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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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beachtet nicht die, die euch missfallen«, erklärt er ruhig. Dann greift er in die Saiten.
     
    Hoch oben auf den Bergen,
    wo Männer nie sich hinwagen,
    stellten die Engel Wachen auf
    in Eis und in Schnee.
    Die Wachen sind Frauen
    mit Klingen aus Stahl,
    und ihre Herzen
    sind kälter noch als das Eis.
     
    Hoch oben auf den Bergen,
    wo Bäume nicht mehr wachsen,
    die Sonne nur selten scheint
    und auch Bäche nicht fließen.
    Aus den Felsen der Westhörner
    die Garde erscheint.
    Ihre Klingen sind Feuer,
    die schneiden ins Mark.
     
    Verwundet lassen sie dich zurück
    - im Eis, voller Blut,
    dass niemand dich findet,
    bis alt sind die Berge.
    Sie sprengen die Felsen,
    Schnee fällt hinab -
    und die Wächter der Berge
    werden halten die Feste.
     
    Ihre Feste wird bleiben, mein Lieb,
    bis weiß die gesamte Welt,
    bis vergessen die Legende
    von den Dämonen des Lichts,
    bis begraben sind meine Lieder
    in der Tiefe der Nacht
    und alle jungen Männer
    sich scheuen vor eisigen Gipfeln.
     
    Hoch oben auf den Bergen,
    wohin Männer nie sich wagen,
    stellten die Engel Wachen auf
    in Eis und ew’gem Schnee.
    Und dort werden sie bleiben, mein Lieb,
    bis weiß die gesamte Welt,
    bis vergessen die Legende
    von den Dämonen des Lichts.
     
    Bis begraben sind meine Lieder
    in der Tiefe der Nacht,
    und keiner der jungen Männer
    sich hinaufwagt in eisige Höh’n
    Und keiner der jungen Männer
    sich hinaufwagt in eisige Höh’n.
     
    Schweigen herrscht, als Creslin das Lied beendet hat. Die Töne waren Silber gewesen, nur ganz selten ein Hauch von Kupfer.
    Statt etwas zu sagen, greift Creslin wieder in die Saiten und setzt erneut an.
     
    … weiß war die Farbe meiner Liebe,
    so hell und weiß, einer Taube gleich,
    und weiß war er,
    so hell wie auch sie,
    der mir mein Lieb entführt’ …
     
    Dann legt er eine Pause ein und dehnt seine Finger, da sie wegen der mangelnden Übung bereits leicht weh tun. Er hofft, dass er sich an die richtigen Worte erinnert hat.
    »Noch ein Lied!«
    Die Bitte kam geflüstert, doch war sie trotz der Brise hörbar. Er setzt sich wieder auf seinen Schemel.
     
    … sing ein Lied von gold’nen Münzen
    und der Vögel frohem Zwitschern,
    wie der Sänger sich nach Lieb’ verzehrt
    und hinausschreit seine Liebesworte …
     
    Endlich lächeln einige, als er das alberne Liedchen beendet hat, das er vor so langer Zeit lernte. Allerdings wirkt die Garde von Westwind recht kühl. Creslin denkt kurz nach, dann fährt er fort.
     
    Frag nicht, was ein Mann ist,
    dass nur nach Schmeicheleien er strebe
    oder seine Seele dem Wunsch der Frau sich
    stets ergebe … Schließlich ist er nur ein Mann.
     
    Frag nicht, wie ein Mann sein sollte,
    dass er die Klinge gleich einem Fächer trägt
    und nur das sieht, was seine Herzensdame
    verlangt. Schließlich ist er nur ein Mann …
     
    Er betont einzelne Worte besonders und wird vom zynischen Lächeln der Soldaten Montgrens belohnt. Auch einige Frauen Westwinds lachen kurz auf.
    Die Finger tun ihm weh, doch er braucht noch ein oder zwei Lieder. Zuvor muss er aber etwas trinken. Suchend blickt er umher. Megaera bringt ihm ein kleines Glas mit Rotbeerensaft. Sie wirkt sehr blass, beinahe weiß.
    »Fühlst du dich nicht wohl?« fragt er besorgt.
    »Doch, bestens, danke. Ich dachte nur, du hättest Durst.« Schnell begibt sie sich zurück auf ihren Platz neben Shierra.
    Creslin trinkt das Glas aus. Immer noch herrscht Schweigen. Dann beginnt er aufs Neue.
     
    … von den längst verlor’nen himmlischen Gefilden
    bis zu Westwinds eisiger Feste
    werden wir stets die Klingen schwingen,
    denn Ehre ist für uns das Höchste!
     
    Beinahe verspielt er sich, als die Garde in den Gesang einstimmt.
    Am Ende wendet er sich zur Gruppe Montgrens. »Ich würde eure Lieder auch singen, doch muss ich gestehen, dass ich das Herzogtum verlassen musste, ehe ich auch nur eins lernen konnte. Kann jemand mir helfen?«
    Langsam erhebt sich ein dunkelhaariger Mann. Es ist Thoirkel. »Herr, ich weiß nicht, wie gut ich singe …«
    Seine Kameraden lachen.
    »… aber ich kenne mehrere Lieder.«
    Ein Blick in die Gesichter Westwinds verrät Creslin, dass zumindest ein Teil der Feindseligkeit geschwunden ist. Diese beiden Gruppen zusammenzuschmieden wird lange dauern und schwierig werden.
     
    … der Herzog ging auf die Jagd, auf die Jagd er ging …
     
    Thoirkel singt etwas falsch, doch Creslin hat die Grundmelodie schnell erfasst. Schon bald erschallen viele Stimmen im Chor.
    Nach

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