Türme Der Dämmerung
wegen der großen Flotte keine Sorgen mehr zu machen.«
Verblüfft schauen alle die Rothaarige an. Creslin lässt die Hand sinken.
»Warum nicht?«
»… verrückt …«
»Ganz einfach«, erklärt Megaera. »Alle Schiffe der Weißen Magier und ihrer Verbündeten aus Candar sind dort. Die verborgenen Flotten sind Schiffe aus den Herzogtümern Nordlas, aus Brista, Hamor, Austra und sogar Südwind. Nur wenn sie Erfolg haben, wird die Weiße Flotte landen und den Sieg für sich beanspruchen. Sollten sie untergehen, werden die Weißen Magier verkünden, wir seien der Schrecken der Welt, und alle möglichen Entschuldigungen vorbringen. Aber sie haben ihre Flotte noch.«
Shierra nickt langsam. »Bist du sicher?«
»Nicht ganz. Aber für gewöhnlich lassen sie andere für sich kämpfen.«
»… Männer …«
Creslin und Hyel schenken Shierras leiser Bemerkung keine Beachtung. Klerris studiert die Karte.
Auch Creslin wendet sich der Karte zu. »Hier dürften die nördlichsten Schiffe landen. Meiner Meinung nach solltet ihr alle Truppen dort aufstellen, nur nicht die Reservetruppen, die für die Feste bestimmt sind.«
»Ich finde, hier sollten mehr sein.« Shierra ist zur Karte getreten. »Hyel sollte hier mit den Reservetruppen warten, falls die Weiße Flotte es sich anders überlegt.«
Hyel öffnet den Mund, schließt ihn jedoch wieder.
»Gibt es noch etwas, das ihr wissen müsst?« fragt Creslin.
»Geh nicht zu gnädig mit den Soldaten um«, meint Shierra. »Mir ist es einerlei, wenn alle ertrinken.«
Lydya hebt die Brauen, als die ehemalige Führerin der Garde von Westwind zur Tür tritt. Hyel zuckt die Achseln und folgt ihr.
»Wann beginnen wir?« fragt Megaera.
»Jetzt«, antwortet Creslin. »Wir können die Winde allmählich holen.«
»Vielleicht auf unsere Veranda«, schlägt Klerris vor.
Megaera lächelt, und Creslin nickt. Klerris bietet ihnen seinen Schutz gegen Chaos an.
»Dann sollten wir uns sputen.«
Lydya ist vorausgeeilt. Die drei gehen durch den noch sonnigen Morgen zu Klerris’ Haus. Creslin schickt seine Gedanken nach Westen zu den hohen Winden.
Auf der Veranda stehen zwei Holzsessel mit Kissen, auf dem Tisch dazwischen ein Keramikkrug mit Rotbeerensaft und ein Teller mit Brot, Käse und Birnenäpfeln.
»Ihr solltet etwas essen«, meint Lydya.
»Haben wir denn Zeit?«
»Ein wenig«, erklärt Klerris.
Creslin isst zwei Scheiben Brot, einen Birnenapfel und spült mit zwei Gläsern Saft nach. Megaera trinkt nur ein halbes Glas Saft.
Lydya wirft Megaera einen fragenden Blick zu. Diese schüttelt kaum merklich den Kopf.
… nein …
»Was ist?« fragt Creslin.
»Später. Nicht so dringlich wie die Schiffe.« Megaera setzt sich zurecht. »Du arbeitest mit denen am weitesten im Süden.«
Creslin nickt und schickt seine Gedanken nach Süden zu den sieben schlanken Kriegsschonern mit dem blauen Turm der Flagge Bristas und zerrt an den in der Höhe wirbelnden Winden.
Seine Gedanken schlüpfen in den Schild hinein, den die Weißen Magier errichtet haben, um die Schiffe unsichtbar zu machen. Doch kaum verschwinden die wabernden Schlieren, legt sich ein weißer Nebel über die Schiffe, der seinen Verstand so blendet, dass er nur noch die brennende Weiße spürt.
Mit grimmigem Lächeln schickt er die Winde gegen die Schiffe. Um sie auf den Strand im Osten zu jagen, braucht er sie nicht zu sehen. Er spürt Megaeras sanftere Berührungen, als sie die Winde gegen einen anderen Sichtschild einsetzt.
Creslin greift zu den starken Winden, die er seit der Zerstörung der hamorischen Flotte nicht mehr gerufen hat. Wieder schlagen sie zurück, doch diesmal sitzt er und kann ihre Wucht leichter aushalten.
Der allzu vertraute Grauschleier legt sich über die Sonne, und die beiden Türme der Dunkelheit ragen zum Himmel empor. Einer der Türme wirkt etwas gedrungener und elementarer.
Creslin hält seine Aufmerksamkeit weit von dem weißen Nebel entfernt, gegen den er Sturm und Wellen einsetzt, um die Schoner unerbittlich auf den Strand zuzutreiben, wo sich plötzlich hohe Schaumkronen auftürmen. Als er sich zurückzieht, hat sich der weiße Nebel im Regen aufgelöst. Nur eine Handvoll Gestalten kämpfen zwischen Balken in der schäumenden Gischt der Brandung um ihr Leben.
Lydya drängt ihnen noch ein Stück Brot und einen Schluck Saft auf.
Creslin blickt zu Megaera. Schweiß strömt über ihr Gesicht und die Augen, die nichts sehen. Ihre Spannung überträgt sich auf ihn. Schnell lässt er seine
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