Eindeutig hätte er das tun sollen.
    »Das muss dir nicht peinlich sein, Emely.« Er legte den Kopf schräg. »Ehrlich gesagt finde ich, dass du sehr süß aussiehst.«
    Dildos, nackte Beine, Komplimente … Jetzt fehlte nur noch eine mutierte Riesenspinne und der Abend könnte nicht mehr schlimmer werden. Ich wusste nicht, wo ich hinsehen sollte, und fixierte den Blumenkübel mit der vertrockneten Pflanze hinter Elyas im Flur.
    »Ich habe etwas für dich«, sagte er, nachdem es kurzzeitig ein bisschen still zwischen uns geworden war. Er zog etwas hinter dem Rücken hervor. Ich hob den Blick und erkannte eine Sonnenblume.
    Meine Lieblingsblume.
    Ich fiel wie aus allen Wolken. »Woher bekommt man um diese Jahreszeit eine Sonnenblume?«
    »Fast nirgends«, sagte er.
    Wie hypnotisiert legte ich die Finger um den Stil und nahm die Blume entgegen. Ich drehte sie in der Hand, betrachtete jedes einzelne knallgelbe Blütenblatt und lächelte. Wie viel Umstände musste Elyas sich gemacht haben?
    »Danke«, flüsterte ich.
    »Gefällt sie dir?«
    »Sehr.«
    »Du sollst nicht denken, dass die Blume eine billige Entschuldigung ist.« Er senkte den Kopf und rieb sich die Schläfe. »Nur eine kleine Aufmerksamkeit.«
    Ich nickte. »Das ist lieb von dir. Danke schön.«
    »Ich …«, sagte er und brach ab. Eine Weile ließ Elyas den Blick über den Boden schweifen, dann richtete er ihn in meine Augen. So intensiv, dass meine Knie weich wurden.
    »Darf ich reinkommen?«, fragte er.
    Ich blinzelte, ging einen Schritt zur Seite und machte ihm Platz. »Natürlich. Wie unfreundlich von mir.«
    »Schon okay. Danke«, sagte er und trat ein. Während ich die Tür hinter uns schloss, blieb Elyas im Raum stehen, steckte die Hände in die Hosentaschen und sah sich um. Für einen Moment verharrte ich an der Tür, weil ich nicht wusste, was ich machen sollte.
    »Ich hole eine Vase«, stammelte ich schließlich. Als ich mich schon auf den Weg machte, dämmerte mir, dass ich überhaupt keine besaß. Mir hatte noch nie ein Mann Blumen geschenkt. Aus dem Schrank holte ich ein Trinkglas mit höherem Rand und ging ins Badezimmer, um es mit Wasser zu füllen. Den unbeobachteten Moment nutzte ich, um tief in mich zu gehen. Meine Nerven lagen brach und ich fragte mich, was auf mich zukommen würde. Wollte er über uns reden? Und

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