Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
schneller nach Osten bringt als seine Beine. »Erzähl mir etwas über Gallos.«
    Hylin lächelt. »Wir reiten nach Fenard. Man hat mir gesagt, die Stadt wäre nach dem großen König Fenardre benannt. Die Geschichtenerzähler behaupten, er sei es gewesen, der die Legionen des Westens zurückgeschlagen habe. Sein Königreich hat als erstes die Tyrannei der Legende nicht geschluckt. Fenard liegt auf einer Hochebene, beschützt von zwei Mauern. Die niedrigere Mauer ist mehr als zehnmal so hoch wie ein Mann …«

 
XXII
     
    D ie Kutsche rumpelt auf der Hauptstraße nach Norden, von Bleyans durch Suthya zum Hafen Rulyarth.
    Megaera blickt auf die weiße Lederschatulle, in der der Spiegel steckt. Dann schüttelt sie den Kopf. Warum dreht sich ihr der Magen um, wenn sie den Spiegel benutzt? Hat es etwas mit dem Lebensband zu tun? Sie bemüht sich, das vertraute Gefühl der Weiße heraufzubeschwören. Ihre Handgelenke prickeln, obgleich die Eisenbänder entfernt sind.
    Bis jetzt ist es ihr dreimal gelungen, ihre Seele zu dem silberhaarigen jungen Mann hinauszuschicken. Am gestrigen Abend berührte sie sogar seinen Verstand, von ihrer Herberge zu seiner. Sie presst die Lippen zusammen. »Männer, selbst die unschuldigsten, sind gewalttätige wilde Tiere, auch in Gedanken.«
    Sie blickt auf die langen Ärmel, die die Narben verdecken. Ihr ist ein wenig schwindlig. Ist es Einbildung? Gibt es einen Grund, warum sich ihr Kopf zuweilen dreht, wie die Winde, die sie spüren, jedoch nicht berühren kann?
    »Nein! Warum er und nicht ich?«
    »Fühlen Sie sich auch wohl, hohe Dame?« Der Wächter blickt durchs offene Kutschenfenster.
    »Zum Teufel mit der Legende …« Megaera funkelt den Soldaten an. Ihre Augen sprühen weiße Funken.
    Der Mann zuckt zurück, ehe kleine Flämmchen durch das Fenster hinausfliegen.
    Megaera spitzt die Lippen und lauscht angestrengt, um zu hören, was der Kutscher und der Wächter reden.
    »… Vorsicht … die Tyrannin hat dich gewarnt …«
    »… bin verdammt froh, wenn wir in Rulyarth sind … verdammt froh …«
    »Sieh es mal so, Kumpel. Falls uns jemand aufhalten will, wird er sein blaues Wunder erleben. Ha!«
    »… je früher sie nach Osten verschwindet, wohin sie gehört, desto besser …«
    »Bleib ruhig! Sei froh, dass du ihren Freund nicht aufspüren musst. Angeblich ist er noch viel schlimmer.«
    »Er ist nicht mein Freund!« zischt Megaera durch die Zähne. »Schwester, ich verfluche dich!« Dennoch rollen Tränen über ihre Wangen, da sie sich erinnert, wie sie beide sich als kleine Mädchen im Hof gejagt haben. Damals war es ein Spiel gewesen.

 
XXIII
     
    D as Echo der Hufe bricht sich an den Felswänden. Creslin blickt nach vorn, wo sich die Schlucht erweitert und die Schatten auf die letzte Felsenbastion der Westhörner fallen.
    Vor ihm greift Hylin nach dem Schwertgriff und beugt sich vor, als erwarte er, etwas zu hören.
    Creslin wundert sich, warum der Söldner so besorgt zu sein scheint. Nach drei Tagen auf sich dahinschlängelnden Bergpfaden erreichen sie jetzt bald die hügeligen Ebenen von Gallos. Aber Hylin verfügt über mehr Erfahrung als er. Creslin sammelt die Sinne und schickt sie in die Winde, besonders zu denen, die um die Biegung hinaus auf die Ebene wehen.
    Die Anstrengung bildet Schweiß auf seiner Stirn, er schwankt etwas im Sattel. Doch nach einer halben Meile richtet er sich wieder gerade auf.
    »Hylin …« Seine Stimme klingt rau, da seine Kehle ausgetrocknet ist. »Dort unten, hinter der Felsschulter, warten zwei Männer.«
    Blitzschnell reißt Hylin das Schwert heraus und richtet es auf Creslin. »Du hast gesagt, du seiest nie so weit gekommen.«
    »Bin ich auch nicht. Aber ich weiß, dass sie da sind.«
    Hylin mustert ihn scharf. »Woher weißt du das? Verdammt!«
    Creslin zuckt die Achseln. »Manchmal … spüre ich, wo Menschen sind … . wenn Winde sie umwehen. Das hat mir auch Ärger eingebracht.« Sein Magen verkrampft sich bei dieser Teillüge. Wird er immer Schmerzen haben, wenn er lügt oder nur einen Teil der Wahrheit sagt?
    Hylin hat das Schwert gesenkt. Er reitet zum Wagen.
    »… verdammte Zauberei …«
    »… lass es ihn tun …«
    »Creslin, kannst du mit einem Bogen umgehen?«
    »Nicht so gut wie mit dem Schwert«, gibt der Jüngling mit den Silberhaaren zu. »Doch für gewöhnlich treffe ich das Ziel.«
    Hylin hält einen Bogen hoch, eine Art kurzen Langbogen. »Wenn du weißt, wo diese Banditen – oder was immer sie sein mögen –

Weitere Kostenlose Bücher