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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Certis durchschlagen. Irgendwie muss er Montgren erreichen.
    Er holt mehrmals tief Luft und bemüht sich, ruhig zu bleiben, bis es dunkel wird und die Aaskrähen nicht so scharf sehen können.

 
XLIII
     
    G ebeugt schleppt sich eine Gestalt auf der Lehmstraße dahin. Die Lumpen, die den Wanderer bedecken, sind einigermaßen sauber. Ein Lappen schützt ein Auge, in der Hand hält er einen kräftigen krummen Wanderstab. Wieder fragt Creslin sich, warum er so lange braucht, um die Ebenen von Certis ein zweites Mal zu durchqueren.
    »Weil du kein Pferd hast, kein Geld …«
    Warum marschiert er über diese Ebene nach Osten? Warum zurück in Richtung der Magier, die ihn zweifellos entweder tot oder geistig verwirrt sehen wollen?
    »Weil er das Gefühl hat, dass es richtig ist?« Er führt Selbstgespräche, da niemand da ist, mit dem er reden könnte. »Hast du das Gefühl, dass es richtig ist, deinen Hals zu riskieren?«
    Die Winde führen ihn nicht zu den Weißen Magiern, sondern entlang einer äußerst schwachen Spur, zu schwach für Weiß oder Schwarz, einer Spur, die sich beide teilen.
    Ein Wagen nähert sich. Bittend hebt er die Hand. Ein Kupferling rollt zu ihm, doch der Mann und die Frau auf dem Wagen würdigen ihn keines Blickes. Creslin hebt die Münze auf und steckt sie ein. Dann richtet er sich auf und marschiert weiter.

 
    XLIV
     
    » N ein!« Eine dunkelhaarige junge Frau taumelt durch die Seitentür, erreicht jedoch nur die zweite Stufe, als eine Hand sie von hinten packt. Ihre bereits zerrissene Bluse fällt zurück und enthüllt die üppigen Brüste und blaue Flecken an der Schulter.
    »Du wirst keinen guten Wein mehr verschütten, du Luder!« Der dünne Mann mit der Narbe auf der Wange stößt die junge Frau in Richtung der mit Unrat gefüllten Gosse.
    »Werde ich nicht. Ich werde vorsichtig sein. Bitte!«
    Zwei heruntergekommene Kerle schauen grinsend zu. Auf der Schwelle des Hauses gegenüber steht eine Magd mit Häubchen. Sie huscht schnell ins Haus.
    »Nein! Nein!«
    Der Wirt hebt die Hand, hält jedoch inne, als er Pferde hört.
    Die rothaarige Frau im Sattel zügelt das Pferd.
    »Bitte, Herrin, helft mir!«
    »Nur zu, rettet sie!« ruft der Wirt, unverschämt grinsend. »Sie ist eine nichtsnutzige Schlampe. Schüttet Wein auf zahlende Gäste. Guten Wein aus Suthya.«
    Die arme junge Frau richtet sich auf. »Sie verlangten nach mehr als Wein …«
    Zwei Pferde mit Söldnern aus Spidlar halten zehn Ellen hinter der Rothaarigen.
    »Warum sollte ich dich retten?« Die tiefe Stimme der Rothaarigen klingt kühl.
    Die junge Frau schwankt. »Wenn Euer Gnaden …« Sie schüttelt den Kopf und schlägt die Augen zu Boden. Ihre Augen sind rotgerändert.
    »Ah, betteln willst du nicht.«
    »So ist sie. Hält sich für was Besseres als alle anderen«, sagt der Wirt anklagend. Er lässt die Schulter der jungen Frau nicht los.
    »Weil sie sich nicht von Männern betatschen lassen will?« Die Stimme der Rothaarigen klingt jetzt scharf.
    »Gäste erwarten eine freundliche Bedienung.«
    Die Rothaarige blickt auf die blauen Flecke und den Striemen auf der bloßen Schulter, dann auf den Wirt. »Und du erwartest, dass sie sehr freundlich bedient, ja?«
    »Geschäft ist Geschäft«, erklärt der Wirt. »Außerdem war sie gut, als sie anfing.«
    Die Schankmaid hält den Kopf hoch und blickt auf die beiden Söldner in Blau. Tränen quellen aus ihren Augen. Sie wischt sie nicht ab.
    »Lass sie los!« befielt die Rothaarige ruhig.
    »Und wer zahlt die Ablösung?« fragt der Wirt.
    »Das war nie …« Die dunkelhaarige junge Frau bricht ab, als sie den Blick der Rothaarigen auffängt.
    »Ich bezweifle, dass die Gesetze des Herzogs gestatten, Kinder für die Schulden der Eltern verantwortlich zu machen.«
    Der Wirt öffnet den Mund, schließt ihn jedoch wieder.
    »Doch hier!« Die Frau im Sattel wirft ihm eine Goldmünze zu. »Das ist mehr, als du verdienst.«
    Der Wirt lässt die Schankmaid los, um die Münze aufzuheben. Dann schaut er zu den beiden Söldnern.
    »Wage nicht, das zu denken«, warnt ihn die Rothaarige. »Der Vetter wird dich einen Kopf kürzer machen.«
    »Vetter?« Der Wirt begreift nicht.
    »Korweil. Der Herzog.«
    Der Wirt wird blass.
    »So nehmt sie schon, und alles ist erledigt.«
    »Nein.«
    Der Wirt weicht einen Schritt zurück.
    Licht strömt aus den Fingerspitzen der Rothaarigen.
    »Frauen sind keine Ware.« Ein Feuerball zischt am rechten Ohr des Wirts vorbei.
    »Daran wirst du dich erinnern,

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