Türme strahlen den Tod
Fuß.
Höher kletterte er hinauf, immer höher. Die Kälte peinigte seinen ungeschützten Körper, und alles Gefühl wich aus seinen Fingern, als er sich an den eiskalten Metallstreben festkrallte. Es fing schon an, dunkel zu werden.
Die Wachmannschaften hatten sich bei einer der Holzbaracken zusammengezogen. Ihre Feuerkraft, nun zusammengefaßt unter einheitlichem Kommando, war trotz aller Ausfälle noch immer beachtlich. Die Scharfschützen zielten auf alles, was sich in der näheren Umgebung des Turmes bewegte.
Eine Ewigkeit schien es zu dauern, und doch waren nur Minuten vergangen, als er die Spitze des Turmes erreichte. Mit letzter Kraft zog er sich mühsam über die Kante der flachen Plattform und taumelte in die mit matter Farbe angestrichene Halbkugel hinein. Seine Augen blitzten auf, als er die eckigen Umrisse des abgedeckten und verschlossenen Gerätes erkannte.
Es war eine automatische Anlage, fest verschlossen und versiegelt und offenbar durch Funkwellen gesteuert. Auf der einen Seite befand sich eine Reihe kleiner Zeiger unter kreisrunden Glasscheiben. In der tiefen Dämmerung starrte Altair auf die weißen Scheiben. Aber er konnte nichts erkennen. Da riß er ein Streichholz aus der Tasche, zündete es an und versuchte abzulesen, was die kleinen Zeiger ihm zu verraten hatten.
Tiefe Furchen zogen sich über seine hohe Stirn, während er nachdenklich auf das Armaturenbrett starrte und krampfhaft versuchte, sich daran zu erinnern, wo er solche Ziffern zum letztenmal gelesen hatte. Das Streichholz war heruntergebrannt, er ließ das Hölzchen fallen und riß ein anderes an. Neben der Schiebetür erkannte er einen Schalter. Altair legte den Schalter um, und grelles Licht riß das seltsame Gerät aus der Finsternis.
Geschäftig machte er sich ans Werk.
Es war unmöglich, ohne Spezialgeräte die feste Haube von dem Gerät abzunehmen. Es gelang ihm aber, eine kleine Metallscheibe zu entfernen, indem er mit dem Kolben seiner Pistole daran herumhämmerte und die festen, unnachgiebigen Siegel einfach zerschoß. Vorsichtig schob er das Stück der Metallscheibe beiseite und blickte in das Innere des Apparates, in eine unübersehbare Ansammlung von Schaltungen, Röhren, Spulen und Drähten. Aber Altair war Ingenieur, der sich auf Strahlungsgeräte verstand. Lächelnd stellte er fest, daß ihm einige Teile der Anlage auf den ersten Blick ihr Geheimnis verrieten.
Aufmerksam und gespannt stellte er sich vor, wie der Strom durch dieses raffinierte System floß. In Gedanken folgte er ihm auf seinem Wege durch Röhren und Gleichrichter, Relais und über Kristalle aus reinstem Quarz.
Plötzlich klang das scharfe Klicken von Metall durch den kleinen Raum. Erschrocken fuhr er auf – und starrte geradewegs in die drohende Mündung einer Pistole.
Blitzschnell warf er sich zur Seite, rollte über den Boden und im gleichen Augenblick knallte auch schon der Schuß. Das Geschoß traf den metallenen Fußboden und explodierte. Verzweifelt tastete Altair nach seiner eigenen Waffe. Ganz dicht preßte er sich hinter die kantige Maschine und lauschte auf das schwere, geräuschvolle Keuchen des Mannes, der plötzlich in der Kuppel aufgetaucht war. Ganz vorsichtig und kaum hörbar bewegte er sich, die Pistole jetzt schußbereit in der Hand. Er versuchte, sich vorzustellen, was der Mann jetzt tat.
Ein leises Kratzen hallte von der metallenen Kuppel wider, und dann fiel etwas mit scharfem, hartem Klicken zu Boden. Da war etwas! Hinter ihm mußte es sein! Er fuhr herum, warf sich gleichzeitig zur Seite, und zwei Pistolen krachten im selben Augenblick.
Irgend etwas traf die Pistole in seiner Hand. Verzweifelt sprang Altair vorwärts und griff nach der Waffe des anderen Mannes. Es gelang ihm, sie an sich zu reißen. Er schwang sie hoch und schlug sie gegen das Kinn des Angreifers.
Der Breitschultrige, ein Polizist, ging nicht zu Boden. Er keuchte und stöhnte, versuchte, den schlanken Mann zu umfangen und an seine breite Brust zu drücken. Verzweifelt stieß Altair mit dem Knie nach oben, drehte den Kopf, um seine Augen vor den kräftigen Fingern des starken Angreifers zu schützen, und stürzte dann zusammen mit dem Gegner zu Boden. Es war ein Kampf auf Leben und Tod.
Vor Schmerz und Erschöpfung wurde Altair übel und der Schweiß rann in Strömen über Gesicht und Hals.
Der Polizist lachte auf.
Er erhob sich, holte mit dem Fuß aus und traf mit seinem Stiefel die Seite des jungen Mannes. Altair krümmte sich. Aber noch war es
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