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Türkisgrüner Winter (German Edition)

Türkisgrüner Winter (German Edition)

Titel: Türkisgrüner Winter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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legte, um mich vor sich gehen zu lassen. Einzig seine Schritte hinter mir trieben mich voran und hielten mich davon ab, auf der Stelle umzudrehen und das Haus zu verlassen.
    Im Esszimmer angekommen, steuerte ich auf den großen, ovalen Tisch zu, der bereits gedeckt war. Zu dem Geruch von Essen mischte sich der von Zimt, Orangen und frischen Tannennadeln. Es roch nach Weihnachten wie jedes Jahr, nur dass dieses Mal alles anders war.
    Wieder versuchte ich Blickkontakt mit Alex herzustellen, doch weil sie den Kopf erneut abwandte, blieb es bei dem Versuch. Ich stellte die Tasche an die Wand und suchte mir wie alle anderen einen Platz am Tisch. An den kurzen Seiten saßen sich jedes Jahr Alena und Ingo gegenüber, an den langen Seiten standen jeweils drei Stühle. Das laute Gemurmel im Raum rückte für mich in den Hintergrund und die Wahl des Stuhls, mit dem ich am weitesten von Elyas weg sitzen würde, in den Vordergrund. Mein Dad ließ sich zu Ingos Rechten nieder, daneben folgte Alex und danach ein leerer Stuhl, der bestimmt für Sebastian gedacht war.
    »Setzt du dich dort hin?«, fragte ich meine Mutter und deutete auf den mittleren Stuhl, direkt gegenüber von Alex. Zu meinem Glück wunderte sie sich nicht über die Frage und suchte sich genau diesen Platz. Ich setzte mich rechts von ihr.
    »Komm du doch an meine linke Seite, Elyas, wir haben uns so lange nicht mehr gesehen«, sagte sie. Als ich hörte, wie er den Stuhl verrückte und ihr Angebot annahm, atmete ich tief durch. Zwar saß er nicht weit entfernt von mir, aber wenigstens war er weder in meinem Blickfeld noch ich in seinem. Wie ich den ganzen Abend durchstehen sollte, wusste ich trotzdem nicht. Als Ingo nach Getränken fragte, bat ich ihn um einen Wein.
    Alena war wieder in der Küche verschwunden und als sie zurückkehrte, trug sie nicht nur einen großen Topf in den Händen, sondern hatte auch Sebastian im Schlepptau, der ihr mit zwei Schüsseln Salat folgte.
    Ob es eine Möglichkeit gab, die Feier frühzeitig zu verlassen? Kopfschmerzen vortäuschen oder gar Übelkeit? Beides wäre nicht mal gelogen, hätte aber den faden Beigeschmack von schlechten Ausreden. Ich überlegte weiter, doch der zündende Funke wollte nicht kommen.
    Nachdem Alena und Sebastian das Essen auf den Tisch gestellt hatten, beugte sich Letzterer zu seiner Freundin und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.
    Ich spürte den Ellenbogen meiner Mutter in der Seite. »Ist das Alex‘ Freund?«, fragte sie. Da die Lautstärke bis hinüber auf die andere Seite des Tisches reichte, beantwortete Alex diese Frage kurzerhand selbst. »Ja, Carla«, sagte sie mit einen Lächeln in Richtung Sebastian. »Das ist mein zukünftiger Mann. Darf ich vorstellen? Sebastian.«
    Meine Mutter reichte ihm die Hand. »Angenehm, ich bin Emelys Mutter. Du kannst mich gerne Carla nennen.«
    »Danke schön. Ich freue mich«, sagte Sebastian und blickte danach zu mir. »Hallo, Emely. Alles gut?«
    »Alles gut«, entgegnete ich, ohne ihm direkt in die Augen zu sehen.
    »Wenn alle da sind, können wir ja mit dem Essen anfangen, oder?« Mit diesen Worten nahm Alena den Deckel von dem großen Topf. Der Auflauf roch köstlich und jeder langte ordentlich zu, nur ich wusste nicht, wie ich auch nur einen einzigen Bissen hinunter bekommen sollte. Weil aber jeder mit seinem eigenen Teller beschäftigt war, fiel zum Glück meine vergleichsweise geringe Portion nicht sonderlich auf.
    Während des Essens wurde viel gesprochen und gelacht, und auch wenn ich keinem einzigen Gespräch lauschte, lachte ich sicherheitshalber an den Stellen mit, an denen alle es taten.
    »Schmeckt es dir nicht, Emely?«
    Ich blickte auf und sah in das Gesicht von Alena. »Doch, doch, natürlich. Es schmeckt wunderbar wie immer.«
    »Aber du hast kaum etwas gegessen. Keinen Hunger?«
    »Ich habe heute viele Plätzchen genascht«, antwortete ich und rang mir ein Lächeln ab. »Außerdem kennst du mich, ich warte auf den Nachtisch.«
    »Auf den rentiert es sich tatsächlich zu warten. Es gibt Schokomousse mit roten Früchten. Von niemand anderem als meinem zukünftigen Schwiegersohn.« Bei dem letzten Satz sah sie zu Sebastian, der unser kleines Gespräch mitbekommen und die Augen auf mich gerichtet hatte. Er saß mir direkt gegenüber.
    »Oh, na dann bin ich mal gespannt«, sagte ich mit dem immer noch gezwungenen Lächeln, bevor ich den Blick schnell wieder auf meinen Teller sinken ließ. Ich belud die Gabel und zwang den letzten Bissen hinunter,

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