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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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Flüssigkeit mit einer großzügigen Menge Currypulver versehen. Dazu gab es kleine weiße Objekte als Beilage, vergleichbar geschälten Gewürzgurken. Cal und Mr Jerome warteten nicht länger und machten sich direkt über die Suppe her, die sie laut schnaufend und schmatzend in sich hineinschaufelten. Dabei schlabberten sie einen Teil der Flüssigkeit auf ihre Kleidung, was die beiden jedoch schlicht ignorierten. Die Sinfonie aus Schlürfen und lautem Schlucken erreichte eine solche Lautstärke, dass Will nicht anders konnte, als sie absolut ungläubig anzustarren.
    Schließlich nahm er seinen Löffel und wollte gerade zaghaft von der Suppe kosten, als er aus den Augenwinkeln sah, wie eines der weißen Objekte auf seinem Beilagenteller plötzlich zuckte. In der Annahme, dass er sich das eingebildet hatte, schüttete Will die Suppe in den Teller zurück und rollte das weiße Etwas mit dem Löffel hin und her.
    Entgeistert stellte er fest, dass sich auf der Unterseite eine Reihe winziger dunkelbrauner Beine befand, die sorgfältig unter den Rumpf gefaltet waren. Es musste irgendeine Art Made sein! Fassungslos richtete er sich auf und beobachtete mit Grausen, wie die Larve den Rücken krümmte und die winzigen spitzen Beinchen in einer Art La-Ola-Welle beugte und streckte, als wolle sie ihn grüßen.
    Zunächst dachte Will, dass die Made versehentlich auf seinem Teller gelandet war; deshalb warf er einen Blick auf die Beilagenteller von Mr Jerome und Cal und fragte sich, ob er etwas sagen sollte. Doch in diesem Moment nahm Cal eines der weißen Dinger von seinem Teller, biss kräftig hinein und kaute herzhaft darauf herum. Die verbliebene Hälfte der Made zuckte und zappelte zwischen Cals Daumen und Zeigefinger und sonderte eine klare Flüssigkeit ab, die ihm über die Fingerspitzen triefte.
    Will spürte, wie sich ihm der Magen umdrehte. Er ließ seinen Löffel mit einem derartigen Krachen auf den Suppenteller fallen, dass der Diener hereingestürzt kam – und sofort auf dem Absatz kehrtmachte, als er feststellte, dass man nicht nach ihm gerufen hatte. Während Will gegen die Übelkeit ankämpfte, bemerkte er, dass Cals Vater ihn geradewegs ansah. Mr Jerome starrte ihn mit einem solch hasserfüllten Blick an, dass Will sofort die Augen abwandte. Dagegen konzentrierte Cal sich völlig darauf, seine noch immer zuckende Made zu verputzen, die er von den Fingern in den Mund sog, als verschlinge er eine besonders dicke Spaghetti.
    Will erschauderte und konnte sich beim besten Willen nicht mehr dazu bringen, seine Suppe auszulöffeln. Also saß er einfach nur da und fühlte sich ziemlich entmutigt und deplatziert, bis der Diener die Suppenteller wieder mitnahm. Dann wurde das Hauptgericht serviert, ein mit Soße begossener Brei undefinierbarer Art. Argwöhnisch stocherte Will in seinem Essen herum, um sicherzugehen, dass nichts auf seinem Teller noch lebte. Da der Brei relativ harmlos schien, nahm er lustlos einen Löffel und zitterte innerlich bei jedem Bissen, während seine Tischgenossen ihr Schmatz-und-Schlürf-Konzert wieder anstimmten.
    Obwohl Mr Jerome während des gesamten Abendessens kein einziges Wort mit Will wechselte, strahlte er einen grenzenlosen Groll gegen ihn aus. Will hatte keine Ahnung, woher diese Abneigung stammte, fragte sich aber allmählich, ob dieses Verhalten möglicherweise mit seiner richtigen Mutter zusammenhing, der Person, über die anscheinend niemand reden wollte. Oder verachtete Mr Jerome vielleicht alle Übergrundler? Was auch immer die Ursache sein mochte: Will wünschte sich, der Mann würde etwas sagen, irgendetwas, nur um die bedrückende Stille zu beenden. Er schloss aus Mr Jeromes Verhalten, dass er wohl kaum etwas Freundliches von sich geben würde. Aber darauf war er vorbereitet; er wollte einfach nur, dass sie es endlich hinter sich brachten. Will begann zu schwitzen und versuchte, den gestärkten Kragen seines neuen Hemdes ein wenig zu lockern, indem er einen Finger zwischen Hals und Kragen schob. Es kam Will so vor, als würde sich der Raum mit einer eiskalten Gallertmasse füllen, die ihn zu ersticken drohte.
    Er wurde erst erlöst, als Mr Jerome seinen Teller beiseiteschob, ein Glas trübes Wasser hinunterstürzte und abrupt aufstand. Er faltete seine Serviette doppelt, ließ sie auf den Tisch fallen und marschierte zur Tür, die er in genau dem Augenblick erreichte, als der Diener mit einer Kupferschale in den Händen das Esszimmer betrat. Zu Wills Entsetzen stieß Cals

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