Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Türkisgrüner Winter (German Edition)

Türkisgrüner Winter (German Edition)

Titel: Türkisgrüner Winter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
Vom Netzwerk:
während sich manch andere bereits zum zweiten oder dritten Mal Nachschlag holten. Als sich jeder schon an den Bauch fasste und bei der Nachfrage, ob er noch etwas essen möchte, den Kopf schüttelte, war immer noch die Hälfte des Topfes gefüllt.
    »Wir hätten Andy mitnehmen sollen«, sagte Sebastian an Elyas gerichtet.
    »Das stimmt. Ich glaube, meine Mutter wäre der einzige Mensch, der ihn tatsächlich satt bekommen würde.«
    Ich versteckte mich regelrecht hinter meiner Mutter, die wie eine Mauer zwischen uns fungierte. Wenn sie sich nach vorne beugte, tat ich das ebenfalls, und wenn sie sich zurücklehnte, folgte ich auch dieser Bewegung.
    Eine Weile nach dem Essen stand Alena auf, um den Tisch abzuräumen. Alex bot ihre Hilfe an und auch ich machte mich beim Wegtragen des Geschirrs nützlich, beschränkte mich dabei aber auf Teller und Besteck, die sich nicht in unmittelbarer Nähe von Elyas befanden. Als ich den ersten Schwung auf die Arbeitsfläche in der Küche stellte, machte sich Alena bereits auf den Weg, um die nächste Ladung zu holen. Dabei stieß sie fast mit Alex zusammen, die genau in diesem Moment vollbeladen zur Tür herein wollte. Mit einem erschrockenen »Huch« lächelten sie sich an und setzten ihren geplanten Gang fort.
    Alex blickte sich in der Küche um und als sie merkte, dass sie mit mir allein war, sah sie aus, als wäre sie am liebsten rückwärts wieder hinausgegangen. Mit einem kaum hörbaren Geräusch stellte sie das Geschirr ab.
    »Es tut mir leid, Emely«, sagte sie und wandte mir den Rücken zu. »Ich habe nicht gewusst, dass er kommt.«
    Ich schnaubte. »Natürlich hast du das nicht.«
    »Nein, wirklich!« Sie drehte sich zu mir um. »Er stand heute Nachmittag plötzlich vor der Tür.«
    »Heute Nachmittag?«, fragte ich. »Und die vielen Stunden danach hast du mir nicht Bescheid gesagt, weil ? Lass mich raten: Dir ist dein Handy ins Wasser gefallen, beim Haustelefonanschluss gab es eine Störung wegen eines Blitzeinschlags und die tausend Meter zu meinem Haus waren eine unüberwindbare Strecke, weil alle zwei Autos, die in der Garage stehen, nicht angesprungen sind und du dir zusätzlich deine Beine bei einem Unfall mit einer Kettensäge abgetrennt hast?«
    Mit großen Kulleraugen hob sie die Schultern. »Nein, nichts dergleichen. Aber wenn ich dir Bescheid gesagt hätte, dann wärst du nicht gekommen.«
    Eindringlich blickte ich sie an, weil es doch spätestens jetzt bei ihr Klick machen müsste.
    »Merkst du was?«, fragte ich sie. »Und genau deswegen hättest du mir Bescheid geben müssen.«
    »Ich weiß ja, es tut mir leid« Sie sah zu ihren Füßen und stieß mit der Schuhspitze leicht gegen das Bein des Küchentischs. »Ich verstehe ja auch, dass du sauer bist. Aber ihr könnt euch doch nicht ewig aus dem Weg gehen!«
    »Alex«, sagte ich und massierte mir die Schläfe. »Diese Entscheidung hättest du mir überlassen müssen. Was bringt es, wenn du mich dazu zwingst, den Abend mit ihm zu verbringen? Außer, dass du mich in eine ziemlich unangenehme Situation gebracht hast, wird sich nichts ändern.«
    Sie schob die Unterlippe nach vorne. »Aber ich hab es doch nur gut gemeint.«
    Ich schloss die Augen. »Wie sagte Kurt Tucholsky mal so schön? ›Das Gegenteil von Gut ist nicht Böse, sondern gut gemeint.‹«
    Alex schwieg darauf eine Weile.
    »Bist du mir arg böse?«, fragte sie schließlich und sah mich von unten herauf an.
    »Ich bin dir nicht böse. Aber ich hätte es einfach von dir erwartet.«
    »Entschuldigung.«
    »Tu so etwas nie wieder, Alex. Wirklich.«
    Sie nickte. »Ich verspreche es.« Kaum hatte sie zu Ende geredet, legte sie mir die Arme um den Hals und drückte mich. Ob ich mich auf dieses Versprechen verlassen konnte, würde sich noch zeigen. Als wir uns voneinander lösten, kehrte Alena zurück in die Küche.
    »Na, ihr zwei?«, sagte sie und stellte das Geschirr auf den kleinen Turm, den wir aus Tellern bereits gebaut hatten.
    »Sollen wir dir beim Abspülen helfen?«, fragte ich. Bei dem Gedanken, gleich wieder ins Esszimmer zu müssen, sträubten sich mir die Haare.
    »Ach Quatsch, das macht alles die Spülmaschine. Und selbst das hat Zeit bis morgen«, sagte sie.
    Alex schlich sich an ihre Mutter heran und zupfte an deren Klamotten. »Und?«, fragte sie. »Nun sag schon, wie findest du Sebastian? Er ist toll, oder? Du musst ihn toll finden, weil er toll ist. Also sag schon, er ist toll, oder?«
    Ich verdrehte die Augen. Das waren mir definitiv

Weitere Kostenlose Bücher