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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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den Kleiderstapel und strich mit den Fingern über die gewachste Hose. Der Stoff war ziemlich rau und fühlte sich fast schuppenartig an; Will nahm an, dass es sich um eine Beschichtung gegen Feuchtigkeit handelte.
    Während Cal sich auf seinem Bett ausstreckte, stieg Will aus seinen alten Sachen und zog die neuen an. Die Kleidung fühlte sich kalt und irgendwie seltsam auf der Haut an. Die Hose war steif und kratzig und wurde mit Metallknöpfen und einem Stoffgürtel geschlossen. Will zog das Hemd an, ohne die Knöpfe zu öffnen, und bewegte dann Arme und Schultern, als wollte er eine neue Haut überstreifen. Zum Schluss schlängelte er sich in den langen Mantel mit der inzwischen vertrauten Pelerine über den Schultern, den hier offenbar alle trugen. Er war froh, dass er seine verschmutzte Kleidung nicht länger tragen musste, doch die neuen Sachen fand er steif und beengend.
    »Keine Sorge, sie werden weicher, wenn sie erst mal warm sind«, sagte Cal, der Wills Unbehagen bemerkt hatte. Dann stand er auf und kletterte über Wills Bett zum Kleiderschrank. Dort kniete er sich hin und zog eine alte Keksdose unter dem Bodenfach hervor.
    »Wirf hier mal einen Blick rein.« Er legte die Dose auf Wills Bett und nahm den Deckel ab. »Das ist meine Sammlung«, verkündete er stolz. Er wühlte in der Dose, holte ein zerbeultes Mobiltelefon heraus und reichte es Will, der es sofort einzuschalten versuchte. Doch das Ding gab keinen Ton von sich. Weder nützlich noch schön. Will erinnerte sich an die bekannte Redewendung, die sein Vater bei solchen Gelegenheiten gern zum Besten gab – im Grunde ziemlich absurd, wenn man bedachte, dass die meisten von Dr. Burrows Paradestücken weder unter die eine noch unter die andere Kategorie fielen.
    »Und sieh dir mal das hier an.« Cal zauberte ein kleines blaues Radio hervor, hielt es Will vor die Nase und drückte auf den Einschaltknopf. Das Gerät knisterte und rauschte vor atmosphärischen Störungen, während Cal an einem der Knöpfe zur Frequenzeinstellung drehte.
    »Hier unten wirst du keinen Sender empfangen«, sagte Will, doch Cal griff bereits wieder in die Keksdose.
    »Und die hier … die sind echt toll.«
    Er strich mehrere zerknitterte, stockfleckige Autoprospekte glatt und reichte sie Will, als handelte es sich um kostbare Pergamenturkunden. Stirnrunzelnd warf Will einen Blick darauf.
    »Das sind ziemlich alte Modelle«, sagte er, während er die Broschüren mit Sportwagen und Familienlimousinen durchblätterte. »Der neue Capri«, las er laut und musste grinsen.
    Er schaute zu Cal und bemerkte den Ausdruck völliger Konzentration auf dessen Gesicht, während er eine Reihe von Schokoriegeln und eine Tüte mit Bonbons auf dem Boden der Keksdose sorgfältig arrangierte. Es schien, als suchte er nach der perfekten Anordnung.
    »Was machst du mit den ganzen Süßigkeiten?«, fragte Will und hoffte, Cal würde ihm vielleicht etwas davon anbieten.
    »Ich hebe sie mir für eine ganz besondere Gelegenheit auf«, sagte Cal, während er liebevoll über einen Früchte-Nuss-Riegel strich. »Ich liebe diesen Geruch.« Er hielt ihn sich unter die Nase und schnupperte intensiv daran. »Das reicht mir völlig … ich brauche ihn gar nicht aufzureißen.« Verzückt verdrehte er die Augen.
    »Und woher hast du das alles?«, fragte Will und legte die Autobroschüren zurück in die Keksdose, wo sie sich wieder zu einer unförmigen Röhre zusammenrollten.
    Vorsichtig warf Cal einen Blick zur Schlafzimmertür und rückte etwas näher zu Will heran. »Von Onkel Tam«, erklärte er mit gesenkter Stimme. »Er überquert die Grenze der Kolonie ziemlich oft. Aber das darfst du niemandem erzählen; er würde sonst in die Verbannung geschickt.« Er zögerte und schaute erneut zur Tür. »Er geht sogar nach Übergrund.«
    »Tatsächlich?«, sagte Will und musterte Cals Miene aufmerksam. »Und wann macht er das?«
    »Hin und wieder.« Cal sprach so leise, dass Will ihn kaum verstehen konnte. »Onkel Tam tauscht Dinge, die …« Er stockte, da ihm bewusst wurde, dass er zu weit ging. »Dinge, die er findet.«
    »Wo findet?«, hakte Will nach.
    »Bei seinen Ausflügen«, erwiderte Cal ausweichend. Dann räumte er seine Schätze zurück in die Keksdose, verschloss sie und schob sie wieder unter den Schrank. Noch während er dort kniete, drehte er sich zu Will um.
    »Du wirst versuchen abzuhauen, stimmt’s?«, fragte er mit einem listigen Grinsen.
    »Was?«, stieß Will hervor, überrascht von dieser

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