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Türkisgrüner Winter (German Edition)

Türkisgrüner Winter (German Edition)

Titel: Türkisgrüner Winter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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der Brust verschränkend, ahmte ich seinen bösen Blick nach. Freddy, der das Geschehen aus der Ferne beobachtete, konnte dabei ebenso wenig ernst bleiben wie ich. Nur Elyas‘ Miene blieb weiterhin eisern, was mich noch mehr zum Lachen brachte. »Du verstehst übahaupt kein‘ Spaß!«, sagte ich, doch auch darauf reagierte er nicht.
    »Wollsu nicht was zum Tringen holen?«, rief Freddy.
    Mein Mund formte ein O. »Stimm ja!« Ich stieß mich von der Wand ab und geriet prompt ins Schwanken. Gerade noch erwischte ich den Türrahmen, an dem ich mich abstützen konnte, und taumelte ohne Pause weiter meinem Ziel entgegen. Mit der Schulter schrammte ich an der Wand vom Flur entlang und wunderte mich, wer diesen Gang so furchtbar eng gezimmert hatte. Da passte doch kein Mensch durch!
    Nach fünf Minuten war ich überall gewesen, nur nicht da, wo ich eigentlich hin wollte. Wo war noch mal die Küche?
    Mehrmals blieb ich stehen und sah mich um, bis ich mich schließlich an den Alkoholleichen orientierte, die auf dem Boden lagen und ihren Rausch ausschliefen. Und tatsächlich: Je dichter die Anzahl derer wurde, desto näher kam ich der Küche. Als ich sie erreichte, fand ich sie leer vor. Dumm war nur, dass der Türrahmen noch schmaler gebaut war als der Flur. Mit einem blauen Fleck mehr hatte ich auch dieses Hindernis überwunden und steuerte schwankend die alkoholischen Restbestände an.
    Egal welche der Flaschen ich anhob, sie waren bis auf den letzten Tropfen leer. Wer hatte denn hier alles ausgesoffen, verdammt?
    Als ich meine Suche fortsetzte, stieß ich mit dem Arm aus Versehen eine der Flaschen um, die daraufhin polternd über die Küchenablage rollte.
    »Ups«, machte ich und kicherte.
    »Ich finde, du hast jetzt genug getrunken«, sagte da plötzlich eine ernste Stimme hinter mir. Meine Lieblingsstimme.
    »Findest du? Findsch nisch.« Ich griff nach der nächsten Flasche, in der sich tatsächlich noch ein Inhalt befand – wenn auch ein undefinierbarer. Kritisch beäugte ich ihn.
    »Was soll das, Emely?« Elyas griff über mich hinweg und nahm mir die Flasche aus der Hand.
    »Öyyy«, sagte ich und drehte mich zu ihm um. Doch als ich in seine Augen sah, verstummte ich.
    »Warum lässt du dich so zulaufen?«, fragte er.
    Deinetwegen .
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Es reicht, ich bringe dich jetzt nach Hause.« Er stellte die Flasche zurück ins Regal.
    »Ich will aba noch‘n bisschen hia bleiben.«
    »Du hattest genug Spaß, jetzt ist Schluss, Emely.«
    Aus meiner Schnute wurde ein Flunsch. »Bissu böse?«
    »Ja, sehr sogar«, sagte er. Seine Stimme klang ruhig, das machte mir am meisten Angst.
    »Ich will aba nich, dasssu böse bist.«
    »Das hättest du dir vielleicht vorher überlegen sollen.«
    »Tut mia leid.« Ich beugte mich nach vorne und ließ das Gesicht an seine Brust fallen. Ich wollte ihn ganz fest knuddeln. Er sollte nicht böse auf mich sein. Er sollte mich so lieb haben, wie ich ihn lieb hatte.
    Elyas verharrte kurz, dann umfasste er meine Schultern und schob mich von sich weg. Sein Blick erstickte mein Nachdenken über einen möglichen zweiten Versuch im Keim.
    »Komm jetzt«, sagte er.
    »Aba was ist mit Freddy?«
    »Was soll mit dem sein?«
    »Ich muss ihm noch Schüss sagn!«
    »Emely«, antwortete er und schloss kurz die Augen. »Ich bin wirklich wütend – und zusätzlich bis obenhin eifersüchtig. Also treib es nicht auf die Spitze.«
    » Du bist eifersüchtig auf Freddy ?« Hatte ich mich verhört? Es wäre dasselbe, wenn ein Elefant eifersüchtig auf den Rüssel eines Menschenmannes wäre. Ich fing an zu lachen und tätschelte ihm den Oberarm. Elyas war doch immer wieder für einen köstlichen Witz gut.
    »Ich wüsste nicht, was daran amüsant sein sollte«, sagte er. »Immerhin scheinst du jeden Fremden näher an dich heranzulassen als mich.«
    »Duhu hast mich doch gerade weggeschobn«, sagte ich mit erhobenem Zeigefinger.
    »Ja, weil ich von dir keine Umarmung will, nur weil du betrunken bist.«
    Ich schmachtete ihn an. »Manchma bissu echt süß.«
    Er seufzte. »Und dich könnte ich manchmal umbringen.«
    »Ha! Ich dich mähr, das glaub ma!«
    Elyas schüttelte langsam den Kopf. »Wie dem auch sei – lass uns den anderen noch Tschüss sagen und dann fahren wir.«
    »Aleks is doch schon weg, oda?«, fragte ich und duckte mich ein wenig. Dass ich ihr an diesem Abend noch mal über den Weg lief, musste unbedingt verhindert werden. Sie war kein Giftzwerg, sie war ein böser kleiner

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