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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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Vater den armen Teufel rüde zur Seite. Der taumelte daraufhin gegen die Wand und versuchte verzweifelt, das Gleichgewicht zu halten, doch die Äpfel und Orangen aus der Schale kugelten zu Boden und rollten unter den Tisch.
    Der Diener gab keinen Muckser von sich, so als sei Mr Jeromes Benehmen vollkommen normal. Will bemerkte eine blutige Schnittwunde an der Lippe des unglückseligen Mannes, der nun auf dem Boden herumkroch und die Früchte wieder einsammelte.
    Im Gegensatz zu Cal, der den Vorfall vollkommen zu ignorieren schien, war Will wie vom Donner gerührt und sah dem Mann zu, bis dieser das Esszimmer verließ. Schließlich kam er zu dem Schluss, dass er in diesem Moment nichts für ihn tun konnte, und wandte seine Aufmerksamkeit der Schale mit dem frischen Obst zu. Neben den Äpfeln und Orangen entdeckte er auch Bananen, Birnen und sogar ein paar Feigen. Er bediente sich aus der Schale und war dankbar, dass nach den ersten beiden Gängen endlich etwas Vertrautes auf dem Tisch stand.
    In diesem Moment wurde die Haustür mit solcher Wucht zugeschlagen, dass die Flügelfenster in ihren Rahmen erbebten. Will und Cal hörten, wie Mr Jeromes Schritte sich auf dem Weg vor dem Haus entfernten. Nach einer Weile brach Will das Schweigen.
    »Er scheint mich nicht besonders zu mögen, oder?«
    Cal schüttelte den Kopf, während er eine Orange schälte.
    »Aber warum …?«, setzte Will an, unterbrach sich aber, als der Diener zurückkehrte und sich dienstbeflissen hinter Cals Stuhl postierte.
    »Du kannst gehen«, blaffte Cal, ohne den Mann eines Blickes zu würdigen, woraufhin dieser aus dem Zimmer schlich.
    »Wer war das?«, fragte Will.
    »Ach, das ist nur Watkins.«
    Will schwieg einen Moment und hakte dann nach: »Wie war noch mal der Name des Mannes?«
    »Watkins … Terry Watkins.«
    Will wiederholte den Namen ein paarmal leise. »Ich bin mir sicher, dass ich den schon mal gehört habe.« Obwohl er nicht sagen konnte, wieso, löste der Name ein ungutes Gefühl in ihm aus.
    Während Cal ungerührt seine Orange verspeiste und sich über Wills Verwirrung amüsierte, schoss es seinem Bruder plötzlich durch den Kopf: »Die Watkins … sie sind alle verschwunden … die ganze Familie!«
    »Oh ja, darauf kannst du dich verlassen.«
    Fassungslos starrte Will Cal an. »Sie wurden entfuhrt!«
    »Es blieb nichts anderes übrig – sie waren ein Problem. Watkins ist zufällig auf einen Luftschacht gestoßen, und wir konnten schließlich nicht zulassen, dass er irgendjemandem davon erzählt.«
    »Aber das kann unmöglich derselbe Mr Watkins sein! Der Mann, den ich kannte, war groß und kräftig. Seine Söhne waren mit mir auf der Schule«, sagte Will. »Nein, das kann einfach nicht derselbe Mann sein.«
    »Er und seine Familie wurden zu Zwangsarbeit verurteilt«, erwiderte Cal kühl.
    »Aber … aber …«, stotterte Will, während er seine Erinnerung an Mr Watkins mit dessen jetzigem Erscheinungsbild in Einklang zu bringen versuchte. »Aber er sieht aus, als wäre er hundert Jahre alt. Was ist mit ihm passiert?« Will musste unwillkürlich an seine eigene und an Chesters Lage denken. War das also ihr Schicksal? Wollten diese Leute sie zur Sklavenarbeit zwingen?
    »Wie ich schon sagte, sie wurden alle zu Zwangsarbeit verurteilt«, wiederholte Cal, nahm eine Birne aus der Schale und schnupperte daran. Als er ein paar Tropfen Blut von Mr Watkins darauf entdeckte, wischte er sie an seinem Hemd ab und biss dann herzhaft hinein.
    Will musterte seinen Bruder mit neu erwachtem Misstrauen und versuchte herauszufinden, was in ihm vorging. Die Wärme und Zuneigung, die er ganz allmählich für ihn zu entwickeln begonnen hatte, schwand dahin. Der Junge hatte etwas Unversöhnliches, ja Feindseliges an sich, das Will nicht verstehen konnte – und auch nicht verstehen wollte. Erst hatte Cal behauptet, er wolle aus der Kolonie fliehen, doch im nächsten Moment verhielt er sich so, als fühlte er sich hier pudelwohl.
    Wills Gedankengänge wurden unterbrochen, als Cal zu Mr Jeromes leerem Stuhl schaute und seufzte. »Das alles ist sehr schwer für Vater, aber du musst ihm Zeit geben. Vermutlich weckst du einfach zu viele Erinnerungen.«
    »Erinnerungen woran?« ,konterte Will, der nicht einen Hauch von Sympathie für den mürrischen alten Mann empfand.
    »Natürlich an Mutter. Onkel Tam sagt, sie hätte immer etwas Rebellisches an sich gehabt.« Cal seufzte und schwieg dann.
    »Aber … ist denn irgendwas Schlimmes passiert?«
    »Wir beide

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